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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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stundenlanger Meditatio n, und er wusch sich nur überaus selten. Manchmal jedoch, wenn das Schiff in einem Hafen lag, verschwand er einfach. Razow ließ ihn verfolgen und fand heraus, dass Boris seine Zeit in heruntergekommenen Bordellen verbrachte. Der Mann schien einen inneren Kampf auszufechten: auf einer Seite der asketische Mönch, auf der anderen der blutrünstige Lüstling.
    Ungeachtet seiner psychischen Probleme stellte Boris für Razow einen wertvollen Ratgeber dar, dessen Wahnsinn durch einen rationalen Verstand gemildert wurde. Und hinsichtlich der NUMA hatte Boris zweifellos Recht. Diese Institution konnte sich durchaus als Bedrohung herausstellen.

8
    Schwarzes Meer
    Das NUMA-Schiff folgte der Route der ursprünglichen
Argo
und hielt auf den Bosporus zu, die Meerenge, durch die Istanbul in einen europäischen und einen kleinasiatischen Teil aufgespalten wurde. Im Gegensatz zu Jason, der das Goldene Vlies mitbrachte, konnte Austin als Ergebnis seiner Arbeit bloß eine Schnittwunde am Kopf, ein durchnässtes Fernsehteam und einen Haufen offener Fragen vorweisen.
    Die Rettungsaktion an dem russischen Küstenstrich war reibungslos verlaufen. Kapitän Atwood hatte Austin und die Fernsehleute mit einem Boot zur
Argo
übersetzen lassen. Die Bergung der Gooney ging einfacher als erwartet vonstatten; im Wesentlichen mussten sie nur die Trümmerstücke einsammeln.
    Austin freute sich überhaupt nicht darauf, Zavala mitzuteilen, dass die von ihm entworfene raffinierte kleine Maschine inzwischen beinahe in einen Schuhkarton passte.
    Während der letzten Fahrt zum Strand sah Austin etwas im Wasser treiben. Es war die Leiche des türkischen Steuermanns, Mehmet. Sie zogen den Toten an Bord des Beiboots und brachten ihn zum Schiff. Der bedauernswerte Anblick ließ Austin daran denken, auf welch tödliches Spiel er sich eingelassen hatte. Mit etwas weniger Glück würde man nun ihn aus dem Wasser holen und in eine Persenning wickeln.
    Er suchte die Krankenstation des Schiffs auf und ließ die Wunde behandeln, duschte und zog sich um. Kaela hatte eingewilligt, etwas auszuruhen und sich dann mit ihm zum Abendessen in der Messe zu treffen. Austin belegte einen Tisch vor einem der großen Fenster mit Ausblick aufs Achterdeck. Er starrte hinunter auf das schäumende Kielwasser der
Argo
und versuchte sich einen Reim auf das Scharmützel am Strand zu machen, als die Reporterin den Raum betrat.
    Kaela trug Jeans und eine ausgeblichene blaue Chambray-Bluse. Die Meereswissenschaftlerin, die ihr diese Kleidung geliehen hatte, musste von kleinerer und breiterer Statur sein.
    Was bei jeder anderen Frau wie eine praktische, aber schlecht sitzende Arbeitskluft gewirkt hätte, gewann an Kaelas schlanker Gestalt eine elegante Raffinesse. Als sie sich dem Tisch näherte, fühlte Austin sich an ein Mannequin erinnert, das auf einem Pariser Laufsteg die neueste Avantgardemode vorführte.
    Lächelnd gesellte sie sich zu ihm. »Irgendetwas riecht hier sehr gut.«
    »Sie haben Glück. Der Küchenchef hat sich für einen italienischen Abend entschieden. Nehmen Sie Platz.«
    Sie setzte sich und schloss die Augen. »Verraten Sie’s mir nicht.« Sie sog die Düfte ein, die aus der Kombüse drangen.
    »Also Antipasti, Trüffelsalat und Champignons mit Oliven, danach ein Schweinefleisch-Risotto.«
    »Fast.« Austin räusperte sich. »Es gibt Pizza. Mit Pilzen. Oder Peperoni, falls Sie es etwas schärfer mögen.«
    Kaela öffnete die Augen und starrte ihn an. »Was ist denn aus Ihrem Vier-Sterne-Koch geworden?«
    Austin bemühte sich, möglichst unschuldig aus der Wäsche zu gucken, aber sein markantes Gesicht gehorchte ihm nicht ganz.
    »Ich gestehe. Ich habe übertrieben. Aber nur mit den besten Absichten. Sie konnten da drüben am Strand eine kleine Aufmunterung gebrauchen.«
    »Und
Sie
sahen aus, als wären Sie mit dem Kopf durch eine Scheibe geflogen. Wie schön, dass es Ihnen besser geht.«
    »Erstaunlich, welche Wunder man mit Nadel, Faden und Tupfer bewirken kann.«
    Kaela schaute zum Tresen herüber. »Wie ist die
Pizza

    »Beinahe so gut wie in einem Nobelrestaurant. Vor allem, wenn man sie mit einem solchen Nektar herunterspülen kann.«
    Er griff unter den Tisch und holte eine Flasche Brunello Chianti Classico hervor. »Bei unserem Zwischenstopp in Venedig habe ich eine Kiste davon gekauft.«
    »Sie stecken
voller
Überraschungen, nicht wahr?«, rief Kaela lachend.
    »Verzeihen Sie, dass das Abendessen nicht ganz der Ankündigung

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