Flammenherz (German Edition)
warst, wer war es dann?«
»Ich«, sagte eine tiefe Stimme hinter mir. Ich wirbelte herum und sah direkt in Cameron Kincaids Gesicht, der lächelnd in der Tür stand. Caleb schob mich zur Seite, ging auf ihn zu und baute sich vor seinem Onkel auf.
»Du hast meinen Stalljungen entlassen?«, fragte er scharf.
»Ja. Er hat mich bestohlen und daraufhin habe ich ihn weggeschickt«, verteidigte sich Cameron, beide Hände beschwichtigend erhoben.
»Dazu hattest du kein Recht, denn ich bin der Laird von Trom Castle und niemand außer mir hat eine solche Entscheidung zu treffen«, erklärte Caleb wütend. Sein Onkel trat unsicher von einem Bein auf das andere.
»Das verstehe ich, mein Junge, aber ich wollte dich nicht mit einer Nichtigkeit belasten.«
»Nichtigkeit? Du nennst das eine Nichtigkeit? Solltest du es noch einmal wagen, einen meiner Bediensteten der Burg zu verweisen, wirst auch du Trom Castle verlassen, hast du das verstanden?«
Ich hatte Caleb noch nie zuvor so wütend erlebt und fast bekam ich ein wenig Mitleid mit Cameron. Es musste ungemein demütigend für ihn sein, den Befehlen eines wesentlich jüngeren Mannes folgen zu müssen, doch er machte einen erstaunlich gefassten Eindruck.
»Verzeih mir, mein Junge, es wird nicht wieder vorkommen«, murmelte Cameron, deutete eine kurze Verbeugung an und verließ die Bibliothek ohne ein weiteres Wort. Caleb nahm mich in den Arm und drückte mich an sich.
»Es tut mir leid, Seonaid«, flüsterte er. »Ich werde sofort einige Männer losschicken, um Sarin zu suchen.«
»Mir tut es auch leid, dass ich dich verdächtigt habe, aber als der Stallmeister mir sagte ...«
»Pssst, mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut werden«, raunte er und dann fand sein Mund meine Lippen und er küsste mich.
Das Abendessen fand ohne Cameron Kincaid statt, der ganz offensichtlich eine weitere Konfrontation mit Caleb vermeiden wollte. So saßen nur Lady Adelise, Seamus, Caleb und ich an dem großen Tisch und aßen von den Köstlichkeiten, die Mistress Graham uns aufgetischt hatte.
Heute hatte ich auf Calebs Wunsch neben ihm Platz genommen und hin und wieder streichelte er zärtlich meine Hand, was den aufmerksamen Blicken der Anderen nicht entging. Lady Adelise sah aus als würde sie jeden Moment explodieren, aber Seamus lächelte mir zufrieden zu und es wirkte fast, als sei er froh, dass unser Streit beigelegt war.
Adelise ging an diesem Abend sehr früh zu Bett. Anscheinend war es für sie unerträglich sich noch länger in unserer Gegenwart aufzuhalten, außerdem unterhielt sich kaum jemand mit ihr und ihr sonstiger Gesprächspartner, Cameron, war nicht anwesend. Wir anderen setzten uns an den Kamin, um noch ein Glas Whiskey zu trinken und Caleb erzählte Seamus, was vorgefallen war.
»Wie konnte Cameron es nur wagen, eine solche Entscheidung zu treffen?« Seamus nippte kopfschüttelnd an seinem Getränk. Er brachte seine Missbilligung deutlich zum Ausdruck und bot sich sofort an, den Jungen zu suchen. »Die Pferde lieben und respektieren ihn und es ist unmöglich einen Ersatz für ihn zu finden«, stellte er fest. Caleb nickte zustimmend.
»Sarin hat eine ganz besondere Gabe mit Tieren umzugehen. Jaxus lässt außer ihm niemanden an sich heran und das will etwas heißen.«
Als Caleb mir den Arm um die Schultern legte und mir einen zärtlichen Blick schenkte, streckte sich Seamus und gähnte übertrieben.
»Ich bin müde, es war ein anstrengender Tag«, entschuldigte er sich, stand auf und wünschte uns eine gute Nacht.
Ich war mir sicher, dass ich ein kurzes Augenzwinkern in Calebs Richtung wahrgenommen hatte, und musste unweigerlich schmunzeln. Calebs Bruder wurde mir mit jeder Sekunde sympathischer. Als Seamus verschwunden war, musterte Caleb mich lange, dann zog er mich an sich.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich heute Nacht bei dir bleibe?«, fragte er zögernd.
»Das fragst du noch?«, entgegnete ich keck. Calebs Lächeln wandelte sich in ein Grinsen. Er packte mich an der Hand und zog mich hinter sich aus dem Saal.
Während wir die Treppen nach oben stiegen, beschloss ich Caleb die ganze Wahrheit über mich zu erzählen. Es war Zeit, dass ich mir alles einmal von der Seele reden konnte und Caleb vertraute ich. Ich hatte keine Ahnung, wie er reagieren würde, wenn er erfuhr, dass ich aus der Zukunft kam und durch einen dummen Zufall im Jahr 1658 gelandet war, aber ich baute darauf, dass er mir glaubte.
Ich würde ihm einfach Imogens Notizbuch zeigen und
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