Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
Vom Netzwerk:
das Hollywoodlächeln tapfer durch. „Bitte, Hella. Wo sollte ich sonst mit ihm hin?“
    Der Fahrer ahnte nichts Gutes. Er hatte bereits die Ladeklappe geöffnet und mit flinken Fingern einen Fliegenschimmel los gebunden. Das Pferd folgte ihm brav und stakste die Rampe herunter. Schnell übergab der Mann den Strick an seinen Begleiter und führte flugs das zweite Pferd, einen kräftigen Rappschimmel, heraus und überließ auch ihn dem Jungen. Er zögerte einen Moment, bevor er den Blick seiner schwarzen Augen auf Hella heftete und sie in gebrochenem Deutsch ansprach. Viel verstand sie nicht, aber immerhin soviel, dass sie das nächste Pferd herausholen sollte. Gepolter und Hufgescharre drangen aus dem Transporter hervor, und man hörte ein zaghaftes Wiehern. Melody antwortete, und das folgende Wiehern tönte schrill aus dem Hänger heraus. Wenn das kein Hengst war!
    Der Fahrer zupfte Hella ungeduldig am Ärmel und übergoss sie mit einem Schwall Portugiesisch. Von der anderen Seite trat Johansen an sie heran und wollte wissen, wie es nun weiter ging. Sie bat ihn noch einmal zu warten und spähte in den Laderaum. Nur noch ein Pferd befand sich darin. Ein Kastanienbrauner, ein kräftiges Tier. Fadista! Er war so kurz angebunden, dass er kaum den Kopf bewegen konnte.
    „Ist er nicht ein Traum“, flüsterte Swantje schwärmerisch.
    Sie musste blind für das Leid anderer sein. Mit den eingefallenen Flanken, dem struppigen Fell und sich auf Beinen haltend, die vom langen Stehen geschwollen waren, wäre Albtraum die passendere Bezeichnung gewesen.
    „Geh mir aus den Augen!“, zischte Hella und drohte mit halblauter Stimme, sie wollte die Portugiesen samt ihrer Schimmel und dem Hengst vom Hof jagen und Swantje auf Nimmerwiedersehen mit der Forke hinterher scheuchen. Swantje verzog sich mit beleidigter Miene hinter den Lastwagen.
    Zögernd trat Hella zwei Schritte näher an Fadista heran. Unter dem Hengst türmte sich der Mist, und ihr stieg der scharfe Gestank von Ammoniak entgegen. Das sah aus, als hätte der Fahrer den Hengst unterwegs überhaupt nicht ausgeladen. Mit Entsetzen musste sie feststellen, dass Fadista noch immer den spanischen Kappzaum trug. In einem der Eisenringe war der kurze Anbindestrick befestigt. Jeder Rumpler musste ihm heftige Schmerzen zugefügt haben. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie der lädierte Nasenrücken unter der Serreta aussehen mochte. Fadista stemmte sich gegen den Strick und versuchte sich aufzubäumen. Auf dem von Urin und Kot verschmutzten Boden glitten die Hinterbeine auseinander, und beinahe wäre er hingefallen. Kaum hatte er sich wieder gefangen, begann er ungestüm mit den Vorderhufen zu scharren und warf sich mit der Kruppe so heftig gegen die waagerechte Stange, die seine Standfläche begrenzte, dass Hella fürchtete, die Stange würde heraus brechen und den Hengst zu Fall bringen.
    Ihr blieb keine Wahl. Das Pferd musste so schnell wie möglich aus dem Transporter heraus.
    Mit einer geflüsterten Verwünschung gegen Swantje verließ sie die Rampe. Johansen wartete ein paar Schritte abseits. Ein angenehm zurückhaltender Mensch im Gegensatz zu den anderen Umstehenden, die Hella mit Fragen bestürmten.
    Sie vertröstete sie auf später und wandte sich an Johansen. „Würden Sie mir helfen? Es könnte gefährlich werden. Ich kenne das Pferd aus Portugal.“
    „Und trotzdem haben Sie ihn herbringen lassen?“, fragte er mit deutlicher Missbilligung.
    „Nicht ich, sondern die junge Dame dort“, erklärte Hella und ließ sich den Ärger durchaus anmerken. „Wenn Sie sich das Pferd aus der Nähe ansehen, werden Sie mich verstehen. In diesem Zustand darf man ihn nicht weiter schicken.“
    Der Tierarzt folgte ihr in den Laderaum. Skeptisch schob er die Augenbrauen zusammen. Gemeinsam beobachteten sie den Hengst, der wild scharrte und den Lastwagen zum Vibrieren brachte.
    „Mit zwei Longen müsste es gehen“, meinte Johansen. Er musterte Hella verstohlen.
    „Keine Sorge“, sagte sie mit einem Lächeln. „Ich bin kräftiger, als ich aussehe.“
    Sie bat Paul Gehrmann, zwei Longen zu holen, und wies Maren an, eine Paddockbox einzustreuen und sich bereit zu halten, um notfalls mit einzugreifen. Yvonne führte die Stute zurück in den Auslauf. Die Portugiesen lotste Hella mit Handzeichen samt ihrer Schimmel in eine entfernte Hofecke. Beide Männer wirkten erleichtert, der Verantwortung für den unbequemen Hengst entkommen zu sein.
    Paul Gehrmann eilte herbei und übergab

Weitere Kostenlose Bücher