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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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hübschen Raum und die ordentlichen Aktenschränke und Bücherregale.
    »Danke, Charlie. Ich wünschte, ich könnte das Lob für mich selbst verbuchen.« Er nahm das gerahmte Foto einer gut aussehenden Frau mittleren Alters, die am Ruder eines Segelboots stand und direkt in die Kamera lächelte. »Mary wusste, dass das Hummerfischen mein Gehirn nicht vor dem Einrosten bewahren würde. Es war ihre Idee, mir hier oben ein Arbeitszimmer einzurichten. Du weißt doch, wie sie war. Sie konnte aus einem Kiesel einen Diamanten schleifen.«
    »Und auch bei dir hat sie einige der rauen Kanten recht gut abgeschliffen.«
    Jenkins lachte. »Das ist ein wahres Wunder, wenn man bedenkt, welches Ausgangsmaterial ihr zur Verfügung stand.«
    Er sah wieder aus dem Fenster. »Anscheinend geht’s da unten gut voran.«
    »Wir sind im Hafen bald fertig. Es gab ein paar Befürchtungen, die Treibstofftanks könnten leckgeschlagen sein, aber die Jungs von der Umweltbehörde haben alles unter Kontrolle bekommen. Die vielen Reporter gehen mir auf den Geist. Und irgendwie scheine ich ständig den Versicherungsleuten im Weg zu stehen.« Er deutete auf den Computer. »Wie ich sehe, warst du fleißig. Hast du schon eine Erklärung gefunden?«
    »Ich hab’s versucht. Nimm dir einen Stuhl, und schau’s dir selbst an. Du als Polizist kommst vielleicht auf die richtige Idee.«
    Wenngleich der Chief sich sehr umgänglich gab und ausdrückte, war er durchaus kein Bauerntölpel, sondern hatte einen Universitätsabschluss in Kriminalistik. Er schnaubte skeptisch, zog einen Hocker neben Jenkins Stuhl und richtete seinen Blick auf den Computermonitor.
    »Was ist dieses Ding, das wie eine trächtige Schlange aussieht?«
    Jenkins zog eine Augenbraue hoch. »Rorschach hätte viel Spaß mit dir. Was weißt du über Tsunamis?«
    »Ich weiß, dass ich nie wieder eine miterleben möchte!«
    »Das ist ein guter Anfang. Ich tue mal so, als wäre ich wieder Professor, und halte dir einen kurzen Vortrag.« Er schrieb
tsu
und
nami
auf einen Block. »Diese beiden Worte stehen für zwei japanische Schriftzeichen, welche wiederum ›Hafen‹ und ›Welle‹ bedeuten. 1963 wurde im Rahmen einer internationalen Konferenz dieser Fachbegriff eingeführt, um Verwechslungen zu vermeiden.«
    »Ich dachte bisher, die Dinger heißen Flutwellen.«
    »Das ist eine zwar populäre, aber nicht ganz zutreffende Bezeichnung. Die Flut ist eine der Gezeiten und entsteht durch den Einfluss der Gravitation von Mond, Sonne und Planeten.
    Auch wir Wissenschaftler lagen lange Zeit daneben. Wir haben von seismischen Meereswogen gesprochen, was beinhaltet, dass Tsunamis allein durch Erdbeben ausgelöst werden. Dabei ist das nur
eine
der möglichen Ursachen.«
    »Glaubst du, ein
Beben
ist für das Durcheinander da draußen verantwortlich?«
    »Ja. Nein. Vielleicht.« Er lächelte über die verwirrte Miene des Chiefs und riss ein Blatt von dem Block ab. »Hier ist der wahre Übeltäter.« Er hielt das Papier waagerecht. »Stell dir vor, dies sei der Meeresgrund.« Er schob die Enden zusammen, so dass die Mitte sich emporwölbte. »Ein Beben tritt immer dann auf, wenn tektonische Platten aneinander stoßen und den Meeresboden verformen. Dieser Hügel stößt eine Wassersäule bis zur Oberfläche hinauf. Und das Wasser versucht, wieder ins Gleichgewicht zu kommen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Jenkins überlegte kurz. »Stell dir Joe Johnson, unseren stadtbekannten Säufer vor, wie er nach einem Kneipenabend heimwärts torkelt. Er läuft nur deswegen im Zickzack, weil der Alkohol seinen Gleichgewichtssinn beeinträchtigt, und versucht immer wieder, nicht zu weit vom Weg abzukommen. Manchmal schafft er das nicht rechtzeitig, knallt gegen eine Wand und wird ohnmächtig.« Er runzelte die Stirn. »Na gut, der Vergleich hinkt ein wenig.«
    »Ich begreife, was du meinst.«
    »Dann stell dir Joe als die Wassersäule und die Wand als die Küste von Maine vor. Nur dass in diesem Fall die Wand das meiste abbekommt, nicht Joe.«
    »Warum ist nicht jede Welle eine potenzielle Flutw… ich meine, eine Tsunami?«
    »Ich wusste, dass dein logischer Polizeiverstand sich melden würde. Es gibt
zwei
Gründe. Zeit und Entfernung. Die Zeit zwischen zwei Wellen am Strand beträgt fünf bis zwanzig Sekunden. Bei einer Tsunami kann diese Spanne zwischen zehn Minuten und zwei Stunden liegen. Den Abstand von einer Woge zur nächsten bezeichnet man als Wellenlänge. Uferwellen liegen hundert bis zweihundert Meter

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