Flammendes Eis
ernst. »Es gibt keinen Zweifel mehr. Russland steht am Rand eines Aufstands der Neo-Kosaken, der das ganze Land erfassen und alle Fortschritte zunichte machen wird. Die rechtsgerichteten Kräfte haben den Zar und seine Familie bereits heilig sprechen lassen. Und Razow ist gewillt, die ehrwürdige Nachfolge anzutreten.« Er lächelte. »Welcher Politiker kann schon behaupten, von einem Heiligen abzustammen?«
»Die meisten nehmen für sich in Anspruch, selbst Heilige zu sein. Aber ich verstehe, was Sie meinen. Welche Rolle spielen Sie dabei, Iwan? Arbeiten Sie für den KGB?«
»Der KGB wurde von Razows Leuten infiltriert. Ich führe eine kleine geheime Gruppe, die all diejenigen im Auge behalten soll, von denen eine Gefahr für Russlands Stabilität ausgeht. Wir sind unmittelbar dem Präsidenten unterstellt. Aber Sie wissen noch nicht alles, Mr. Austin, denn auch Ihr Land is t betroffen. Razow hält die Vereinigten Staaten für das Oberhaupt einer finsteren Verschwörung, die weitgehend für Russlands Leiden verantwortlich sei. Er glaubt, dass die USA überall auf der Welt vorsätzlich ihren Einfluss geltend machen, damit Russland verarmt und rückständig bleibt. Viele Parlamentsmitglieder teilen diese Ansicht.«
»Amerika hat viele Feinde. Das lässt sich nicht vermeiden, wenn man die einzige Supermacht ist.«
»Dann können Sie Razow mit auf die Liste setzen. Aber er hat nicht nur politische Gründe – auch ein persönliches Motiv spielt eine Rolle. Als die Amerikaner vor einigen Jahren Belgrad bombardiert haben, wurde dabei auch seine Verlobte getötet.
Soweit ich weiß, war Irina wunderschön, und er hat ihren Verlust nie verwunden. Daher möchte ich Ihnen nachdrücklich raten, den Mann sehr ernst zu nehmen – zumal es Anzeichen dafür gibt, dass er Ihrem Land großen Schaden zufügen will.«
»Auf welche Weise?«
Petrow hob beide Hände. »Das wissen wir nicht. Wir kennen lediglich den Decknamen dieses Vorhabens: Operation Troika.«
»Dann haben Sie Ihre und meine Zeit verschwendet. Sie sollten sich über diplomatische Kanäle mit den höheren Stellen der amerikanischen Regierung in Verbindung setzen.«
»Das ist bereits geschehen. Wir haben deutlich gemacht, dass wir jedes offene Eingreifen vermeiden sollten.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Weiße Haus und das Pentagon eine solche mögliche Bedrohung ignorieren werden, nicht heutzutage. Sie haben auf schmerzhafte Weise gelernt, derartige Gefahren ernst zu nehmen.«
»Ja, unsere Position hat ihnen nicht unbedingt gefallen. Wir haben ihnen mitgeteilt, dass durch eine zu unbeholfene Reaktion all unsere Anstrengungen vereitelt und der wie auch immer geartete Angriff Razows ausgelöst werden könnten.«
»Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Bedrohung und dieser Marinebasis?«
»Ziehen Sie Ihre eigenen Schlüsse. Der Stützpunkt wurde für U-Boote mit Mittelstreckenraketen eingerichtet, die damals im Schwarzen Meer patrouillierten, um die Türken einzuschüchtern, weil diese den Amerikanern den Bau von Außenposten gestatteten. Nach dem Niedergang der sowjetischen Regierung wurde das Gelände aufgegeben und wurde jahrelang nicht genutzt. Dann hat Razow es vom Staat gepachtet. Seine Schiffe fuhren ein und aus. Die Kosaken, auf die Sie gestoßen sind, wurden in der Nähe als Wächter postiert.«
»Wieso die komischen Kostüme und alten Waffen?«
»Das hat etwas mit der Symbolik dieser Sache zu tun. Razow staffiert einige seiner Männer aus, als würden sie noch immer in der Kavallerie des Zaren dienen. Aber täuschen Sie sich nicht.
Er hat aus den Beständen der ehemaligen Sowjetunion viele moderne Waffen an sich gebracht.«
»Warum sind Sie noch nicht gegen diese Kerle vorgegangen?«
»Wir haben die Leute beobachtet und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Dann sind Sie dort hineingestolpert.«
»Tut mir aufrichtig Leid. Jemand wurde überfallen und brauchte Hilfe.«
»Wir glauben, dass Razow gegen die USA vorgehen will,
bevor
er hier die Macht ergreift.«
»Ich kann Ihnen bei den weiteren Nachforschungen behilflich sein.«
Petrow schüttelte heftig den Kopf. »Wir brauchen keine amerikanischen Cowboys, die hier mit gezogener Waffe den starken Mann markieren.«
»Ich auch nicht. Ich bin mittlerweile Wissenschaftler bei der NUMA.«
»Das ist eine gelinde Untertreibung. Sie sind berüchtigt für Ihre großzügige Auslegung von Befehlen. Und ich weiß von Ihrem Team für Sonderaufgaben. Mein Büro verfügt über
Weitere Kostenlose Bücher