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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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direkt davorstehen und zu ihr hineinschauen könnte.
    Elin beschließt, Tuulas Zimmer zu verlassen, als sie zufällig sieht, dass mitten auf der Tür eines Besenschranks ein kleiner Sticker klebt. Sie geht hin und stellt fest, dass es der Tiger aus Winnie der Puh ist.
    Tuula hat gesagt, ein Tiger würde den Blumenknopf bewachen.
    In dem Schrank hängt vor einem alten Staubsauger eine Öljacke. Mit zitternden Händen zieht sie den Staubsauger ins Zimmer, darunter liegen plattgedrückte Turnschuhe und ein schmutziger Kissenbezug. Sie greift nach einem Ende des Kissenbezugs, zieht ihn heraus und spürt sofort sein Gewicht.
    Als sie den glitzernden Inhalt auf den Fußboden ausleert, klappert es. Münzen, Knöpfe, Haarspangen, Murmeln, die golden schimmernde SIM-Karte eines Handys, ein glänzender Kugelschreiber, Flaschenverschlüsse, Ohrringe und ein Schlüsselanhänger mit einem Metallplättchen, auf dem eine hellblaue Blume zu sehen ist. Elin betrachtet ihn, dreht ihn in der Hand und sieht, dass in das Metallplättchen der Name Dennis eingraviert ist.
    Das muss der Gegenstand sein, von dem Caroline gesprochen hat, der Gegenstand, den Vicky von ihrer Mutter bekommen hat.
    Elin steckt den Schlüsselanhänger in die Tasche, geht hastig die anderen Sachen durch und legt sie anschließend in den Kissenbezug zurück. Schnell räumt sie alles wieder in den Besenschrank, presst den Staubsauger hinein und hängt die Regenjacke so aufwie zuvor, dann schließt sie den Schrank. Sie eilt zur Zimmertür, horcht einen Moment, öffnet sie und verlässt den Raum.
    Im Flur steht Tuula.
    Das kleine rothaarige Mädchen wartet nur ein paar Schritte entfernt in dem dunklen Korridor und mustert Elin stumm.

96
    TUULA TRITT EINEN SCHRITT VOR und hält ihre blutige Hand hoch. Ihr Gesicht ist leichenblass. Sie starrt Elin intensiv, erwartungsvoll an. Ihre weißen Augenbrauen sind nicht zu sehen. Die Haare umrahmen in roten Strähnen ihre Wangen.
    »Geh ins Zimmer zurück«, sagt Tuula.
    »Ich muss mit Daniel reden.«
    »Wir können zusammen gehen und uns verstecken«, erklärt das Mädchen hart.
    »Was ist passiert?«
    »Geh in das Zimmer«, wiederholt Tuula und leckt sich die Lippen.
    »Möchtest du mir etwas zeigen?«
    »Ja«, antwortet sie schnell.
    »Was denn?«
    »Es ist ein Spiel … Vicky und Miranda haben es vorige Woche gespielt«, sagt Tuula und hält sich die Hände vors Gesicht.
    »Ich muss gehen«, sagt Elin.
    »Komm mit, dann zeige ich dir, wie es geht«, flüstert Tuula.
    Schritte hallen durch den Flur, und Elin sieht Daniel mit einem Verbandskasten in der Hand. Lu Chu und Almira kommen aus der Küche. Tuula tastet ihren Hinterkopf ab, und ihre Finger werden wieder blutig.
    »Tuula, du solltest doch auf dem Stuhl sitzen bleiben«, sagt Daniel und führt sie in die Küche. »Wir müssen nachsehen, ob die Wunde genäht werden muss …«
    Elin bleibt stehen und wartet, bis ihr Herz wieder ruhiger schlägt. Sie nestelt an dem Schlüsselanhänger herum, den Vicky von ihrer Mutter bekommen hat.
    Einige Zeit später geht die Küchentür erneut auf. Tuula geht mit langsamen Schritten und lässt die Hand über die brusthohe Holzvertäfelung des Korridors schleifen. Daniel geht neben ihr und spricht ruhig und ernst mit ihr. Sie nickt und verschwindet anschließend in ihrem Zimmer. Elin wartet, bis Daniel zu ihr kommt, und erkundigt sich dann, was passiert ist.
    »Ihr fehlt nichts … sie hat nur den Kopf ein paarmal gegen das Fenster geschlagen, bis die Scheibe zerbrochen ist.«
    »Hat Vicky irgendwann einmal jemanden erwähnt, der Dennis heißt?«, sagt Elin und zeigt ihm den Schlüsselanhänger.
    Er betrachtet ihn, dreht ihn in der Hand und sagt leise »Dennis«.
    »Also, es kommt mir vor, als hätte ich den Namen schon einmal gehört. Aber ich … Elin, ich schäme mich, ich komme mir so nutzlos vor, weil ich …«
    »Du versuchst es …«
    »Ja, aber es ist überhaupt nicht gesagt, dass Vicky mir jemals irgendetwas erzählt hat, was der Polizei weiterhelfen könnte … sie war generell nicht besonders gesprächig und …«
    Als er schwere Schritte die Treppe hinaufkommen hört und die Haustür aufgeht, verstummt er. Eine korpulente Frau Anfang fünfzig tritt ein und will gerade die Tür abschließen, als sie die beiden sieht.
    »Was haben Sie hier zu suchen?«, fragt sie und kommt auf sie zu.
    »Ich heiße Daniel Grim, ich bin …«
    »Ihnen dürfte ja wohl hoffentlich klar sein, dass die Mädchen um diese Uhrzeit keinen

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