Flammenherz (German Edition)
er beim nächsten Markt mit den anderen Akrobaten und Gauklern auftreten würde. Seit er wieder bei den Zigeunern war, bekam er Unterricht von Vargan, dem Messerwerfer.
»Vargan sagt, ich bin sehr talentiert und werde irgendwann sogar besser sein, als er selbst«, erklärte er mir mit leuchtenden Augen.
Ich hörte aufmerksam zu und musste Sarin versprechen, dass ich ihm in den nächsten Tagen bei seinen Übungen zusehen würde. Mit stolz geschwellter Brust saß er da und konnte kaum erwarten, mir sein Können zu demonstrieren.
Wir redeten noch lange und mit jeder Minute wuchs meine Zuneigung für den Jungen. Irgendwann bat ich ihn, mich einfach nur Janet zu nennen und sichtlich gerührt nickte er.
Er war wie der kleine Bruder, den ich nie hatte und ihm schien es ähnlich zu gehen. Als ich Sarin von Lady Adelise und ihrer Intrige erzählte, weiteten sich seine Augen und er konnte kaum glauben, was ich ihm berichtete.
»Und Laird Malloy glaubt ihr mehr als dir?« Ich konnte nicht verhindern, dass mir erneut Tränen in die Augen stiegen und er legte tröstend seinen Arm um mich.
»Anscheinend habe ich mich in ihm getäuscht«, antwortete ich und wischte mir die Tränen von den Wangen.
Die Morgendämmerung setzte bereits ein, als ich mich wieder in mein Zelt begab, um noch ein wenig zu schlafen. Sarin hatte sich zu seinem Bruder gelegt. Da ich in dieser Nacht nicht allzu viel geschlafen hatte, fielen mir schnell die Augen zu.
Caleb war stundenlang geritten, ohne auch nur einen Hinweis auf Janets Verbleiben gefunden zu haben. Er hatte vergeblich nach Hufabdrücken gesucht, denn der Regen hatte alle möglichen Spuren verwischt. Er war in alle Himmelsrichtungen galoppiert um sie zu finden, doch außer einem Bauern, der lautstark seine Kuh vor sich hergetrieben hatte, war ihm niemand begegnet.
Wo um alles in der Welt konnte sie nur hingeritten sein? Zu der Verzweiflung, die er nicht mehr unterdrücken konnte, gesellte sich nun auch Angst um die Frau, die er liebte. Was, wenn ihr etwas zugestoßen war?
An so etwas wollte er erst gar nicht denken. Sie war eine taffe Frau und er war sich sicher, dass sie sich zu helfen wusste, wenn es nötig war.
Als die Sonne aufging, musste er sich eingestehen, dass er keine Chance hatte, sie alleine zu finden. Er musste zurückreiten und einen Suchtrupp zusammenstellen.
Ich wurde unsanft wachgerüttelt, und als ich blinzelnd die Augen öffnete, erkannte ich Sarin, der sichtlich aufgeregt an meiner Decke zerrte. Ich sah ihn schlaftrunken an und wusste im ersten Moment nicht, wo ich war. Doch dann kam langsam die Erinnerung zurück und somit auch der Schmerz.
»Du musst aufstehen, Janet«, erklärte er viel zu hastig und seine Wangen glühten vor Aufregung.
»Was ist denn geschehen?«, wollte ich wissen und rieb mir verschlafen die Augen.
»Vargan hat alles aufgebaut und wir werden gleich wieder üben. Du musst mir unbedingt zusehen, du hast es versprochen«, plapperte er und rutschte ungeduldig auf seinem Hintern herum.
Ich stütze mich auf meine Ellbogen und sah ihn vorwurfsvoll an. Gerade als ich ihn fragen wollte, ob er mich ernsthaft nur aus dem Grund geweckt hatte, damit ich ihm beim Messerwerfen zusah, erkannte ich, wie sich die Enttäuschung in sein Gesicht schlich und ich verwarf meine Strafpredigt.
»Gib mir ein wenig Zeit mich frisch zu machen«, bat ich ihn. Er nickte zustimmend und kroch aus meinem Zelt.
Nachdem ich mich an einem nahegelegenen Bach etwas gewaschen hatte, ging ich zurück auf die Lichtung. Alle schienen schon wach zu sein und jeder war mit einer anderen Tätigkeit beschäftigt.
Einige der Frauen gingen mit Wäsche beladen hinunter zum Bach, um zu waschen. Andere saßen um eine große Schüssel und schälten Kartoffeln. Als ich zum Lagerfeuer kam, lächelte mir Kalech zu und reichte mir einen Becher mit dampfend heißem Kaffee.
»Es tut mir leid, ich wollte es ihm ausreden Euch so früh zu wecken, doch wenn Sarin sich etwas in den Kopf gesetzt hat, bin sogar ich machtlos«, entschuldigte er sich. Ich machte eine wegwerfende Handbewegung und lachte.
»Ich sehe ihm gerne zu und außerdem bin ich es mittlerweile gewohnt mit wenig Schlaf auszukommen«, entgegnete ich.
Während ich trank, bestaunte ich das Treiben um mich herum. Zwei zierliche junge Mädchen balancierten auf einem Seil, das zwischen zwei Bäume gespannt war. Ich war sprachlos, wie perfekt sie ihren Körper beherrschten. Sie bewegten sich mit
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