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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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kein Wort über die Lippen. Auf dem Flug von Portland hierher hatte er einstudiert, was er sagen würde, sobald er bei er NUMA eintraf. Und nun schien ihm die Zunge am Gaumen zu kleben. Es erfüllte ihn mit Ehrfurcht, sich im Herzen der größten meereswissenschaftlichen Organisation der Welt zu befinden. Er fühlte sich wie Fred Feuerstein zu Besuch bei den Jetsons. Als Ozeanograph hatte er schon immer vorgehabt, diese Weihestätte aller Meereskundler irgendwann mal zu besichtigen, aber seine Lehrtätigkeit hatte ihn stark beansprucht, und später war dann die Krankheit seiner Frau hinzugekommen.
    Mittlerweile tat er sich schwer damit, Maine zu verlassen, denn er fürchtete, wie er es scherzhaft formulierte, seine Kiemen könnten verstopfen, falls er sich zu weit vom Meer entfernte.
    Die Luft schien vor Energie zu knistern. Jeder, der hier nicht nach einem Touristen aussah, hatte einen Laptop dabei.
    Niemand schleppte etwas mit sich herum, das auch nur entfernt der abgewetzten gelbbraunen Aktentasche in Jenkins schwitzender Hand geähnelt hätte. Er wurde sich unbehaglich seiner zerknitterten Khakihose bewusst, der ausgetretenen Hush Puppies und des verblichenen blauen Chambray-Hemds, das feucht an seinem Körper klebte. Er nahm den lohfarbenen Fischerhut ab und wischte sich mit einem roten Taschentuch den Schweiß von der Stirn, nur um es sofort zu bereuen, weil er dadurch noch mehr nach einem Hinterwäldler aussah. Verlegen stopfte er das Tuch zurück in die Hosentasche.
    »Möchten Sie jemand Bestimmten besuchen?«
    »Ja, aber ich bin mir nicht sicher, wer das sein könnte.«
    Jenkins lächelte entschuldigend. »Bitte verzeihen Sie, dass ich mich so unklar ausdrücke.«
    Die Empfangsdame war mit den Symptomen vertraut. »Da sind Sie nicht der Erste. Dieser Ort wirkt anfangs ein wenig einschüchternd. Mal sehen, was wir herausfinden können. Wie heißen Sie denn?«
    »Roy Jenkins, na ja, genau genommen
Dr.
Leroy Jenkins. Ich habe an der Universität von Maine Ozeanographie gelehrt und bin seit einigen Jahren im Ruhestand.«
    »Das klingt doch schon mal gut. Möchten Sie gern mit jemandem aus unserer ozeanographischen Abteilung sprechen, Dr. Jenkins?«
    Der akademische Titel vor seinem Namen verlieh ihm neuen Mut. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er. »Ich habe ein paar sehr spezielle Fragen.«
    »Dann fangen wir am besten bei den Ozeanographen an. Von dort aus kann man Sie gegebenenfalls weiterleiten.«
    Die junge Frau nahm den Hörer ihres Telefons ab, drückte eine Taste und sprach ein paar Worte. »Fahren Sie gleich hoch, Dr. Jenkins. Meine Kollegin im achten Stock erwartet Sie.« Sie schenkte ihm erneut ein sagenhaftes Lächeln und wandte sich dem nächsten Wartenden zu.
    Jenkins ging zu den Aufzügen, die auf einer Seite der Lobby untergebracht waren. Er grübelte, ob er diese lange Reise unternommen hatte, um sich letztendlich vor irgendeinem jungen gönnerhaften Doktoranden mit stiftbewehrter Hemdtasche lächerlich zu machen, betrat einen der Aufzüge und drückte einen Knopf. Jetzt ist es ohnehin zu spät, dachte Jenkins, als die Kabine nach oben sauste.
    In der neunten Etage des NUMA-Gebäudes saß Hiram Yaeger vor einem hufeisenförmigen Schaltpult und starrte auf einen riesigen Bildschirm, der mitten in der Luft zu schweben schien.
    Darauf war das Abbild eines schmalgesichtigen Mannes mit vorstehenden Augenbrauen zu sehen, der über einem Schachbrett brütete. Dann zog er den weißen Turm zwei Felder weit. Yaeger musterte das Brett einen Moment lang und sagte:
    »Läufer auf Dame fünf. Schach und matt.«
    Der Mann auf dem Monitor nickte und stieß seinen König mit dem Zeigefinger um. »Vielen Dank für das Spiel, Hiram«, sagte er mit deutlichem Akzent. »Das sollten wir unbedingt wiederholen.« Der Schirm schaltete sich aus und glühte blassgrün nach.
    »Sehr beeindruckend«, sagte der Mann mittleren Alters, der neben Yaeger saß. »Anatoli Karpow ist alles andere als ein Stümper.«
    »Das war geschummelt, Hank. Als ich Max Datenbank mit Karpows sämtlichen Partien gefüttert habe, wurden von mir außerdem eine Reihe möglicher Erwiderungen einprogrammiert, die auf Bobby Fischers Strategie basieren. Fischer hat jeden meiner laienhaften Züge einfach wieder aufgehoben und verbessert.«
    »Das alles klingt für mich wie Zauberei«, sagte Hank Reed.
    »Apropos – ich würde gern wissen, wo unsere Pastrami-Sandwiches geblieben sind.« Er leckte sich die Lippen. »Ich glaube, ich würde sogar ohne

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