Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)
ohne seinen Eifer zu verraten.
Caroline sieht ihm kurz in die Augen und schaut dann zum Fenster.
»Sie setzt sich hinter die Waschküche und ruft ihre Mutter an.«
Joona weiß, dass Vickys Mutter starb, bevor Vicky ins Haus Birgitta kam, aber statt Caroline mit dieser Tatsache zu konfrontieren, fragt er ganz ruhig:
»Und worüber unterhalten sich die beiden?«
»Also, es ist so … Vicky hinterlässt nur kurze Nachrichten auf der Mailbox ihrer Mutter, aber ich glaube … Also wenn ich es richtig sehe, ruft ihre Mutter sie nie zurück.«
Joona nickt, offenbar hat niemand Vicky vom Tod ihrer Mutter erzählt.
»Hast du schon einmal von jemandem namens Dennis gehört?«, fragt er.
»Nein«, antwortet Caroline ohne Zögern.
»Denk nach.«
Sie sieht ihm ruhig in die Augen, zuckt dann jedoch zusammen, als Susannes Östs Handy surrend den Eingang einer SMS signalisiert.
»Zu wem würde Vicky Kontakt aufnehmen?«, fährt Joona fort, obwohl die Vernehmung an Schwung verloren hat.
»Zu ihrer Mutter – das ist der einzige Mensch, den ich mir vorstellen kann.«
»Freundinnen oder Jungen?«
»Nein«, antwortet Caroline. »Aber ich kenne sie auch nicht … Na ja, wir machen beide ADL und sind uns häufiger begegnet, aber sie hat nie über sich gesprochen.«
»Was ist ADL?«
»Klingt wie eine Diagnose«, sagt Caroline lachend, »aber es steht für All Day Lifestyle . Ist nur etwas für die besonders lieben. Man darf ausprobieren, ein bisschen rauszugehen, mit nach Sundsvall zu fahren und einkaufen zu gehen, interessante Sachen …«
»Aber ihr müsst euch doch unterhalten haben, wenn ihr zusammen Dinge unternommen habt«, hakt Joona nach.
»Ein bisschen, aber im Grunde … eher nicht.«
»Mit wem hat sie denn sonst gesprochen?«
»Mit keinem«, antwortet sie. »Außer mit Daniel, natürlich.«
»Dem Therapeuten?«
40
JOONA UND SUSANNE ÖST verlassen die Hochzeitssuite und gehen gemeinsam den Flur hinab und in den Aufzug. Sie lacht, als sie beide gleichzeitig auf den Knopf drücken.
»Wann werden wir Daniel Grim vernehmen dürfen?«, erkundigt sich Joona.
»Gestern meinte der Arzt, dafür wäre es noch zu früh, was man ja durchaus verstehen kann«, sagt sie und wirft ihm einen kurzen Blick zu. »Die Sache ist kompliziert, aber ich werde noch einmal nachhaken, dann werden wir ja sehen, was passiert.«
Sie steigen im Erdgeschoss aus dem Aufzug und gehen Richtung Ausgang, bleiben jedoch an der Anmeldung stehen, als sie sehen, dass Gunnarsson sie dort erwartet.
»Ach ja, ich habe eine SMS bekommen, dass mit der Obduktion begonnen wurde«, sagt die Staatsanwältin zu Joona.
»Schön, und wann wird uns ein erster Bericht vorliegen?«, fragt er.
»Fahren Sie nach Hause«, faucht Gunnarsson Joona an. »Sie haben hier nichts zu suchen, Sie dürfen keine verdammten Protokolle lesen, Sie werden …«
»Jetzt beruhige dich«, unterbricht Susanne Öst ihn erstaunt.
»Hier oben im Norden sind wir so bescheuert schwer von Begriff, dass wir einen verdammten Beobachter die Leitung der Ermittlungen übernehmen lassen, nur weil er aus Stockholm kommt.«
»Ich versuche nur, behilflich zu sein«, sagt Joona. »Weil es …«
»Halten Sie einfach mal den Mund.«
»Das ist mein Ermittlungsverfahren«, sagt die Staatsanwältin und sieht Gunnarsson streng in die Augen.
»Dann dürfte es dich vielleicht interessieren, dass gegen Joona Linna intern ermittelt wird und der Oberstaatsanwalt bei der Landes…«
»Gegen Sie läuft ein internes Ermittlungsverfahren?«, fragt Susanne Öst verblüfft. »Ist das wahr?«
»Ja«, antwortet Joona. »Aber meine Aufgabe …«
»Und ich habe Ihnen vertraut«, sagt sie, und ihr Mund wird ganz klein. »Ich lasse Sie an den Ermittlungen mitarbeiten, höre auf Sie. Aber Sie lügen nur.«
»Ich habe keine Zeit, darüber mit Ihnen zu diskutieren«, entgegnet Joona ernst. »Ich muss mit Daniel Grim sprechen.«
»Das übernehme ich«, erklärt Gunnarsson mit einem Schnauben.
»Sie sind sich hoffentlich im Klaren darüber, wie wichtig das ist«, fährt Joona fort. »Daniel Grim könnte der Einzige sein, der …«
»Ich habe nicht die Absicht, weiter mit Ihnen zusammenzuarbeiten«, unterbricht die Staatsanwältin ihn.
»Sie sind raus aus der Sache«, sagt Gunnarsson.
»Ich habe jegliches Vertrauen zu Ihnen verloren«, seufzt Susanne Öst und geht zum Ausgang.
»Und tschüss«, sagt Gunnarsson und folgt ihr.
»Falls Sie die Chance haben sollten, mit Daniel Grim zu sprechen,
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