Flammentod
wissen.«
»Was hast du vor?«
»Wie gesagt - ich werde mir heute abend noch mal das Haus ansehen, in dem wir … ich meine, in dem ich Angelika gesehen habe.«
»Warum gehst du nicht sofort hin?«
»Ich suche den Schutz der Nacht, das ist doch klar.«
»Darf ich nicht mit?«
Ich schüttelte den Kopf. »Was ich da mache, ist Einbruch. Es reicht, wenn einer von uns geschnappt wird, wenn was schiefgeht. Außerdem fällt einer weniger auf als zwei.«
»Da ist was dran. Und was machen wir so lange?«
»Ich habe mit Vogt gesprochen. Der Wagen ist fertig. Den holen wir ab. Vorher gönnen wir uns ein nettes Mittagessen, würde ich sagen. Wenn wir dann satt sind und alle fahrbaren Untersätze wieder zur Verfügung stehen, finden wir uns noch mal bei Theresa ein und halten Kriegsrat. Es wird Zeit, daß wir zur Mitte stricken. Ich will endlich wieder heim nach Wuppertal.«
*
Die Abendluft war warm und angenehm. Eigentlich hätte ich mir etwas anderes vorstellen können, als in irgendwelche geheimnisvolle Gartenhäuser einzubrechen. Gegen halb neun fuhr ich los. Ich parkte den Wagen an derselben Stelle, an der Jutta am Abend zuvor ihr Motorrad abgestellt hatte. Auf dem Weg zum Haus begegnete ich keinem Menschen. Der Himmel war schwärzer als gestern; das Licht, das die riesige Stadt Köln irgendwo weiter hinten in den Himmel strahlte, wurde diesmal nicht reflektiert. Statt dessen sah ich ein paar Sterne blinken. Wahrscheinlich war kein Wölkchen dort oben.
Niemanden störte der Lärm, als ich über das Metalltor stieg. Ich hatte mir von Theresa eine kleine Taschenlampe ausgeliehen, die ich jedoch erst möglichst spät benutzen wollte. Das kleine Gebäude war dunkel wie ein schwarzer Klotz. Nirgendwo brannte Licht.
Auf der anderen Seite des Hauses erstreckte sich plattgefahrene Erde, die schwach von fernen gelblichen Lampen beleuchtet wurde. Ich erkannte weiter hinten einen Zaun und dahinter rechteckige Umrisse von Industriegebäuden. Vom Zaun zum Grundstück führten schwarze Linien -Reifenspuren. Ich folgte ihnen, und es dauerte eine ganze Weile, bis ich auf einen asphaltierten Weg kam. Hier konnte man schon etwas besser sehen. Scharfgezackte Büschel stachen aus dem rohen Teer - Unkraut, das sich seinen Weg durch den Belag gebahnt hatte. Das Grundstück wurde schmaler; nach einer Weile war es nur noch so breit wie die kleine Straße.
Ich erinnerte mich, daß Manscheit eine Zufahrt irgendwo im Industriegebiet erwähnt hatte.
Es hatte jetzt keinen Sinn, danach zu suchen. Ich war froh, daß die Luft rein war und ich das Haus unter die Lupe nehmen konnte. Ich ging zum Haus zurück und gelangte über die Wendeltreppe zu der Tür. Ich drückte die Klinke nach unten. Ordentlich abgeschlossen - ich hatte nichts anderes erwartet.
Ich wagte es, die Taschenlampe kurz anzuknipsen, um mich zu orientieren - ein Risiko, denn ich befand mich praktisch auf einem Turm, und es war nicht abzuschätzen, wie weit man das Licht sehen konnte. Die einzige Möglichkeit, hineinzukommen, ergab sich einen knappen halben Meter von der Tür entfernt: ein Fenster.
Ich löschte das Licht und wartete, bis sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann kletterte ich auf das Geländer am Treppenrand und versuchte zu vergessen, daß ich gut und gern drei Meter tief fallen würde, wenn ich nicht aufpaßte. Ich reckte mich nach vorne und tastete mich an der Glasscheibe entlang. Ich zog meine Neunmillimeter hervor und atmete tief durch. Dann holte ich aus und schlug mit dem Griff die Scheibe ein.
Das Getöse kam mir gewaltig vor. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund. Ich wartete, bis sich mein Atem wieder etwas beruhigt hatte, und beseitigte den Rest der Glassplitter, die noch in dem Fensterrahmen steckten. Ich traute mich nicht, die Lampe noch einmal anzumachen, so konnte ich nicht genau erkennen, ob ich alle scharfkantigen Stellen beseitigt hatte. Immer wieder tastete ich vorsichtig das Fenster ab. Dann beschloß ich, es gut sein zu lassen. Ich kletterte noch eine Stange weiter auf dem Geländer, stützte mich auf den Fensterrahmen und stieg vorsichtig hinein.
Ich versuchte, mein Gleichgewicht in das Innere des Raumes zu verlagern. Plötzlich konnte ich mich nicht mehr halten und stürzte in das schwarze Loch.
Ich fiel zu Boden, rollte ab und stieß mir den Kopf hart an. Mit meiner rechten Hand durchfurchte ich die Luft und ertastete etwas Hartes, Hölzernes. Vorsichtig richtete ich mich auf. Ich war völlig
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