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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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des Raums befand sich ein kleiner Lastenaufzug, der direkt zur Kombüse führte.
    Austin hörte ein gedämpftes Geräusch und legte den Finger um den Abzug. Dann bedeutete er Zavala, sie sollten sich der Stelle von beiden Seiten nähern. Joe nickte und schlich lautlos wie ein Gespenst davon. Austin schob sich entlang der gegenüberliegenden Wand voran und spähte an einem Kartonstapel voller Dosentomaten vorbei. Das Geräusch war nun lauter und klang eher nach einem Tier als nach einem Menschen. Auf der anderen Seite tauchte Zavala auf. Austin hielt sich den ausgestreckten Zeigefinger vor die Lippen und wies auf einen schmalen Spalt zwischen den Paletten. Ein leises Stöhnen drang daraus hervor.
    Kurt signalisierte seinem Partner, er solle ihm Rückendeckung geben. Dann trat er mit der Waffe im Anschlag vor, schwang die Bowen herum, zielte beidhändig zwischen die Kartons und stieß einen derben Fluch aus, als ihm klar wurde, dass er beinahe eine junge Frau erschossen hätte.
    Sie kauerte in dem Zwischenraum und bot einen bedauernswerten Anblick. Das dunkle lockige Haar hing ihr ins Gesicht, die rot geränderten Augen standen voller Tränen, und ihre Nase lief. Der Spalt war ungefähr einen halben Meter breit, so dass sie mit angewinkelten Beinen dort saß und die Arme um die Knie geschlungen hatte. Die Knöchel ihrer geballten Fäuste traten weiß hervor. Als sie Austin erblickte, drang ein tonloses und merkwürdig leierndes Geräusch aus ihrem Mund.
    »Neineineinein.«
    Austin erkannte, dass die Frau unablässig das Wort »nein« wiederholte. Er steckte die Waffe ein und hockte sich hin, damit ihre Gesichter sich auf gleicher Höhe befanden.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Wir sind von der NUMA. Verstehen Sie mich?«
    Sie starrte Austin an und formte lautlos das Wort
NUMA
.
    »Genau. Ich bin Kurt Austin.« Joe stand inzwischen hinter ihm. »Das ist Joe Zavala. Wir kommen von der
Argo
. Wir haben versucht, Ihr Schiff über Funk zu erreichen. Können Sie uns sagen, was passiert ist?«
    Sie schüttelte energisch den Kopf.
    »Vielleicht sollten wir an Deck gehen und etwas frische Luft schnappen«, schlug Zavala vor.
    Sie schüttelte abermals den Kopf. Das hier würde nicht einfach werden. Die Frau war fest in den Zwischenraum eingeklemmt und stand unter Schock. Falls Kurt und Joe versuchten, sie gewaltsam hinauszuziehen, konnte das bei allen Beteiligten zu Verletzungen führen.
    Austin streckte ihr die offene Handfläche entgegen. Sie starrte sie eine Weile an, streckte dann selbst eine Hand aus und strich über seine Finger, als wolle sie sich vergewissern, dass er kein Trugbild war. Die Berührung schien sie in die Gegenwart zurückzuholen.
    »Ich war vor zwei Jahren an Bord dieses Schiffs und kenne Kapitän Brewer sehr gut«, sagte Austin.
    Sie musterte einen Moment lang sein Gesicht. In ihren Augen blitzte etwas auf. »Ich habe Sie schon mal im Hauptquartier der NUMA gesehen.«
    »Das ist gut möglich. In welcher Abteilung waren Sie beschäftigt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich arbeite nicht für die NUMA.
    Mein Name ist Jan Montague. Ich bin Dozentin an der Universität von Texas und als Gastwissenschaftlerin hier.«
    »Wollen Sie nicht lieber herauskommen, Jan? Da drinnen kann es doch gar nicht bequem sein.«
    Sie verzog das Gesicht. »Ich fühle mich langsam wie eine Sardine.«
    Der kleine Scherz war ein gutes Zeichen. Austin half ihr nach draußen und reichte sie an Zavala weiter, der fragte, ob sie verletzt sei.
    »Nein, es geht schon. Ich kann allein laufen.« Sie machte ein paar Schritte und musste sich dann doch auf Joes Arm stützen.
    Sie stiegen aufs Achterdeck hinaus, doch weder die frische Luft noch der Sonnenschein konnten die dunkle Wolke vertreiben, die über dem Schiff hing. Jan setzte sich auf eine Seilrolle und blinzelte ins helle Licht. Zavala reichte ihr eine Taschenflasche mit Tequila, die er – wie er behauptete – zu medizinischen Zwecken im Rucksack bei sich trug. Der Alkohol rötete die Wangen der jungen Frau und weckte die Lebensgeister in ihrem teilnahmslosen Blick. Austin wartete geduldig, dass sie anfangen würde zu erzählen.
    Schweigend starrte sie aufs Wasser hinaus. Irgendwann sagte sie: »Sie kamen aus dem Meer.«
    »Wer?«
    »Die Mörder. Sie kamen bei Tagesanbruch. Die meisten von uns lagen im Bett.«
    »Mit was für einem Boot sind sie gekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Sie waren auf einmal… da. Ein Boot habe ich nie gesehen.« Nach diesem ersten zaghaften Schritt

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