Flammenopfer
Immobilienanwälten und Kinderpornografie, dann wäre das ein kriminelles Geflecht. Anwälte aus diesem Milieu werden getötet. Durch angebliche Autounfälle. Oder sie verbrennen in ihren Wohnungen. Was, wenn Traube mit drinsteckt?«
Tarek nickte.
Sternenberg fuhr fort. » Wenn Traube da mitmacht, dann hat er kein Interesse, die Fälle aufzuklären. Oder es ist zu gefährlich für ihn. Er verzögert jahrelang die Aufklärung. Und jetzt seht euch das Kinderheim an. Es scheint einen Zusammenhang zwischen diesem Anschlag und den Wohnungsbrandstiftungen zu geben. Wahrscheinlich sind überall Vermessungspunkte gefunden worden. Die andere Parallele ist Traube selbst. Wenn die Gartenlaube eines Kinderheimes brennt, ist das für die Kinder eine Katastrophe. Der Tiere wegen. Vielleicht sollte damit ein Zeichen gesetzt werden. Eine Warnung.«
Wolfgang Lichtenberg steckte sich eine Zigarette an.
» Wolfgang«, fragte Sternenberg, » was gefällt dir nicht?«
» Erzähl weiter, Kai. Was hast du noch?«
» Hm. Es gibt eine weitere Verbindung: Peter van Tannen, der Architekt. Stand bei einem der Brände unter Tatverdacht. Hatte zufällig vor dem Haus geparkt. Traube telefonierte erst neulich mit ihm. Warum?«
» Und was sagt uns das?«, fragte Lichtenberg.
» Wir sollten zunächst herausfinden, worauf Traube mit van Tannen hinauswill. Bei seinen normalen Ermittlungen dürfte er doch nicht mehr auf ihn angewiesen sein.«
» Sollen wir prüfen, ob van Tannen mit Kinderpornos dealt?«, fragte Isabel.
» Jetzt platzt mir der Kragen«, sagte Lichtenberg. » Was ist das für ein Pipifax mit den Pornos?«
» Kinderpornografie«, korrigierte Tarek. » Ein Schwerverbrechen, sie herzustellen und zu vertreiben. Verbunden mit kriminellen Organisationen. Die gehen über Leichen. Die zündeln und lassen Menschen gegen Bäume fahren. Brandstiftung gegen einen Kinderzoo macht keinen Sinn, solange es keine Warnung ist. Du weißt, dass Flügelkämpfe in kriminellen Vereinigungen, gegenseitige Drohungen – gerade symbolischen Charakters – häufig vorkommen und oft unsere einzige Chance sind einzuhaken.«
» Kinderpornografie ist trotzdem Quatsch«, blaffte Wolfgang Lichtenberg.
Tarek sprang auf und lief einen weiten Halbkreis um den Tisch. » Was ist daran Quatsch? Du kannst nicht hier sitzen und qualmen und behaupten, Kinderpornografie gäbe es nicht.«
» Tarek!«, mahnte Sternenberg, » das hat er nicht gesagt.«
» Dann soll er sich klarer ausdrücken.«
» Setz dich!«, sagte Sternenberg und versuchte es erst bei Tarek, dann bei Lichtenberg mit einem Lächeln.
Lichtenberg saß wie eine Bulldogge vor seinem Aschenbecher.
» Wolfgang«, sagte Sternenberg, » lass uns sachlich argumentieren. Was gefällt dir nicht?«
» Ihr habt keinen Angriffspunkt«, antwortete der. » Darum ist wildes Spekulieren angesagt. Ich schließe nicht aus …«, er sog an der Zigarette und paffte den Rauch in einer einzigen Wolke über den Tisch, » dass unter den Opfern der Brandserie Kinderpornografen sind. Schlimm genug. Aber selbst ein Herr Dr. Traube dürfte nicht so verkommen und dumm sein, da mitzumachen. Ich sage euch: Wir sind auf einem wurmstichigen Holzweg. Keiner von euch hat mich überzeugen können, dass dieser Mann – ja was denn jetzt? – ein Brandstifter, ein Fallensteller, ein Psychopath oder ein Kinderschänder ist. Die Konzentration auf diesen Mann ist … krank.«
Tarek, der sich gerade beruhigt hatte, sprang wieder auf.
» Krank«, wiederholte Lichtenberg und steckte sich die Zigarette zwischen die gestülpten Lippen.
» Die Vorgabe haben wir von Beatrix«, sagte Isabel.
» Eben«, sagte Lichtenberg.
» Schluss jetzt!«, befahl Kai Sternenberg. » Setz dich, Tarek! Setz dich! Hört auf! Wir müssen im Moment den wenigen Verdachtsmomenten nachgehen, die wir haben. Wir werden eins nach dem anderen prüfen, auch wenn es abwegig wirkt. Wenn jemand von euch eine bessere Idee hat, soll er das sagen. Jeder ist aufgerufen, sich Gedanken zu machen, jeder kann uns zusammentrommeln, wenn er einen neuen Verdacht hat. Aber jetzt werden die vorhandenen Verdachtsmomente geprüft. Gegenstimmen? Wolfgang? Tarek? Isabel? Also, wir machen es so. Vorschläge?«
Aus Lichtenbergs Zigarette schlängelte sich eine Rauchfahne. Tareks Hand war aus seinem Haarschopf geglitten, und die aufgerichteten Haare sanken langsam zusammen. An Isabels Glas lief ein Mineralwassertropfen herunter.
» Ich könnte was zu den Immobiliengeschäften sagen«,
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