Flammendes Eis
keinerlei Suizidabsichten, und abgesehen von dem wie üblich dichten Verkehr verlief die Fahrt ereignislos.
Sie folgten Austins Anweisung und ließen sich abseits des Hauptterminals in einem Bereich absetzen, der von kleinen Privatfluglinien genutzt wurde. Dort gingen sie zu einem Hangar, vor dem im Scheinwerferlicht ein mittelgroßer türkisfarbener Helikopter schimmerte. Auf der Seite des Rumpfs stand in schwarzen Buchstaben NUMA geschrieben. Der Rotor drehte sich langsam, weil die Motoren bereits warmliefen. Der Pilot stand auf dem Hallenvorfeld und unterhielt sich mit jemandem. Obwohl dieser Mann den Trouts den Rücken zuwandte, erkannten sie sofort das lichte Haar und die schmalen Schultern und Hüften des stellvertretenden Leiters der NUMA.
Rudi Gunn drehte sich um, begrüßte sie breit grinsend und wies mit dem ausgestreckten Daumen auf die offene Tür des Hubschraubers.
»Kann ich Sie mitnehmen?«
Gamay wandte sich an Paul. »
Das
also ist der fette Senator mit der Glatze, von dem du mir erzählt hast?«
Trout versuchte es mit einem klassischen Ausweichmanöver.
»Um Gottes willen, Rudi, warum haben Sie uns denn nicht verraten, dass Sie dieser ominöse VIP sind?«
»Ich wollte Ihnen den Spaß nicht verderben. Admiral Sandecker war der Meinung, ich sollte mich in der Nähe befinden, falls es brenzlig wird. Also war ich in Athen, um dort die NUMA auf einem meeresarchäologischen Fachkongress zu vertreten, und konnte per Learjet innerhalb kürzester Zeit hier sein. Der Helikopter ist von einem Projekt in der östlichen Ägäis eingeflogen. Nachdem Kurt dem Admiral mitgeteilt hatte, er könne jetzt den größten Teil des ›Pakets‹ liefern, hielt Sandecker äußerste Eile für angebracht.«
»Welches Paket?«, fragte Paul.
»Ich erzähle Ihnen unterwegs alles, was ich weiß. Wollen wir?«
Sie stiegen ein und nahmen in der geräumigen Kabine Platz.
Die Motoren kamen auf Touren, und wenige Minuten später erhob der Sikorsky S-16C sich flink in die Luft. Unter ihnen breitete sich auf den zwei Kontinenten beidseits des Bosporus wie ein verzierter Gobelin das Lichtermeer Istanbuls aus. Der Helikopter ging auf nördlichen Kurs und erreichte dank der beiden Arriel- Triebwerke sehr schnell seine Reisegeschwindigkeit von zweihundertachtzig Kilometern pro Stunde.
In den Kopfhörern erklang in gedehntem Tonfall die Stimme des Piloten.
»Hallo, Leute. Ich heiße Mike. Machen Sie es sich bequem.
Ausreichend Platz müsste ja vorhanden sein. Diese Mühle wurde als Transportmaschine für Bohrinseln entworfen, ist also so eine Art fliegender Omnibus und kann bis zu zwölf Passagiere aufnehmen. Sie haben Glück, dass Sie nicht in die andere Richtung unterwegs sind, denn auf dem Rückflug dürfte es deutlich enger werden. An der Trennwand zum Cockpit steht eine Thermosflasche Kaffee. Bitte bedienen Sie sich, und sagen Sie Bescheid, falls Sie noch etwas brauchen. Ansonsten lehnen Sie sich einfach zurück, und genießen Sie den Flug.«
Gunn schenkte allen Kaffee ein und reichte die dampfenden Becher weiter. »Ich freue mich, Sie beide zu sehen. Tut mir Leid, dass wir Ihren Arbeitsurlaub verkürzen mussten. Offiziell sind Sie immer noch in den Ferien, ich sitze in einem Hörsaal des griechischen Landesmuseums für Archäologie, und dieses Treffen findet gar nicht statt.«
»Was geht hier vor, Rudi?«, fragte Paul. »Wir haben bisher nur ein paar Einzelheiten erfahren.«
»Über das Gesamtbild bin ich mir auch noch nicht im Klaren, aber Folgendes steht fest: Vor einigen Tagen wurde Admiral Sandecker zu einer Besprechung mit dem Präsidenten und seinen Beratern ins Weiße Haus gebeten. Die Regierung war besorgt wegen der sich verschlechternden politischen Lage in Russland. Manche der Teilnehmer kritisierten Sandecker, weil dieser Kurt angeblich gestattet hatte, in der Nähe eines verlassenen sowjetischen Marinestützpunkts illegal auf russisches Hoheitsgebiet vorzudringen. Sie fürchteten, die russische Opposition könnte durch diesen Zwischenfall zusätzlichen Druck auf die Moskauer Regierung ausüben und deren ohnehin prekäre Situation noch verschärfen. Der Admiral hat sich daraufhin entschuldigt, die unglücklichen Begleitumstände des Vorfalls erläutert und angeboten, persönlich mit den Russen zu sprechen. Dieses Angebot wurde abgelehnt. Dann fragte er, was das Weiße Haus hinsichtlich der
NR-I
zu tun gedenke. Seltsamerweise hatten der Präsident und seine Leute völlig vergessen, Sandecker vom Verschwinden
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