Flammenherz (German Edition)
nicht möglich einen klaren Gedanken zu fassen. Calebs trauriger Blick ging mir nicht aus dem Sinn, dieser enttäuschte Ausdruck in seinen Augen, als er mich angesehen hatte.
Es schmerzte so sehr, als hätte man mir ein Messer mitten in mein Herz gestoßen. Adelises Plan war aufgegangen. Dieses Miststück hatte mich hereingelegt. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass sie fähig war, sich selbst zu verletzen, um mich dadurch zu beschuldigen, doch sie hatte es getan.
Ich weiß nicht, wie lange ich einfach nur so da saß und auf das Messer in meiner Hand starrte. Es kam mir vor wie Stunden. Erst als sich Schritte meinem Zimmer näherten, sah ich auf.
Es konnte nur Caleb sein, der sich mittlerweile beruhigt hatte und nun eine Erklärung von mir forderte. Ich stand auf und strich mir das wirre Haar glatt. Jetzt würde ich ihm alles, was Adelise gesagt und getan hatte, erzählen. Doch es war nicht Caleb, der einen kurzen Moment später im Türrahmen stand, sondern Cameron Kincaid.
Er sah mich lange an, ohne etwas zu sagen. Sein Blick war weder vorwurfsvoll noch wütend, eher spiegelte sich Mitleid in seinen Zügen. Er wirkte besorgt und das machte mich stutzig.
»Ihr müsst gehen, Lady Janet«, erklärte er mir mit seiner tiefen Stimme. Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an, denn ich begriff nicht, was er mir damit mitteilen wollte.
»Gehen? ... Wohin?«, fragte ich leise. Meine Knie begannen zu zittern und ich musste mich auf mein Bett setzen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Weg von Trom Castle, und zwar sofort«, antwortete er sanft, aber bestimmt. Als ich verstand, was er da sagte, setzte mein Herz für einen Schlag aus. Ich wollte aufstehen und mich verteidigen, doch ich zitterte so sehr, dass ich nicht die Kraft dazu hatte.
Seine warmen, braunen Augen ruhten noch immer voller Sorge auf mir. Dann kam er auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter.
»Janet, ihr habt Lady Adelise angegriffen und verletzt. Sobald der Clan der Fergussons davon erfährt, wird man Euren Kopf fordern.« Wieder öffnete ich den Mund um etwas zu sagen, ihm zu erklären, was wirklich vorgefallen war, doch er hob die Hand und bedeutete mir damit, dass ich schweigen sollte.
»Packt alles zusammen, was Euer ist und beeilt Euch«, befahl er.»Wenn ihr so weit seid, kommt unverzüglich in die Stallungen. Ich werde Sullah für Eure Abreise vorbereiten.«
»Aber, ... aber Caleb, ich muss erst mit Caleb sprechen«, stotterte ich und zitterte jetzt wie Espenlaub. Er würde mir glauben und zu mir stehen.
»Caleb war es, der mich beauftragt hat, Euch der Burg zu verweisen. Er will Euch nie wieder sehen«, offenbarte er mir und sah mich bedauernd an.
Jegliche Farbe wich aus meinem Gesicht und mir wurde schlecht. Caleb wollte mich nie wiedersehen? Aber was war denn mit seinen angeblichen Gefühlen für mich? Weshalb vertraute er mir nicht, nach allem, was zwischen uns war? Sicher, das, was er mit eigenen Augen gesehen hatte, war eindeutig, aber warum gab er mir keine Möglichkeit, ihm alles zu erklären?
Die Erkenntnis traf mich wie ein Baseballschläger am Kopf. Er liebte mich nicht und ich war nichts weiter für ihn gewesen, als ein nettes Abenteuer.
Ich wandte mich von Cameron ab. Tränen liefen mir über das Gesicht. In diesem Augenblick brach eine Welt für mich zusammen und der Schmerz, den ich fühlte, war fast körperlich.
»Beeilt Euch«, wiederholte er und verließ dann eilig mein Zimmer.
Ich saß wie in Trance auf meinem Bett und verstand erst jetzt, was eben geschehen war und was Camerons Worte zu bedeuten hatten. Was um alles in der Welt sollte ich nun tun? Ich wusste doch nicht einmal, wohin ich gehen sollte, schließlich war Trom Castle so etwas, wie ein Zuhause für mich geworden.
Ich beugte mich unter das Bett und zog das Pfefferspray und Imogens Notizen hervor. Einige Sekunden lang starrte ich regungslos auf beide Gegenstände, dann verstaute ich sie in meinem Oberteil. Ich nahm den Beutel mit meinen Münzen und steckte ihn in die Tasche meines Umhanges. Jetzt war ich heilfroh meinen Ring verkauft zu haben und nicht ganz mittellos zu sein.
Den Dolch legte ich auf mein Bett, mit der Gravur nach oben und unweigerlich liefen mir wieder Tränen über die Wangen.
Das sollte es nun also gewesen sein? Vor Kurzem war meine Welt noch in Ordnung und ich hätte nicht glücklicher sein können. Und von einer Minute auf die andere war alles zerstört.
Plötzlich fühlte ich mich hilflos wie nie zuvor in meinem
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