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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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Containers.
    »Geh durch die Tür«, sagt sie mit gedämpfter Stimme.
    Dante sieht sie an und will zu ihr zurückkehren.
    »Nein, geh raus«, bittet sie ihn. »Ich komme gleich nach.«
    Sie sieht drei uniformierte Polizisten in die falsche Richtung laufen, zu einem Haus auf der anderen Straßenseite. Dante geht zur Tür. Er drückt die Klinke herunter und zieht, aber es passiert nichts.
    »Hallo«, ruft der Mann aus kürzerer Entfernung.
    Vicky spuckt blutigen Speichel auf den Boden, beißt die Zähne zusammen, versucht, ruhiger zu atmen und geht weiter.
    »Die klemmt«, sagt Dante und zerrt an der Klinke.
    Ihre Beine zittern, und es kommt ihr vor, als würden ihre Knie jeden Moment nachgeben, aber sie zwingt sich, die letzten Schritte zu machen. Als sie die Klinke herunterdrückt und zieht, brennt ihre Hand vor Schmerz. Die Tür rührt sich keinen Millimeter. Vicky stemmt sich dagegen, aber sie ist abgeschlossen. Sie versucht, auf das dicke Glas einzuhämmern, aber davon ist kaum etwas zu hören. Draußen stehen vier Streifenwagen. Ihre Blaulichter laufen über Fassaden und spiegeln sich in Fenstern. Sie winkt, aber keiner der Beamten sieht sie.
    Dann hört sie schwere Schritte auf dem Betonboden hinter ihnen, die schnell näher kommen. Vicky dreht sich um und sieht einen dicken Mann mit Lederweste und lächelndem Mund auf sich zukommen.

126
    UNTER DER DECKE verläuft eine elektrische Rohrbahn mit eng nebeneinanderhängenden Schweinen. Der süßliche Fleischgeruch wird von der niedrigen Temperatur des Kühlraums gedämpft.
    Joona bewegt sich geduckt zwischen den Tierleibern immer tiefer in den Raum hinein und hält gleichzeitig Ausschau nach einer Schlagwaffe. Aus der Maschinenhalle sind gedämpfte Schreie zu hören, gefolgt von einem kurzen dumpfen Knall. Er versucht, seinen Verfolger durch die grobe Industrieplastikplane in der Türöffnung zu sehen. Vor den Zerlegeplätzen lässt sich schemenhaft eine Gestalt erkennen, erst breit wie vier Menschen und dann wieder schmal.
    Der Mann kommt rasch näher.
    In seiner rechten Hand hält er eine Pistole.
    Joona weicht zurück, bückt sich und blickt unter den Schweineleibern hindurch. An der Wand steht ein weißer Eimer, neben dem ein Rohr und einige schmutzige Stofffetzen liegen.
    Mit einem Rohr kann er etwas anfangen.
    Vorsichtig versucht er, sich dorthin zu bewegen, muss aber stehen bleiben und sich zurückziehen, als der kleine Mann mit seiner Handprothese das schwere Plastik zur Seite schiebt.
    Joona steht still und erahnt seinen Verfolger anhand der schmalen Spiegelungen, die er in den Leisten aus Chrom wahrnimmt. Er sieht den Mann in den Kühlraum kommen und mit gestrecktem Arm die Pistole halten, während sein Blick suchend umherschweift.
    Lautlos macht Joona einige Schritt näher zur Wand und hinter ein Schwein, so dass er seinen Verfolger zwar nicht mehr im Auge behalten kann, jedoch weiter dessen Schritte und Atemzüge hört.
    Fünfzehn Meter weiter befindet sich ein Tor, das wahrscheinlich zu einer Laderampe hinausführt. Joona könnte durch den Gang zwischen den hängenden Leibern laufen, aber kurz vor dem Tor würde sein Verfolger dann für mehrere Sekunden freie Sicht haben.
    Das dürfte zu lange sein, denkt Joona.
    Schnelle, schlurfende Schritte und ein dumpfer Knall sind zu hören. Eines der Schweine schaukelt, und die Verbindung der Kupplung zum Haken klirrt.
    Joona macht die letzten Schritte zur Wand und sinkt neben einem Kühlkörper zu Boden. Der Schatten seines Verfolgers bewegt sich in zehn Metern Entfernung über den Betonboden.
    Joona läuft allmählich die Zeit davon.
    Der Mann mit der Prothese wird ihn bald finden. Joona rückt zur Seite und erkennt, dass das Rohr auf dem Fußboden aus Plastik ist. Als Schlagwaffe ist es nicht zu gebrauchen. Er will sich gerade weiterbewegen, als er entdeckt, dass in einem alten Eimer einige Werkzeuge liegen. Drei Schraubenzieher, eine Kneifzange und ein Messer mit einer kurzen kräftigen Klinge.
    Vorsichtig zieht Joona das Messer aus dem Eimer, Metall schabt über Metall, die Klinge rutscht gegen die Schenkel der Zange.
    Er versucht, die Bewegungen seines Verfolgers anhand der Schrittgeräusche abzulesen und weiß, dass er dort nicht bleiben kann.
    Ein Schuss wird abgefeuert, und die Kugel schlägt mit einem schmatzenden Laut einen halben Meter von Joonas Kopf entfernt in einen Schweineleib.
    Die Schritte seines Verfolgers kommen schnell näher, er läuft jetzt. Joona legt sich flach auf den Boden und rollt

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