Flammentochter (German Edition)
lass den Verband zwei oder drei Tage drauf.“
Arvinja keuchte auf und sah sich nach der Stimme um , die ihr seltsam vertraut vorkam . Was sie erblickte , verschlug ihr glatt die Sprache. Keine zwei Meter entfernt stand ein Zentaur. Er sah genau so aus, wie Neyra im Tagebuch beschrieben hatte. Langes goldenes Haar umrahmte ein männlich es , kantiges Gesicht, an dem einfach alles perfekt zu sein schien. Volle Lippen, eine gerade Nase und diese Augen … so eine Fa rbe hatte sie noch nie gesehen.
Seltsamerweise verspürte Arvinja keinerlei Angst vor ihm. Im Gegenteil. Er war es gewesen , der sie am Fluss gerettet hatte, dessen war sie sich ganz sicher. Sie atmete tief ein. Erde, Kräuter, Moos.
Seine Erscheinung war so imposant und unwirklich, dass sie für einen Moment wie erstarrt war . Das F ell des Zentauren war von einem schimmernden R otbraun, das sich über mächtigen Muskeln spannte. Der menschliche Teil seines Kö rpers war ebenfalls sehr muskulös . Über seiner Schulter hing ein Bogen und auf seinem Rücken ein Köcher mit Pfeilen. An der Taille, dort wo der menschliche Teil seines Körpers in den Pferdekörper überging , trug er einen breiten Gürtel, an dem ein Lederbeutel und ein Messer befestigt waren. Der Zentaur konnte nicht viel älter sein als sie selbst, höchstens Mitte zwanzig . Seine unglaublichen Augen waren von solch einem strahlenden Türkis, dass sie zu leuchten schienen. Arvinja ertappte sich dabei, wie sie ihn anstarrte und spürte, dass sie rot wurde.
„ Du …“ Sie schluckte den Knoten in ihrer trockenen Kehle hinunter und räusperte sich. „Du hast mich schon wieder gerettet .“
Der Zentaur blickte sie überrascht an , dann zuckten seine Mundwinkel . „ Sieht so aus “, antwortete er schließlich mit einem amüsierten Aufblitzen in den Augen . „ Mach dir keine Sorgen, Arvinja. I ch habe das Gift der Schlange aus der Wunde gesaugt, bevor alles in deinen Blutkreislauf gelangen konnte .“
Arvinja schwieg einige Herzschläge lang , dann sagte sie: „ Woher kennst du meinen Namen? Und i ch dachte , Zentauren hassen die Menschen? “
„ Das mag durchaus so sein, aber ich für meinen Teil kann nichts hassen, das ich nicht kenne “, antwortete der Zentaur gelassen. „ Außerdem … bist du kein gewöhnlicher Mensch“, setzte er hinzu. „Du besitzt die Gabe der Feuermagie, auch wenn du offensichtlich nicht damit umzugehen weißt.“
Arvinja öffnete schon den Mund, um zu protestieren, doch sie schloss ihn wieder. Er hatte ja Recht. Peinlich berührt senkte sie den Blick . „Deinen Namen kenne ich, weil ich ihn diesem Schwein heraus geprügelt habe, das dich angegriffen hat.“
Sie hielt einen Moment den Atem an und schüttelte den Kopf. „Torek …“, murmelte sie. „Er hasst mich, seit wir Kinder waren.“
„Er wird dich nie wieder anfassen, das ver s preche ich dir.“ Seine Kiefermuskeln spannten sich an, als wäre er zornig und er ballte die Fäuste. Dann schien er sich zu entspannen. „ Ich bin übrigens Aries“, stellte er sich vor und betrachtete sie so durchdringend , dass Arvinja heißkalte Schauer über den Rücken liefen .
„Aries …“, wiederholte sie mit zittriger Stimme , während sie versuchte, aufzustehen. Aries überwand den Abstand zwischen ihnen und sank mit den Vorderläufen neben ihr auf die Erde . Arvinja hielt einige Herzschläge lang den Atem an , als er ihr so nah kam .
„Bleib noch etwas liegen “, sagte er sanft . Er griff nach einer Phiole die an einem Lede r band um seinen Hals hing und zog den Korken heraus . „Trink das.“ Als sie zögerte , nickte er ihr beschwichtigend zu. „Vertrau mir. Es ist uralte Medizin der Zentauren und hat bereits zum zweiten Mal deine Wunden geheilt. “
Arvinja dachte daran, dass sie am Morgen nach Toreks Angriff keine sichtbaren Verletzungen gehabt hatte und sah Aries neugierig an.
„Stellst du diese Medizin selbst her?“, fragte sie aufgeregt.
Aries schüttelte den Kopf. „Nein, das macht unsere Dorfälteste, Silva. Sie kennt jedes Kraut hier im Wald.“
Arvinja trank und spürte die Flüssigkeit, die ihre Lippen benetzte. Wohlige Wärme durchströmte ihren Körper.
„Was hast du i n der Nähe des Dorfes gemacht und w arum hast du mir in dieser schrecklichen Nacht geholfen?“, fragte sie ihn .
„Es war nicht das erste Mal, dass ich den Wald verlassen habe“, antwortete er ruhig. „Und es war auch nicht das erste Mal, dass ich di ch gesehen habe.“
Als sie ihn überrascht
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