Flammenherz (German Edition)
jetzt brauchte.
Malcolm, der sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten konnte, hatte sich auf meinen energischen Befehl hin, in einen der Sessel gesetzt. Da er sich hartnäckig weigerte, schlafen zu gehen, bestand ich darauf, dass er es sich wenigstens gemütlich machte.
Es dauerte nicht lange bis seine Atemzüge gleichmäßig und völlig entspannt waren. Als ich zu ihm sah, lag sein Kopf seitlich auf seiner Schulter und er schnarchte zufrieden. Sein Mund stand halb offen und er sabberte, was mich zum Schmunzeln brachte. Ich war froh, dass er nun endlich etwas zur Ruhe gekommen war.
Irgendwann, ich weiß nicht, wie spät es war, legte ich mein Buch zur Seite und rieb mir erschöpft die Augen. Das Lesen bei Kerzenlicht war anstrengend und in solchen Momenten vermisste ich meine eigene Leselampe. Ich streckte mich und gähnte. Als Malcolm daraufhin laut grunzte, zuckte ich erschrocken zusammen.
Unentschlossen trat ich von einem Fuß auf den anderen und biss mir nachdenklich auf die Unterlippe. Sollte ich hier warten bis Caleb wieder zurück war oder mich schlafen legen? Es war spät und ich war sehr müde, aber ich bezweifelte, dass ich einschlafen konnte.
Andererseits war ich mir jedoch sicher, dass Caleb mich sofort aufsuchen würde, wenn er zurückgekommen war. Mit einem lauten Seufzen beschloss ich, auf mein Zimmer zu gehen.
Vorsichtig öffnete ich die Tür und verzog das Gesicht, als sie laut knarrte. Ich sah zu Malcolm, doch der regte sich nicht. Ich wollte ihn nicht aufwecken, denn er hatte in den letzten Tagen kaum ein Auge zugetan und es würde sicher nicht schaden, wenn ich ihn schlafen ließ. Mir drohte keine Gefahr, da war ich mir sicher, doch wie sich herausstellen sollte, täuschte ich mich.
Ich stieg die Treppen nach oben und schlich leise den Gang entlang zu meinem Zimmer. Als ich die Tür öffnete, fiel mein Blick sofort auf die Gestalt, die neben meinem Bett stand. Es war Lady Adelise und sie hielt Calebs Geschenk, den Sgian Dhub, in ihren Händen. Im ersten Augenblick erschrak sie und zuckte zusammen, aber dann entspannte sie sich und der mir mittlerweile so bekannte arrogante Ausdruck legte sich wieder auf ihr Gesicht.
»Was hast du hier zu suchen?«, fuhr ich sie an, doch sie schenkte mir nur ein eiskaltes Lächeln. Mein Blick huschte zu meinem Bett, unter dem, neben dem Dolch, auch noch das Notizbuch und das Pfefferspray versteckt waren und ich fragte mich, ob sie diese auch gefunden hatte. Doch keines davon lag auf dem Bett oder in der Nähe und diese Tatsache beruhigte mich ungemein. Nicht auszudenken was geschehen würde, wenn man beides finden würde.
Ich hatte die Gegenstände zwischen die Wand und das Bein des Bettes geklemmt, so dass man sie nicht sofort sehen konnte, wenn man einen Blick unter das Bett warf. Den Dolch hatte ich nur halbherzig darunter geschoben. Er war leicht zu erkennen, wenn man sich die Mühe machte und sich bückte.
»Ein schönes Stück«, stellte sie ironisch fest und strich mit ihren langen Fingern über den verzierten Schaft. Es brachte mich zur Weißglut, dass sie den Dolch berührte. Es war als würden ihre Hände über Caleb gleiten. »Ich frage mich, was du mit diesem Dolch beabsichtigst?« Sie sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und musterte mich argwöhnisch.
Mittlerweile kochte ich bereits vor Wut und hätte ihr am liebsten den Hals umgedreht, aber ich erinnerte mich an das Versprechen, das ich Caleb gegeben hatte.
»Verlass sofort mein Zimmer«, knurrte ich und hielt ihr die Hand hin um den Dolch entgegen zu nehmen. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle und sah mich stattdessen herausfordernd an.
Ich stutzte und überlegte, ob sie die Absicht hatte mich mit dem Messer anzugreifen? Jetzt erst wurde mir bewusst, dass sie bewaffnet war und ich ihr wehrlos gegenüberstand. Warum nur hatte ich mein Pfefferspray versteckt und trug es nicht wie sonst unter meinem Kleid?
Ich schätzte die Entfernung zum Bett ab und dachte darüber nach, wie lange ich benötigen würde, um das Spray zu erreichen, doch es war sinnlos. Adelise wäre im Bruchteil einer Sekunde bei mir und ich hatte keine Ahnung, wie weit sie gehen würde.
»Ich kann es nicht mehr hinnehmen, dass du mir weiterhin den Platz an Calebs Seite streitig machst. Viel zu lange habe ich schon zugesehen, wie du dich ihm an den Hals wirfst, aber das hat nun ein Ende. Ich werde es nicht zulassen, dass eine englische Siùrsach sich hier einschleicht und Anspruch auf den Mann
Weitere Kostenlose Bücher