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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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um.
    Ein kleiner Mann in einem grauen Anzug und mit Brille weicht noch etwas weiter zurück. Er zielt mit einer schwarzen Glock auf Joona, während seine linke Hand blass herabhängt. Im ersten Moment fragt sich Joona, ob die Hand verletzt ist, aber dann erkennt er, dass es sich um eine Prothese handelt.
    Tobias steht hinter einer schmutzigen Arbeitsplatte und hält Joonas Smith & Wesson in der Hand, scheint jedoch nicht genau zu wissen, was er mit ihr anstellen soll.
    Rechts steht der blonde Mann und richtet die abgesägte Schrotflinte auf Joona.
    »Roger«, sagt der Kleine zu dem Mann mit der Schrotflinte. »Du und Micke, ihr kümmert euch um den Bullen, wenn ich gegangen bin.«
    Tobias steht an der hinteren Wand und starrt ihn mit Augen an, die sich vor Stress verfinstert haben.
    Ein junger Mann mit kurzgeschorenen Haaren, der eine Tarnhose trägt, nähert sich von vorn und richtet eine seltsame Knarre auf Joona. Es ist eine kleine, aus unterschiedlichen Waffenteilen zusammengeschmiedete Maschinenpistole. Joona trägt keine schusssichere Weste, und wenn er die Wahl hätte, würde er lieber von ein paar Kugeln aus dieser Waffe getroffen werden als von einer Ladung Schrot. So eine Knarre hat zwar manchmal die gleiche Feuerkraft wie eine gewöhnliche Waffe, aber oft handelt es sich auch um schlechte Fabrikate der Marke Eigenbau.
    Ein roter Punkt zittert auf Joonas Brust.
    Auf der Knarre sitzt das Laservisier eines Typs, den manche Polizisten einige Jahre zuvor benutzten.
    »Auf den Boden und die Hände in den Nacken«, sagt Joona.
    Der Mann mit den kurzgeschorenen Haaren grinst hemmungslos. Der rote Punkt rutscht zu Joonas Solarplexus hinab und fährt anschließend zum Schlüsselbein hinauf.
    »Erschieß ihn, Micke«, sagt Roger und zielt weiter mit der abgesägten Schrotflinte auf Joona.
    »Wir können uns keine Zeugen leisten«, stimmt Tobias zu und streicht sich nervös über den Mund.
    »Leg den Kleinen ins Auto«, sagt der Mann mit der Prothese halblaut zu Tobias und verlässt die Maschinenhalle.
    Tobias lässt Joona nicht aus den Augen, als er zu Dante geht und ihn schnell und rücksichtslos über den gekachelten Boden schleift.
    »Ich komme gleich«, ruft Joona ihm hinterher.
    Es sind etwa sechs Meter bis zu dem jungen Mann, der die Knarre hält und Micke genannt wird.
    Joona nähert sich ihm ein bisschen, nur einen vorsichtigen Schritt.
    »Stehen bleiben!«, schreit der Mann.
    »Micke«, sagt Joona sanft. »Wenn Sie sich auf den Boden legen und die Hände im Nacken verschränken, kommen Sie hier mit heiler Haut heraus.«
    »Erschieß den Bullen«, ruft der Mann namens Roger.
    »Erschieß ihn doch selbst«, flüstert Micke.
    »Was?«, fragt Roger und senkt die Schrotflinte. »Was hast du gesagt?«

123
    DER JUNGE MANN MIT DER KNARRE atmet keuchend. Der rote Punkt des Laservisiers zittert auf Joonas Brust, verschwindet für eine halbe Sekunde und kehrt bebend wieder zurück.
    »Ich sehe doch, dass Sie Angst haben«, sagt Joona und nähert sich ihm.
    »Halt’s Maul, halt einfach dein Maul«, sagt Micke und weicht zurück.
    »Der Punkt zittert.«
    »Jetzt schieß schon, verdammt nochmal«, brüllt Roger.
    »Legen Sie die Waffe weg«, fährt Joona fort.
    »Schieß!«
    »Er traut sich nicht zu schießen«, entgegnet Joona.
    »Aber ich traue mich«, sagt Roger und hebt die Schrotflinte. »Ich traue mich zu schießen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagt Joona lächelnd.
    »Soll ich es tun? Kann ich machen!«, schreit der Mann und kommt näher. »Willst du, dass ich schieße?«
    Roger geht mit großen Schritten auf Joona zu. An einer Kette um seinen Hals baumelt ein Thorshammer. Er streckt die abgesägte Schrotflinte vor, legt den Finger auf den Abzug und zielt auf Joona.
    »Ich blas dir den Schädel weg«, faucht er.
    Joona senkt den Blick und wartet, bis der Mann ganz nahe ist, ehe seine Hand hochschießt, den kurzen Lauf packt, die Flinte an sich reißt, sie herumschwingt und mit dem Kolben Rogers Wangetrifft. Es klatscht, und der Kopf wird zur Seite gedreht. Der Mann stolpert in die Schusslinie der Knarre. Joona steht hinter ihm, zielt zwischen seinen Beinen hindurch und feuert die Schrotflinte ab. Der Knall ist ohrenbetäubend, die Waffe wird zurückgestoßen, und die Schrotkörner fliegen zwischen den Beinen des Mannes hindurch und treffen mit Wucht Mickes linken Fußknöchel. Die Garbe aus 258 Schrotkügelchen durchschlägt Schienbein und Wadenmuskel. Der Fuß wird vom Bein abgerissen und kullert unter das

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