Flammendes Eis
Zimmerschlüssel sowie einen Umschlag. »Diese Nachricht wurde heute für Sie hinterlassen.«
Paul öffnete den Umschlag, entfaltete den darin befindlichen Zettel und gab ihn Gamay. Sie las den Satz, der in ordentlichen Druckbuchstaben auf dem Hotelpapier stand: »Meldet euch so bald wie möglich. A.«
Es folgte eine Telefonnummer.
»Die Pflicht ruft«, sagte Paul.
Gamay verdrehte die Augen. »Manchmal ruft die Pflicht aber auch im denkbar ungünstigsten Moment!« Sie riss ihm den Schlüssel aus der Hand und ging zum Fahrstuhl.
Oben in ihrem Zimmer schlug Paul vor, Gamay möge ruhig als Erste unter die Dusche gehen. Er würde unterdessen Kurt verständigen. Sie nahm das Angebot ohne zu zögern an und hinterließ auf dem Weg ins Badezimmer bereits eine Spur aus Kleidungsstücken. Paul beschloss, sie hätten sich eine kleine Erfrischung verdient, rief beim Zimmerservice an und bat um einen Shaker mit trockenen Martinis. Das Tablett traf ungefähr zur selben Zeit ein, als das Geräusch der Dusche aufhörte. Paul füllte eines der Gläser und klopfte an die Badezimmertür. Sie ging auf, eine Dampfwolke quoll hervor, und eine Hand griff nach dem Martini. Nachdem er auch sich selbst einen Drink eingeschenkt hatte, ließ er sich auf dem Sofa nieder, legte die langen Beine auf einen Schemel, trank einen wohltuenden Schluck und befand den Cocktail als recht anständig für Istanbuler Verhältnisse. Solchermaßen gestärkt für die bevorstehende Aufgabe, wählte er die Nummer, die auf Austins Zettel stand.
»Wir sind zurück in Istanbul«, sagte Trout, als Kurt sich meldete. »Deine Nachricht ist angekommen.«
»Gut. Wie war die Reise?«
»Informativ und voller Überraschungen.« Trout lieferte ihm eine kurze Zusammenfassung.
»Deine Beschreibung von Razows Jacht klingt nach einem FastShip. Vermutlich wird sie durch Gasturbinen angetrieben und ist damit doppelt so schnell wie vergleichbare Schiffe.
Raffiniert. Razow kann seine Operationszentrale innerhalb weniger Tage an jeden Ort auf diesem Erdball verlegen. Ich bin froh, dass niemand ernstlich verletzt wurde, aber das mit dem Haus des Professors tut mir Leid. Gleich nach unserem Gespräch werde ich veranlassen, dass er und sein Sohn eine offizielle Einladung der NUMA erhalten.«
»Die beiden werden begeistert sein. Wie ist euer Ausflug verlaufen?«
»Genau wie du und Gamay wurden auch wir herzlich willkommen geheißen, aber ich würde es nicht unbedingt als Ferienort empfehlen. Alles Weitere erzähle ich euch bei unserem Treffen.«
»Ich kann’s kaum erwarten.«
»Es wird schneller gehen, als du glaubst. Ich bin auf der
Argo
und könnte unverzüglich die Hilfe eines Tiefseegeologen und einer Meeresbiologin gebrauchen, die für wenig Geld harte Arbeit leisten.«
»Leider kenne ich zwei arme Taugenichtse, auf die deine Beschreibung genau zutrifft.«
»Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann. Für den Transport ist bereits gesorgt. Wie bald könnt ihr aufbrechen?«
»Wir sind erst vor ein paar Minuten hier im Hotel angekommen, also brauchen wir nicht einmal unsere Sachen zu packen.« Paul sah zur Badezimmertür und lächelte. Gamay sang ›Gonna Wash That Man Right Out of My Hair‹. »Dürfen wir vorher noch unsere Martinis austrinken?«
»Na klar, Paul, gern auch
zwei
. Ihr werdet euch den Platz mit einem VIP aus den Staaten teilen, und der trifft erst in einigen Stunden am Flughafen ein.«
»Hervorragend! Wir dürfen gemeinsam mit dem fetten Senator Claghorn reisen, der sich die Haare immer seitlich über die Glatze kämmt.«
Austin kicherte. »
Unglaublich.
, Paul, an dir ist ein Hellseher verloren gegangen. Woher wusstest du, dass es der gute Senator sein würde?«
»Das war bloß geraten. Ich sage gleich mal Gamay Bescheid.
Bis heute Abend dann.«
Paul notierte sich Zeit und Ort ihrer Abreise. Als er auflegte, kam Gamay aus dem Bad. Sie hatte sich ein Handtuch um den schlanken Leib gewickelt, trug ein weiteres als Turban auf dem Kopf und hielt das halb leere Martiniglas in der Hand. Die Dusche und der Drink hatten sie besänftigt. Als Paul ihr von dem baldigen Aufbruch erzählte, lächelte sie sogar und sagte, Kurt und Joe würden ihr fehlen.
Dann ging er unter die Dusche, und Gamay bestellte beim Zimmerservice Lammkebab und Fladenbrot. Das Essen wurde serviert, als sie soeben mit dem zweiten Martini angefangen hatten. Danach zogen sie sich an und stiegen satt, sauber und erfrischt in ein Taxi zum Flughafen. Diesmal hegte der Chauffeur
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