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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Auch an der Wendeltreppe brannte es bereits. Beißender Rauch schlug mir von draußen entgegen. Hinter dem Knistern der Flammen hörte ich, wie ein Motor angelassen wurde. Der Laster und der andere Wagen fuhren los. Als aus dem Fenster neben mir plötzlich eine Feuerwalze herausfauchte, zögerte ich nicht lange und sprang über die Brüstung in die Tiefe. Als ich unten angekommen war, schien das Feuer mit einemmal verschwunden zu sein. Die reine Schwärze um mich herum empfand ich als Erleichterung.

9. Kapitel
    Jutta fuhr mit einem Motorrad durch das Bergische Land. Aber das Bergische Land war nicht grün, sondern tiefviolett. Der Himmel war rot wie bei einem gewaltigen Sonnenuntergang, und es gab keine Wiesen, sondern nur eine Wüste aus Schotter. Die Straße wand sich in einheitlichem Hellgrau über die Hügel, und andauernd wechselte die Perspektive. Mal sah ich Jutta auf mich zufahren, dann machte die Kamera einen Schwenk, und ich sah nun von hinten, wie ihr Gefährt dem Horizont entgegenraste und dabei immer kleiner wurde.
    Juttas Motorrad sah komischerweise wie ein überdimensionaler Besen aus, auf dessen Stange mehrere Pferdesättel befestigt waren - als würden viele Hexen gleichzeitig auf diesem Motorbesen reiten. Und plötzlich war Jutta nicht mehr allein auf dem eigenartigen Gefährt. Hinter ihr saß Theresa und studierte aufmerksam eine Landkarte. »Wir müssen die Autobahnauffahrt nehmen«, sagte sie nachdenklich.
    »Wir müssen ihm noch eine Spritze geben«, sagte eine Stimme, und es klang wie ein verzerrtes Echo. Plötzlich wurde es blendend weiß um mich. Ich schlug die Augen auf, und das Blenden wurde stärker. Die Sonne schien. Ich mußte husten, und es fühlte sich an, als würde mein Brustkorb zerplatzen.
    »Stillhalten«, sagte eine Frau neben mir, und ich spürte ein leichtes Brennen, als sie mit irgend etwas über meinen Arm wischte. »Na?« fragte sie freundlich. »Sind wir wieder in der Realität angekommen?«
    »Nwgssen«, sagte ich röchelnd, und das hatte eigentlich »Nie weg gewesen« heißen sollen. Kaum hatte ich das Gestammel hervorgebracht, überwältigte mich ein neuer Hustenreiz. Unwillkürlich richtete ich mich auf; dabei spürte ich einen stechenden Schmerz am unteren Ende der Wirbelsäule. Ich schrie auf und sackte wieder zusammen.
    »Ganz ruhig«, sagte die Frau. Hellblonde Haare umrahmten das Gesicht. Wasserblaue Augen sahen mich an. Sie waren genauso steril wie das Zimmer.
    »Sind - Sie - Krankenschwester?« fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Schwester ist gerade gegangen. Ich bin Dr. Radermacher. Stationsärztin.«
    Ich räusperte mich. »Was - ist - passiert?«
    Die Frau sagte etwas, doch es ging in meinem erneuten Husten unter. Plötzlich war mein Mund voll mit einem widerlichen Geschmack. Panik stieg in mir hoch. Die Ärztin sah so clean und so sauber aus, aber es half nichts.
    »Muß kotzen«, brachte ich würgend hervor, und da erbrach ich mich auch schon. Frau Dr. Radermacher reagierte wie ein Profi und hielt mir gelassen eine Schale unter. Sie wartete, ohne mit der Wimper zu zucken, bis ich fertig war.
    »Kein Wunder. Sie haben eine kleine Rauchvergiftung, einige Brandwunden, eine leichte Gehirnerschütterung und ein paar ziemlich üble Prellungen.«
    Erst jetzt spürte ich den Verband an meinem Arm. »Und wo bin ich hier?«
    »Im evangelischen Krankenhaus der Stadt Bergisch Gladbach.«
    »Ich bin aber katholisch.«
    »Lassen Sie die Witze. Wie fühlen Sie sich?« fragte sie.
    »Na ja …«
    Sie stand auf. »Da wartet eine Menge Besuch auf Sie. So viel, daß ich gewissermaßen persönlich Ihre Bewachung übernommen habe.«
    Ziemlich langsam begann mein Kopf wieder normal zu arbeiten. »Dabei bin ich gar nicht privat versichert«, versuchte ich weiter zu scherzen. Ich sah mich um. Ich war der einzige Patient im Zimmer. Ich schielte zur Tür.
    »Wie viele?« fragte ich.
    »Ein paar Leute von der Polizei und eine Frau mit grünen Haaren. Außerdem hat ein gewisser Rechtsanwalt Vogt schon mehrmals angerufen und wollte wissen, wie es Ihnen geht. Ach ja - und dann gibt’s da noch einen Herrn von der Presse. Bruchmann heißt er. Der besucht hier häufig Unfallopfer. Sie sind wohl ziemlich prominent.«
    »Das scheint nur so … Au.« Ich hatte wieder versucht, mich richtig hinzusetzen.
    »Verstehe ich Sie richtig?« sagte sie. »Sie wollen mit niemandem reden?«
    »Hat jemand Blumen dabei?«
    »Die grüne Frau.«
    Ich nickte. »Sie darf rein. Sonst keiner. Sagen

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