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Flammenpferd

Flammenpferd

Titel: Flammenpferd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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Druck hätte sich bereits Knochenmasse abgebaut, erklärte er und fügte hinzu: „Die Narben und Beulen wird er sein Leben lang behalten.“
    Hella hielt Fadista am Halfter. Er hielt die Augen halb geschlossen wie ein angeschlagener Boxer.
    „Ich habe gehört, Sie wollen auf Ihrem Hof eine Reha-Klinik einrichten?“, fragte Johansen, während er seine Arbeit begutachtete. „Interessante Idee! Diesen Plan kann ich nur begrüßen.“
    „Dann fürchten Sie mich nicht als Konkurrentin?“ Philipp hatte das völlig anders gesehen. Vieles wäre nicht geschehen, wenn er sich wegen der Reha-Klinik nicht in eine Panik hinein gesteigert hätte.
    „Wir Tierärzte werden in erster Linie zu den akuten Fällen gerufen“, erklärte Johansen gelassen. „Für die Nachbetreuung unserer Patienten ist wenig Zeit. Übrig bleibt ein breites Feld von Aufgaben, das von vielen Experten beackert werden kann.“
    „Man sagt, Sie hätten eine Praxis in Schleswig-Holstein besessen?“
    Johansen verstrich großflächig eine weiße Salbe auf dem Pferdekopf. „Sagt man das? Nun, es stimmt. Ich hatte meine Praxis auf dem elterlichen Gut einrichtet. Meine Mutter und meine Schwester leiten den Betrieb gemeinsam. Einen Schwerpunkt bildete die Trakehnerzucht, einen anderen meine Praxis, und alles lief bestens, bis meine Schwester auf die verflixte Idee kam zu heiraten.“ Er drehte die Tube zu und steckte sie in die Arzttasche, bevor er knapp anfügte: „Nach der Hochzeit gab es einen Tierarzt zu viel auf dem Hof.“
    „Und was hat Sie nach Hameln geführt?“, fragte Hella. „Warum haben Sie ausgerechnet die Praxis von Philipp Kamphorst übernommen?“
    Er wandte sich mit einem Lächeln um; mit einem charmanten Lächeln, wie Hella feststellte. „Das war ein purer Zufall. Ich kannte die Stadt ein wenig, seit ich als Schüler zu einem Austausch hier war. Als ich über zig Ecken erfuhr, dass hier eine Tierarztpraxis zu übernehmen ist, habe ich nicht gezögert. Die Verbindung von Kleintieren und Pferden kommt mir sehr entgegen.“
    Swantje traute sich heran und lehnte sich weit über die halbhohe Boxentür, damit niemand vergessen konnte, dass sie die Besitzerin war. Als Johansen sich ihr zuwandte, legte sich sein eckiges Gesicht in missmutige Falten. Er muss ein schlechter Lügner sein, dachte Hella amüsiert, wenn man ihm jede Empfindung so deutlich ansieht.
    „Die Salbe sollte täglich aufgetragen werden“, erklärte er. „Trauen Sie sich das zu?“
    „Könntest du mir dabei bitte helfen, Hella?“, fragte Swantje zaghaft. Ein so kleinlautes Auftreten hätte Hella ihr nicht zugetraut.
    „Darüber reden wir später“, erwiderte sie nachsichtig. Der Zorn war verraucht, und sie genoss das befriedigende Gefühl, einem Tier geholfen zu haben. Die Betäubung ließ nach, und Hella beeilte sich, dem Pferd das Lederhalfter über den Kopf zu streifen. Sie schnallte den Nasenriemen so hoch, dass er oberhalb der wunden Stellen lag, und half Johansen, den torkelnden Hengst in die ausgeräumte Nachbarbox zu führen. Fadista durfte weder Heu, noch Stroh fressen, bevor die Sedierung vollkommen abgeklungen war, und das konnte zwei bis drei Stunden dauern. Die Leute vom Hof gaben den Weg frei, als Hengst mit unsicheren Schritten über die Stallgasse zockelte.
    „Was ist bloß mit seiner Mähne passiert?“, rief Yvonne verwundert.
    Auch Hella war aufgefallen, wie merkwürdig die schwarze Mähne aussah. In Portugal waren ihm die Haare üppig und in gleicher Länge weit über Hals und Schulter gefallen; wenn auch verfilzt und ungepflegt. Nun reichte die Mähne auf der Halsmitte nur wenige Handbreit herab. Die Haarenden waren aufgekräuselt und wirkten wie miteinander verschmolzen.
    Paul Gehrmann, der Besitzer der Rappstute Holly, hatte sich bisher, wie es seine Art war, schweigend zurückgehalten. Nun rieb er sich nachdenklich über das Kinn. „Das klingt kurios, aber ich finde, dass die Haarspitzen wie angekokelt aussehen.“
    Dem stimmte auch Johansen zu. Es entwickelte sich eine heftige Diskussion, was geschehen sein mochte.
    Swantje beendete das Rätselraten. „Es war Brandstiftung!“, rief sie in das Stimmengewirr hinein.
    Alle Köpfe fuhren zu ihr herum.
    „Jemand hat ihn in einen Schuppen geführt und den Schuppen angesteckt“, erklärte Swantje. „Aber Fadista konnte sich befreien.“
    „Wer bringt so etwas fertig!“, rief Evelin entsetzt.
    Ein deutsches Mädchen sei es gewesen, berichtete Swantje. Mehr wüsste sie nicht darüber. Die

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