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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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auseinander. Bei einer Tsunami geht es um bis zu fünfhundert Kilometer und mehr.«
    »Ich habe schon ein paar ganz schön zerstörerische Uferwellen erlebt.«
    »Ich auch. Aber diese gewöhnlichen Wellen haben eine kurze Lebensdauer und werden nicht schneller als fünfzehn bis dreißig Kilometer pro Stunde. Eine Tsunami hat Hunderte von Meilen und viele Stunden Zeit, um Energie aufzubauen. Je tiefer das Wasser, desto schneller die Welle. Deshalb kann eine Tsunami auf ihrem Weg quer über den Ozean bis zu tausend Kilometer pro Stunde zurücklegen, obwohl die Schiffe nichts davon bemerken und man sie aus der Luft nicht sehen kann. Ich erkläre es dir an einem Beispiel. 1960 wurde durch ein Seebeben bei Chile eine solche Welle über den Pazifik geschickt. Auf dem offenen Meer war sie nicht mal einen Meter hoch. Als sie zweiundzwanzig Stunden später auf die japanische Küste traf, erreichte sie eine Höhe von sechs Metern und tötete zweihundert Menschen. Dann wanderte sie noch mehrere Tage durch den Pazifik und richtete überall Schäden an.«
    »Wenn es auf offener See nur eine kleine Welle ist, wie hast du dann bemerkt, welche Gefahr uns droht?«
    »Ich war draußen bei der Felsbank, wo es relativ flach ist. Die Welle wurde durch die Untiefe abgebremst und wölbte sich auf.
    Sie kam langsamer voran, aber die gesamte aufgestaute Wucht war noch da und musste irgendwohin entweichen. Wenn eine Tsunami sich dem Ufer nähert, verwandelt sie das unscheinbare kleine Meer in ein Ungeheuer. Manchmal erhebt es sich zu einer riesigen Welle. Es kann aber auch in einer Folge von Brechern auslaufen oder eine Springflut bilden, fast wie eine Reihe von Stufen mit steil abfallender Vorderseite. Oder es saugt das Wasser ein und spuckt es wieder aus.«
    »So war es hier. Als hätte jemand im Hafen den Stöpsel gezogen.«
    Jenkins nickte. »Tsunamis sind faszinierend und sehr anpassungsfähig. Riffe, Buchten, Flussmündungen oder die Neigung des Ufers können Einfluss auf die Schadenswirkung nehmen. Manchmal erreichen die Wellen eine Höhe von dreißig Metern und mehr, aber meistens branden sie einfach voran. Es kommt darauf an, was sich im Weg befindet. Sie können sich um eine Landzunge oder Insel wickeln und auf der Rückseite zuschlagen. Und wenn man sie einengt, wird es noch gefährlicher, denn all diese Energie staut sich immer weiter an.«
    Er wies aus dem Fenster auf den Flusslauf, der in den Hafen mündete. Die hohen Uferböschungen waren mit Trümmern übersät. »Sie können sogar einen Fluss hinaufwandern, so wie hier.«
    »Gott sei Dank hat noch niemand in Jack Shragers Häusern gewohnt, sonst würden in unserem Hafen jetzt nicht Trümmer, sondern jede Menge Leichen treiben. Und zum Glück hast du diese Welle gesehen und die Gefahr erkannt.«
    »Das war mehr als Glück.« Jenkins rief durch einen Mausklick eine Weltkarte auf, auf der mehrere Länder mit Pfeilen markiert waren. »Seit 1990 haben Tsunamis mehr als vierhundert Menschen getötet und Schäden in Milliardenhöhe verursacht.« Er deutete mit ausgestrecktem Finger auf den Bildschirm. »Diese hier in Neuguinea war besonders entsetzlich.
    Die Welle erreichte eine Höhe von vierzehn Metern und traf auf einen dreißig Kilometer breiten Küstenstrich. Wenige Minuten später waren mehr als zweihundert Menschen tot.«
    Er schaltete zu einer Simulation um. »Du siehst hier die Nachbildung eines Vorfalls aus dem Jahr 1923. Die durch ein Beben ausgelöste Woge trifft auf ein japanisches Dorf. Im Pazifik kommen hohe Wellen häufig vor. Dieser Ozean wird vom ›Feuerring‹ umgeben, den Rändern all jener tektonischen Platten, die sich immerzu bewegen.«
    »Ich möchte ja nicht spitzfindig sein, aber wir befinden uns hier am
Atlantik
, nicht am Pazifik, und an der Küste von Maine, nicht der von Japan. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht und noch nie von einem Beben gehört.«
    »Du hast vermutlich schon mehr winzige Erdstöße erlebt, als dir bewusst ist, aber prinzipiell hast du natürlich Recht. Deshalb habe ich mir auch über andere Ursachen Gedanken gemacht.
    Tsunamis, die durch Erdrutsche entstehen, kommen seltener vor.
    Andere Möglichkeiten sind Vulkanausbrüche oder große Meteoriten.«
    »Soweit ich weiß, gibt’s hier in der Gegend nicht allzu viele Vulkane.«
    »Sei froh. Im Jahr 1883 hat der Krakatau Wellen von dreißig Metern Höhe verursacht und viele Tausend Opfer gefordert.
    Falls in der Mitte des Atlantiks ein Asteroid von acht Kilometern Durchmesser

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