Flammenherz (German Edition)
das macht mich verrückt«, murmelte er. Seamus fasste sich nachdenklich an sein Kinn.
»Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum sie ohne Grund auf und davon ist. Irgendetwas muss geschehen sein, nachdem wir das Zimmer verlassen haben«, schlussfolgerte er.
»Aber was?« Caleb verbarg das Gesicht in seinen Händen und seufzte laut.
»Das werden wir herausfinden«, versprach Seamus.
Nachdem ich etwas gegessen hatte, verkroch ich mich um die Mittagszeit in meinem Zelt. Natürlich hatte ich wieder an Caleb denken müssen und jetzt wollte ich noch ein wenig schlafen. Nur so konnte ich ihn aus meinen Gedanken verbannen, vorausgesetzt, ich träumte nicht auch noch von ihm.
Eine Frage schwirrte mir immer wieder durch den Kopf. Warum hatte er mich nicht gefragt, was vorgefallen war, anstatt Cameron zu schicken, der mich auffordern sollte zu gehen? War er einfach nur zu feige gewesen, es mir selbst ins Gesicht zu sagen oder steckte noch etwas ganz anderes dahinter?
Es schmerzte alles so sehr und ich verfluchte den Tag, an dem ich Imogens Notizen in der Schatulle gefunden hatte. Das Buch lag vor mir auf der Decke und ich starrte gebannt darauf, während ich die zitronengelben Schmuckbänder durch meine Finger gleiten ließ, die mir Mistress Graham gegeben hatte, um meine Haare zusammenzubinden.
Plötzlich näherte sich jemand meinem Zelt und blieb dann stehen, so, als ob er lauschte, ob ich noch wach war.
»Janet?«, hörte ich Sarin flüstern. »Bis du da drin?« Schnell schob ich Imogens Aufzeichnungen unter mein Kissen, legte die drei Haarbänder zur Seite und wischte mir die Augen trocken.
»Ich bin hier, komm ruhig herein«, antwortete ich und versuchte meiner Stimme einen festen Klang zu geben, doch ohne Erfolg. Sarin kroch in das Zelt, und als er mich sah, strich er mir mitfühlend über die Wange.
»Es ist wegen Laird Malloy, nicht wahr?« Ich nickte, brachte aber kein Wort über die Lippen. Er nahm meine Hand und strich mir sanft über den Oberarm. Dann sagte er entschlossen:
»Janet, ich muss noch etwas erledigen und werde wahrscheinlich erst heute Nacht wieder zurück sein. Gib mir dein Wort, dass du nicht abreist, ohne dich von mir zu verabschieden«. Ich sah zu ihm auf.
»Wohin gehst du denn?« Sarin zuckte nur kurz mit den Schultern.
»Habe etwas Geschäftliches zu erledigen. Versprichst du es mir Janet?«, wiederholte er seine Frage. Da ich nicht vorhatte heute schon abzureisen, fiel es mir nicht schwer seinen Wunsch zu erfüllen.
»Ich verspreche es«, sagte ich und ein Strahlen huschte über sein Gesicht.
»Wir sehen uns, wenn ich zurück bin«, entgegnete er, schenkte mir noch ein Lächeln und kroch hinaus. Ich zog das Buch wieder hervor und verstaute es sicher unter meinem Kleiderbündel, dann griff ich nach den drei gelben Haarbändern, um auch sie zu meinen Kleidern zu legen. Verdutzt sah ich in meine Hand, denn dort lagen nur zwei der zitronengelben Bänder. Ich nahm die Kerze von der kleinen Holzkiste und suchte das ganze Zelt ab, doch das dritte Band blieb verschwunden. Achselzuckend gab ich irgendwann meine Suche auf und legte mich schlafen.
Sarin warf den Sattel auf Kalechs Pferd und befestigte ihn. Ein alter Zigeuner, der gerade ein anderes Tier striegelte, sah neugierig zu ihm auf und beobachtete ihn interessiert.
»Hey, was machst du da Junge?«, fragte er argwöhnisch.
»Ich möchte ein wenig ausreiten«, antwortete Sarin so beiläufig wie möglich, ohne zu dem Alten aufzusehen.
»Weiß Kalech, dass du sein Pferd nimmst?« Der Zigeuner musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Sarin zog den letzten Gurt des Sattels fest und sah dann verächtlich auf.
»Natürlich weiß er es. Wenn du mir nicht glaubst, dann geh ihn fragen«, erwiderte er schroff und zeigte in die Richtung, in der sich das Lagerfeuer befand. Er hielt den Atem an und betete, dass der Alte ihm glaubte und nicht zu seinem Bruder lief, um seine Aussage zu überprüfen.
»Schon gut, schon gut«, murmelte der Zigeuner beschwichtigend und widmete sich wieder dem Pferd vor sich. Sarin ließ leise die Luft aus seinen Lungen entweichen und schloss kurz die Augen. Das war gerade noch mal gut gegangen. Nicht auszudenken, wie Kalech reagiert hätte, wenn der Alte zu ihm gerannt wäre, um sich zu vergewissern, ob es stimmte, was er behauptet hatte.
Kalech hatte Sarin verboten Tonka zu reiten und er selbst besaß kein eigenes Pferd. Aber es gab etwas zu erledigen, das
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