Flammendes Eis
Ihnen von meiner Vergangenheit, wenn Sie das Gleiche für mich tun.«
»Okay, fangen Sie an.«
Sie trank noch einen Schluck Chianti. »Ich wurde im kalifornischen Oakland geboren und Katherine Ella getauft.
Katherine nach der Mutter meines Vaters und Ella nach Ella Fitzgerald, der Lieblingssängerin meiner Mutter. Mein Nachname war Doran. Als ich zum Fernsehen ging, verkürzte ich das Ganze zu Kaela Dorn. Meine Mutter war Ballettlehrerin in einem afroamerikanischen Gemeindezentrum, und mein Vater war ein langhaariger, Pot rauchender Hippie irischer Abstammung, der nach Berkeley gegangen war, um gegen Vietnam und alles mögliche Andere zu protestieren.«
»So etwas gab’s in den Sechzigern häufiger.«
Sie nickte. »Dad hat seine Liebesperlen und die Bongos irgendwann beiseite gelegt und lehrt heute in Berkeley amerikanische Zeitgeschichte mit Schwerpunkt auf den Protestbewegungen der Sechziger und Siebziger. Seinen Bart trägt er immer noch, aber der ist inzwischen sehr viel weißer als früher.«
»Das kommt in den besten Familien vor«, sagte Austin und deutete auf sein vorzeitig ergrautes Haar.
»Als Kind war ich ziemlich aufsässig. Daran ist Dad schuld.
Eines Tages tauchte meine Mutter an der Ecke auf, wo ich immer mit den Kids einer Straßenbande herumhing, und zerrte mich in eine ihrer Ballettstunden, wo sie mich im Auge behalten konnte. Und ich tauschte die Kluft der Gang gegen ein Tutu ein.
Ich war keine schlechte Tänzerin.«
Die Frau, die Austin gegenübersaß, schien wie geschaffen für den Tanz. »Sie waren bestimmt so anmutig wie die Pawlowa.
Alles andere würde mich überraschen.«
»Danke«, sagte sie. »Es lief ganz passabel, aber auf Zehenspitzen zur Musik der
Nussknackersuite
herumzutrippeln konnte meine Abenteuerlust nicht so recht befriedigen. Auch daran ist Dad schuld. Er ha t sich in Khartum und Neu-Delhi herumgetrieben, bevor es ihn nach Westen verschlug, um uns alle eigenhändig zum Rückzug aus Vietnam zu bewegen. Ich ging nach Berkeley, studierte englische Literaturwissenschaft und bekam eine Praktikantenstelle bei einem örtlichen Fernsehsender, der seine Minderheitenquote erfüllen wollte.
Irgendwann hatte ich keine Lust mehr, Berichte über blutige Autounfälle vom Teleprompter abzulesen. Als ich von der freien Stelle bei
Unbelievable Mysteries
hörte, habe ich die Chance ergriffen, exotische und ungewöhnliche Orte besuchen zu können und dafür auch noch ziemlich gut bezahlt zu werden.
Okay, hier sitze ich nun. Wie steht’s mit Ihnen? Wie sind Sie dazu gekommen, Mädchen in Not und ihre Freunde zu retten?«
Austin lieferte ihr eine gekürzte Fassung seiner Lebensgeschichte, verschwieg jedoch die Dienstzeit bei der CIA und dehnte hier und da einige Zeitangaben, damit alles zusammenpasste. Kaela hörte aufmerksam zu, und falls ihr auffiel, dass er ein wenig großzügig mit der Wahrheit umging, ließ sie es sich zumindest nicht anmerken.
»Es überrascht mich nicht, dass Sie schnelle Boote mögen, alte Duellpistolen sammeln oder sogar gern Progressive Jazz hören. Bemerkenswert finde ich vor allem, dass Sie Philosophie studieren.«
»Ich weiß nicht, ob
studieren
das richtige Wort dafür ist.
Sagen wir lieber, ich habe ein paar Bücher zu dem Thema gelesen.« Er dachte kurz nach. »›Man kann sich nichts noch so Seltsames und Unglaubhaftes denken, das nicht von irgendeinem Philosophen irgendwann einmal gesagt worden wäre.‹ Rene Descartes.«
»Und das heißt?«
»Ich lerne in meinem Beruf jede Menge seltsame Vorkommnisse und Menschen kennen. Es tröstet mich, dass aus dem Blickwinkel der Philosophie alles auf bekannten Ursachen basiert. Habgier, Geiz, Verderbtheit. Und umgekehrt Güte, Großzügigkeit, Liebe… Plato hat mal gesagt…« Austin registrierte Kaelas Blick. »Verzeihung. Ich klinge wie ein Professor.«
»Ich habe noch nie einen Professor getroffen, der vom Himmel hinabstößt, um es ganz allein mit einer Verbrecherbande aufzunehmen.« Sie sah ihn prüfend an.
»Erzählen Sie mir, was genau
ist
dieses Team für Sonderaufgaben eigentlich? Jemand hat vorhin eine Bemerkung darüber gemacht.«
»Das lässt sich gar nicht so leicht beschreiben. Wir sind insgesamt vier Leute, jeder mit einem eigenen Fachbereich. Joe Zavala ist Schiffsingenieur und entwirft viele unserer Fahrzeuge. Dieser Ultraleichtflieger wurde auch von ihm konstruiert. Joe kann alles steuern, was schwimmt, fliegt oder taucht. Paul Trout ist Tiefseegeologe und hat an der Oceanographic
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