Flammenherz (German Edition)
keinen Aufschub duldete und daher blieb ihm keine andere Wahl, als sich das Pferd seines Bruders auszuleihen.
Er wollte nach Trom Castle reiten und Caleb aufsuchen, um den Laird zur Rede zu stellen. Er konnte es nämlich nicht länger ertragen, Janet so niedergeschlagen zu sehen, auch wenn sie sich alle Mühe gab, dies vor ihm zu verbergen. Es war nicht zu übersehen, wie traurig sie war und das schmerzte den Jungen so sehr, dass er umgehend etwas dagegen unternehmen musste.
Sarin wollte Caleb zur Rede stellen und herausfinden, warum er Janet so behandelte. Er hatte sich fest vorgenommen, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und ihm gehörig die Meinung zu sagen.
Wäre Sarin nicht so jung und schmächtig, würde er dem Laird eine gehörige Tracht Prügel angedeihen lassen. Als er in den Wald ritt, sah ihm der alte Zigeuner kopfschüttelnd nach und Sarin lächelte zufrieden.
Er hatte sich einen gut durchdachten Plan zurechtgelegt, an den er sich haarklein halten wollte. Alles war bis ins kleinste Detail geplant, und wenn nichts Unverhofftes dazwischen kam, dann würde er schon an diesem Abend mit Caleb sprechen.
Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, als er endlich Trom Castle vor sich erblickte. Sarin stieg von seinem Pferd ab und führte Tonka in den Wald, wo er ihn an einem Baum festband. Das letzte Stück zur Burg ging er zu Fuß. Immer wieder zog er das gelbe Haarband hervor, das er Janet stibitzt hatte und sah es lange an.
Er musste sehr vorsichtig sein und möglichst unbemerkt in die Burg schleichen. Sicher waren alle Wachen bereits darüber informiert, dass man ihn hinausgeworfen hatte.
Würde man entdecken, dass er sich trotz des Verbotes auf Trom Castle aufhielt, hätte er mit Sicherheit nichts zu lachen.
Als er das Tor erreichte, war es stockdunkel. Sarin war heilfroh, dass es zudem bewölkt war und der Mond kein Licht spendete. Er huschte an der Mauer entlang und sah sich vorsichtig um.
Eine Magd überquerte den Hof, in beiden Händen einen Eimer Wasser, doch sie bemerkte die dunkle Gestalt nicht, die sich fest an die Steinmauer presste. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand mehr zu sehen war und einen weiteren Blick hinauf zu den Fenstern geworfen hatte, rannte er hinüber zum Stall.
Leise, wie eine Katze bewegte er sich vorwärts und achtete auf jedes Geräusch um ihn herum. Jaxus hob seinen schwarzen Kopf und wieherte laut zur Begrüßung, als Sarin dicht vor seiner Box stand.
»Pssst, ... du willst mich doch nicht verraten, alter Junge?«, flüsterte er leise. Wie zur Antwort bewegte Jaxus seinen Kopf auf und ab und machte sich dann wieder über sein Futter her.
Sarin sah hinüber zum Burgeingang. Die Tür stand offen und ein schwacher Lichtschein fiel auf den gepflasterten Steinboden des Burghofes. Er musste es schaffen, unbemerkt in die Eingangshalle zu gelangen.
Dann würde er schnurstracks zu Mistress Graham in die Küche laufen, denn ihr konnte er vertrauen und er wusste, dass Caleb die Meinung der Haushälterin wichtig war.
Mistress Graham musste dann nur noch den Laird dazu bringen, Sarin anzuhören.
Die mollige Haushälterin war immer gut zu Sarin gewesen und sie war ganz vernarrt in Janet. Wenn er ihr mitteilte, dass es um Janet ging, würde sie ihm mit Sicherheit helfen.
Gerade als er allen Mut zusammengenommen hatte und losstürmen wollte, erschienen zwei lange Schatten im Burgeingang.
Blitzschnell wirbelte er herum und rannte zu Jaxus. Eilig öffnete er die Box und schlüpfte hinein. Jaxus blickte kurz auf, und als er den Stalljungen sah, widmete er sich wieder seinem Hafer.
Schritte näherten sich und Sarin versuchte flach zu atmen, um sich nicht zu verraten, dann hörte er Stimmen.
»Was soll ich denn machen, wenn er mich laufend abweist?«, fragte eine Frau und Sarin erkannte sofort Lady Adelise.
»Psst, schrei nicht so herum oder willst du, dass die ganze Burg mitbekommt, wovon wir reden?«, antwortete nun ein Mann. Auch diese Stimme kam Sarin bekannt vor, aber da der Unbekannte flüsterte, war es schwer zuzuordnen, wem sie gehörte.
»Soll ich ihn vielleicht zwingen, mich zu heiraten? Wie stellst du dir das vor?«, fragte sie.
»Du hast doch noch etwas von dem Tollkraut, dass du dieser Engländerin in den Tee gegeben hast, oder?« Einen Moment lang war es still, danach hörte er wieder Lady Adelise.
»Du bist ein Genie, mein Lieber. Dass ich nicht selbst auf diese Idee gekommen bin. Selbstverständlich habe ich das Tollkraut noch, und wenn ich es
Weitere Kostenlose Bücher