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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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sprudelte die Geschichte über ihre Lippen. »Ich habe geschlafen, und die kamen in meine Kabine und haben mich aus dem Bett gezerrt.
    Sie trugen komische Uniformen mit weiten Hosen und Stiefeln.
    Meine Zimmergenossin haben sie einfach so und ohne Warnung erschossen. Ich konnte von überall auf dem Schiff Schüsse hören.«
    »Haben diese Leute gesagt, wer sie waren?«
    »Sie haben überhaupt nichts gesagt. Sie haben ihre Arbeit getan, als würden sie Rinder in einem Schlachthaus töten. Nur einer von ihnen hat gesprochen.«
    »Erzählen Sie mir von dem Mann.«
    Sie griff mit zitternden Händen nach der Flasche und trank noch einen Schluck Tequila. »Er war groß, sehr groß und hager, fast schon ausgemergelt – und bleich, als würde er nie in die Sonne gehen. Er hatte einen langen Vollbart und verfilztes Haar, das aussah, als sei es noch nie gekämmt worden.« Angewidert rümpfte sie die Nase. »Außerdem roch er, als hätte er seit Monaten kein Bad mehr genommen.«
    »Wie war er angezogen?«
    »Ganz in Schwarz, wie irgendein Priester. Aber am schlimmsten waren diese Augen.« Sie erschauderte. »Sie waren viel zu groß für sein Gesicht, rund und völlig starr. Ich glaube, er hat kein einziges Mal geblinzelt. Sie waren wie Fischaugen.
    Tot und völlig emotionslos.«
    »Sie sagen, er hat mit Ihnen gesprochen.«
    »Ich muss ohnmächtig geworden sein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in meiner Koje, und er beugte sich über mich. Sein Atem stank dermaßen, dass ich mich beinahe übergeben hätte.
    Im Schiff war es ruhig. Ich hörte nur diese Stimme, ganz leise, wie das Zischen einer Schlange. Nahezu hypnotisch. Er sagte, außer mir habe man alle an Bord getötet. Ich solle am Leben bleiben, um eine Botschaft zu übermitteln.« Sie fing unwillkürlich an zu schluchzen und erbebte am ganzen Körper, aber ihr Zorn half ihr, sich zusammenzureißen und fortzufahren.
    »Er wollte die NUMA wissen lassen, dass dies die Rache für den Tod seiner Wächter und die Schändung des ›heiligen Geländes‹ sei. Und er fragte, wo Kurt Austin steckt.«
    »Sind Sie sicher, dass er mich namentlich erwähnt hat?«
    »In diesem Punkt irre ich mich ganz bestimmt nicht. Ich sagte, so jemanden gäbe es hier nicht. Er widersprach. Man wisse, dass Sie an Bord der
Argo
seien. Ich sagte, das hier sei nicht die
Argo
. Er ließ einen seiner Männer nachsehen. Als er erfuhr, dass sie das falsche Schiff überfallen hatten, geriet er in Wut. Er sagte, ich solle der NUMA und den Vereinigten Staaten ausrichten, dies sei nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Zerstörungen, die folgen würden.«
    »Gibt es sonst noch etwas?«
    »An mehr kann ich mich nicht erinnern.« Sie starrte stumm ins Leere.
    Austin bedankte sich, ging zu seinem Rucksack, den er auf dem Deck abgelegt hatte, und holte sein Satellitentelefon daraus hervor. Innerhalb weniger Sekunden sprach er mit Gunn.
    »Sind Sie immer noch in der Luft?«
    »Gerade so eben. Wir fliegen mit dem letzten Tropfen Sprit, aber es wird reichen. Sind Sie und Joe okay?«
    »Uns geht es gut.«
    Gunn hörte ihm an, dass noch mehr hinter der knappen Antwort steckte. »Wie sieht’s auf der
Sea Hunter
aus?«
    »Ich möchte nicht am Telefon darüber sprechen, aber es könnte kaum schlimmer sein.«
    »Hilfe ist unterwegs«, sagte Gunn. »Ich habe mit Sandecker gesprochen, und er hat seine Freunde bei der Navy verständigt.
    Man ist uns dankbar, weil wir die Besatzung der
NR-I
gerettet haben. Als Sandecker sagte, Sie könnten Unterstützung benötigen, wurde ein Kreuzer zu Ihnen abkommandiert, der in der Nähe an einer NATO-Übung teilgenommen hat.«
    »Im Augenblick hätte ich auch nichts gegen einen Flugzeugträger einzuwenden, aber ein Kreuzer dürfte reichen.«
    »Das Schiff wird in etwa zwei Stunden bei Ihnen sein.
    Brauchen Sie sonst noch etwas?«
    Austins Miene verhärtete sich, und seine Stimme klang plötzlich schneidend. »Ja. Ich wäre gern fünf Minuten mit einem gewissen glotzäugigen Arschloch allein.«

25
    Die Navy schickte ein bewaffnetes Kommando auf die
Sea Hunter
, konnte jedoch nichts unternehmen, sondern musste auf das Eintreffen der Spurensicherung warten. Austin braucht keinen Fachmann, um zu erkennen, welch tödliche Folge von Ereignissen sich auf dem Schiff mit seinen ahnungslosen Menschen zugetragen hatte. Die Angreifer waren auf dem Seeweg gekommen, hatten sich leise an Bord geschlichen, die Decks durchsucht und systematisch alle Menschen ermordet, abgesehen von der einen Zeugin, die

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