Flammendes Eis
dürfte sich bis auf das Gebiet des heutigen Arizona erstreckt haben.«
Es wurde still im Raum.
»Razow muss über diese Gefahr Bescheid wissen«, sagte Sparkman schließlich. »Weshalb sollte er so etwas tun?«
Reed hatte eine Theorie. »Die Russen hätten die nördlichen Einöden ihrer Heimat schon immer gern erwärmt, denn es ist eine unglaublich reiche, aber auch sehr unwirtliche Region. Man hat sogar mal ernsthaft erwogen, zu diesem Zweck das Nordpolarmeer atomar zu beheizen. Ein milderes Klima würde die umfassende Erschließung und Besiedlung gestatten.
Gleichzeitig gehen einige Leute davon aus, dass eine weltweite Erwärmung Amerikas Kernland in ein Trockengebiet verwandeln würde.«
»Meine Berater haben mich über das Thema der globalen Erwärmung ins Bild gesetzt«, sagte der Präsident. »Nach meinem Verständnis handelt es sich um einen überaus komplexen Prozess. Es gibt keine Garantie dafür, dass Razow am Ende das gewünschte Ergebnis erhält.«
»Anscheinend ist er gewillt, dieses Risiko einzugehen«, sagte Reed.
»Mein Gott!«, sagte der Präsident. »Das wäre eine Katastrophe von unverstellbaren Ausmaßen.«
»Es wäre sogar noch schlimmer«, stellte Sandecker fest. »Mit seinen großen Schiffen zum Abbau der Methanhydrate und den geschwächten Vereinigten Staaten würde Razow sich in der Lage befinden, die künftige Energieversorgung der ganzen Welt zu kontrollieren. Er könnte der erste globale Diktator werden.«
»Wir müssen den Mann aufhalten«, sagte der Präsident.
»Eine Staffel Kampfflieger könnte kurzen Prozess mit dem Kerl machen«, schlug der Vizepräsident vor.
»Können wir einen solchen Schritt denn im Nachhinein auch stichhaltig begründen, vor allem angesichts der Lage in Russland?«, fragte Wallace.
»Hervorragender Einwand, Mr. President«, sagte Sandecker.
»Wie wir alle wissen, ringen in Russland derzeit rechte und gemäßigte Kräfte um die Macht. Razow würde den Angriff auf ein russisches Schiff als Beweis für die vermeintliche Feindschaft der Amerikaner anführen und könnte dadurch jeden liberalen Einwand im Keim ersticken. Russlands Atomwaffen würden in die Hände einer extremistischen Randgruppe fallen.«
»Aber wir dürfen auch nicht zulassen, dass dieses Schiff seinen Auftrag ausführt«, sagte der Präsident.
Es klopfte leise an der Tür. Die Empfangsdame trat ein, gefolgt von einer jungen Frau mit einem Aktenordner in der Hand. »Verzeihen Sie die Verspätung«, sagte sie atemlos. »Es hat Komplikationen gegeben.«
»Schon gut«, beruhigte Sandecker sie, »aber wie schwierig konnte es sein, ein einzelnes Schiff ausfindig zu machen?«
»Das war kein Problem«, sagte sie und reichte ihm die Unterlagen. »Wir haben das Zielobjekt dermaßen schnell entdeckt, dass wir noch einen Blick auf die restliche Ostküste bis runter nach Florida werfen wollten.«
»Und dabei ist Ihnen ein weiteres Schiff aufgefallen?«
»Genau genommen sind bereits
drei
vor der Ostküste in Stellung gegangen, Sir, und drei weitere scheinen sich auf dem Weg zu befinden. Auch vor der Pazifikküste deutet sich eine ungewöhnliche Aktivität an.«
»Vielen Dank«, sagte Sandecker und schickte sie zurück ins Hauptquartier.
Kaum war sie gegangen, konnte der Präsident nicht länger an sich halten. »
Drei
Schiffe? Und weitere unterwegs? Verdammt!
Wie sollen wir herausfinden, welche Stadt als Ziel vorgesehen ist?« Seine Miene verfinsterte sich. »Und was ist, falls es
mehr
als ein Ziel gibt?«
Sandecker wandte sich an Yaeger. »Hiram?«
»Den schwierigsten Teil der Arbeit haben Kurt und Paul erledigt«, sagte Yaeger. »Dank ihnen konnte ich auf die Daten des Ataman-Schiffs zugreifen, doch die waren nach dem Prinzip der Steganographie verschlüsselt, das heißt, man hatte sie in digitalen Fotografien versteckt. Das ist unter Terroristen heutzutage so üblich, denn die Bilddateien lassen sich nur schwer enträtseln. In diesem Fall hatten wir das Foto einer russischen Speisekarte vor uns. Sie war Teil dessen, was Razow als Operation Troika bezeichnet hat.«
»Razow hat mir erzählt, Troika sei lediglich der Arbeitstitel seines Plans, in drei amerikanischen Städten Handelszentren zu eröffnen«, sagte Austin. »Es sei überhaupt nichts Geheimes daran.«
»In der Speisekarte waren seine Pläne für die wahre Operation versteckt«, fuhr Yaeger fort. »Der Schlüssel zur Dechiffrierung befand sich auf Razows Jacht. Wiederum dank Kurt konnten Max und ich in den dortigen
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