Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
Vom Netzwerk:
steckte es in seine Hosentasche. Danach verließ er den Raum und schloss wortlos die Tür hinter sich. Sarins Puls raste, doch ihm fiel ein Stein vom Herzen. Jetzt konnte er nur hoffen, dass das Haarband wirklich den Weg zu Mistress Graham fand und dass sie sofort erkannte, wem es gehörte. Er setzte sich wieder auf den Boden und nahm einen Schluck Wasser. Anschließend lehnte er seinen Kopf an die Mauer und betete, dass Mistress Graham ihm bald zu Hilfe kommen würde.
     
     
     
     
     
    Als ich mich am nächsten Morgen am Lagerfeuer einfand und von Mutter Elena dankend einen Kaffee entgegennahm, war Sarin noch immer nicht zurück. Kalech saß wie ein Häufchen Elend auf einem der Baumstämme, starrte vor sich auf den Boden und sagte kein Wort. Ich setzte mich zu ihm und wir sahen schweigend in die aufzüngelnden Flammen.
    Er machte sich große Sorgen, das war ihm deutlich anzusehen, und da Sarin nicht wie versprochen zurückgekehrt war, bekam auch ich nun langsam ein ungutes Gefühl.
    Ich fragte mich, wo er steckte und warum er nicht in der Nacht zurückgekommen war, so wie er es angekündigt hatte. Hoffentlich war dem Jungen nichts passiert? Ich schüttelte den Kopf, um den Gedanken daran zu vertreiben.
    Ich konnte und wollte mir nicht vorstellen, dass Sarin etwas zugestoßen war, doch langsam hegte sich in mir der Verdacht, dass ich den Menschen Unglück brachte, die sich in meiner Nähe aufhielten.
    Zuerst starb dieser Mann im Wald, dann wurde die Magd Finola vergiftet und nun war Sarin verschwunden. Ich seufzte laut und Kalech strich mir sanft über den Oberarm.
    »Ich weiß«, flüsterte er leise. »Ich mache mir auch Sorgen.«
    Ich sah ihn an. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und sein Gesicht wirkte um Jahre gealtert. Er hatte, wenn überhaupt, nur sehr wenig geschlafen und ich konnte es ihm nicht verdenken. Sarin war sein einziger Bruder und die beiden standen sich sehr nahe. Kein Wunder, dass es ihn verrückt machte, nicht zu wissen, was mit dem Jungen war.
    Mutter Elena setzte sich zwischen uns und schlürfte lautstark ihren Tee. Auch heute trug sie ein farbenfrohes Gewand mit vielen glänzenden Applikationen. Ihre dunklen, von tiefen Falten umrahmten Augen, musterten uns abwechselnd.
    »Macht euch keine Sorgen um Sarin, ich spüre, dass er am Leben ist«, versicherte sie und nahm einen erneuten Schluck. Dann stellte sie den Tee vor sich auf den Boden und hielt mir auffordernd ihre Hand entgegen.
    »Lasst mich in eurer Hand lesen«, bat sie. Ich warf einen unschlüssigen Blick zu Kalech, denn ich war mir nicht sicher, wie ich mich jetzt verhalten sollte.
    »Sie hat eine ganz besondere Gabe und hat sich noch niemals geirrt», erklärte er und nickte mir aufmunternd zu. In mir tobte ein innerer Kampf, denn ich war mir nicht sicher, ob ich erfahren wollte, was die Zukunft für mich bereithielt. Früher hatte ich über Hellseher geschmunzelt und sie für Scharlatane gehalten, die sich durch die Leichtgläubigkeit anderer, ihre Tasche füllten. Andererseits hatte ich aber auch nicht an Zeitreisen geglaubt und nun befand ich mich mitten im 17. Jahrhundert.
    Noch bevor ich mich entschieden hatte, griff Mutter Elena meine Hand, drehte die Handfläche nach oben und starrte konzentriert auf die dort verlaufenden Linien. Sie wog ihren Körper leicht vor und zurück und fuhr mit ihren knochigen Fingern immer wieder über die Vertiefungen.
    Ich hielt ganz still und rührte mich nicht, dann, ganz plötzlich, ließ sie los und sah mich mit großen Augen an.
    »Du bist es!«, murmelte sie und ihre Augen durchbohrten mich förmlich. Kalech hatte sich nun auch herübergebeugt und lauschte interessiert ihren Worten.
    »Ich bin was?«, fragte ich leise. Sie lächelte und das tiefe Grübchen auf ihrem Kinn kam noch deutlicher zum Vorschein.
    »Die Reisende«, antwortete sie kaum hörbar und mein Herz setzte für einen Schlag aus. Bezog sich das etwa auf meine Zeitreise? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie ernst und sah mich eindringlich an.
    »Ich habe alles gesehen, was kommt. Deine Liebe und die Zeit werden verbrennen, aber du kannst es verhindern.« Ungläubig starrte ich sie an. Was meinte sie damit, dass meine Liebe und die Zeit verbrennen würden? Ich versuchte einen Sinn in ihren Worten zu finden, zu verstehen was sie bedeuteten, doch es gelang mir nicht.
    Mutter Elena erhob sich, nahm ihre Tasse vom Boden und legte ihre faltige Hand auf meine Schulter.
    »Das Böse ist in deiner Nähe, sei auf

Weitere Kostenlose Bücher