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Flammentochter (German Edition)

Flammentochter (German Edition)

Titel: Flammentochter (German Edition)
Autoren: Verena Rank
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selbst, doch Aries hatte sie gehört.
    „ Geiste r?“
    „Ja, die Menschen denken, es leben Geister im Schimmerwald, das Leuchten macht ihnen Angst.“ Sie blickte Aries an. „Ich würde diese Blumen gerne mal sehen.“
    „Tagsüber sind sie unscheinbar“, erwiderte Aries. „Nachts ist der Wald zu gefährlich für dich. Wenn du willst bringe ich dir etwas Blütenstaub mit. Er heilt starke Verbrennungen und Fleischwunden.“
    Arvinja keuchte auf. „Denkst du, meine Mutter könnte damals nach Sternanemonen gesucht haben, um meine Schwester zu retten ?“
    Aries überlegte. „Das ist gut möglich. S ie wachsen sehr tief im Wald, in dem Gebiet leben Werwölfe.“
    Bei dem Gedanken, dass ihre Mutter vielleicht von Werwölfen getötet worden war, spürte Arvinja einen schmerzenden Stich in der Brust . Seufzend kniete sie sich an das Ufer und tauchte die Hand in das kristallklare Wasser . Es war angenehm kühl.
    „Warte, ich nehme den Verband kurz ab, dann kannst du das Blut abwaschen.“ Aries ließ sich neben sie auf die Vorderläufe sinken und legte seinen Bogen im Gras ab. Arvinja sah zu ihm auf, einen kleinen verzauberten Augenblick hafteten ihre Blicke aneinander. Erst als sich Aries räusperte, konnte sich Arvinja diesem strahlenden Türkis entziehen. Ihre Wangen glühten. Als Aries den Stoff ihres Kleides etwas zur Seite schob und die Blätter behutsam von ihrer Haut löste, konnte sie jedoch nicht widerstehen, einen erneuten Blick auf ihn zu werfen . Sie bemerkte, dass seine Wangen leicht gerötet waren. Er sah so schön aus … so unwirklich schön.
    „Sieh nur, es heilt bereits. Hast du noch Schmerzen ?“
    „Ein bisschen. Es ist unglaublich, wie schnell diese Pflanzen wirken. Was sind das für Blätter? “
    „Frauenmantelkraut. Es dient der Wundheilung.“ Aries legte die Blätter zur Seite . „Verwende die Kräuter aus dem Schimmerwald mit äußerster Vorsicht, wenn du nicht willst, dass jemand Verdacht schöpft . Ich habe mehr davon gen ommen, damit deine Wunde rasch heilt, aber ein kleiner Teil davon hätte schon ausgereicht, um einen guten Erfolg zu erzielen.“
    Arvinja nickte. „Ich achte darauf , versprochen .“
    „Gut, nun wasch es ab, dann erneuern wir den Verband.“
    Das Blut ließ sich erstaunlich gut aus dem Stoff waschen, es war kaum mehr zu sehen . Aries öffnete den Lederbeutel, der an seinem G ürtel hing und holte einen kleinen Holztiegel daraus hervor. Er öffnete ihn und nahm mit einer Fingerspitze etwas von der milchfarbene n Salbe heraus.
    „Ich bin ganz vorsichtig“, sagte er leise, während er die Salbe auf ihrer Wunde verteilte. Die Berührung hinterließ ein Kribbeln auf Arvinjas Haut , das sich durch ihren gesamten Körper zog. Aries legte das Frauenmantelkraut wieder über die Wunde und nick te zufrieden. „In zwei, drei Tagen wird nichts mehr davon zu sehen sein.“
     
    Sie ritten zurück und er begleitete sie bis zum Waldrand .
    „ Ich werde versuchen, übermorgen wieder zu kommen“, sagte Arvinja. Am liebsten hätte sie sich schon für den nächsten Tag mit ihm verabredet , aber sie musste erst sehen, was sie zuhause erwartete .
    Aries nickte. „Warte in der Mittagsstunde hier am Waldrand. Ich möchte nicht, dass du alleine in den Schimmerwald gehst.“ Er blickte sie warnend an.
    „Bist du jetzt mein Leibwächter?“, fragte sie lachend, aber sie merkte schnell , wie ernst es ihm war . „Ist ja gut, ich werde genau hier stehen.“ Sie zeigte auf ihre Füße und beschrieb einen kleinen Kreis . „Versprochen.“
    „Gut“, antwortete Aries zufrieden. „Dann bis bald, Arvinja.“
    Sie blickte ihm noch nach, bis er im Nebeldunst zwischen den Bäumen verschwand.
     
    ****
     
    Es war noch ruhig in den Gassen von Telgar, als Arvinja zurückkehrte. F ür einen Sonntagvormittag war dies nichts Ungewöhnliches. Arvinja hielt den Atem an, als sie die Hand auf den Türknauf legte. Ihr Herz hämmerte hart, als sie die Diele betrat und die Tür leise hinter sich schloss. Erleichtert stellte sie fest, dass ihr Vater offenbar gar nicht bemerkt hatte, dass sie fort gewesen war. Obwohl es schon später Vormittag war, dachte er wohl , sie schliefe noch. Aus der Küche vernahm sie das Klappern von Geschirr , ihr Vater pfiff leise vor sich hin. Arvinja schlich eilig die Holzstufen zum Dachgeschoss hinauf, um sich umzuziehen. Kurze Zeit später betrat sie im Nachthemd und Morgenrock die Küche und täuschte ein Gähnen vor.
    „Guten Morgen, Vater. Warum hast du mich denn
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