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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Ladefläche des Lasters kletterte.
    Wieder unterhielten sie sich. Der Ton wurde schärfer. Sie schienen in Streit zu geraten. Jetzt konnte ich hören, daß sie in einer fremden Sprache sprachen - es klang wie Russisch oder Polnisch. Plötzlich gab es ein klatschendes Geräusch, dann wieder eins. Dazwischen etwas wie Ächzen. Die beiden schienen sich zu prügeln. Ich beugte mich aus dem Fenster, um etwas zu sehen.
    Offenbar hatten sie im unteren Teil des Hauses eine Lampe entzündet. Diepeschrath lief durch die beleuchtete Fläche, der andere folgte ihm und hielt ihn fest. Diepeschrath schrie auf und fiel zu Boden. Sein Gegner war schwerer und massiger als er und schlug auf ihn ein. Trotzdem schaffte es Diepeschrath, sich wieder aufzurappeln und unter sein Jackett zu greifen. Im nächsten Moment erstarrte die Szene. Diepeschrath hielt eine Pistole in der Hand.
    Doch der andere gab nicht auf. Er sagte in ruhigem Tonfall ein paar Worte. Diepeschrath fauchte ihn nervös an. Der Mann ging langsam in die Knie und legte sich hin. Diepeschrath begann ihn abzusuchen - wahrscheinlich nach Waffen. Dabei bekam der Gegner seine Chance. Er trat Diepeschrath blitzschnell in die Magengegend, brachte ihn damit zu Fall und war soiort auf den Beinen. Die beiden rangen eine Weile miteinander und bewegten sich wieder auf das Haus zu. Als sie bei der Garage waren, verlor ich sie wieder aus dem Blickfeld. Dann bekam ich etwas zu hören. Einen ohrenbetäubenden Knall. Die Stille danach war unheimlich.
    Ich lauschte angestrengt. Vergeblich. Kein Laut war zu vernehmen. Irgendwann warf ich wieder einen Blick nach draußen. Nichts hatte sich verändert. Das Licht aus der Garage sickerte auf den Vorplatz. Der Wagen stand immer noch da. Irgend etwas warnte mich davor, mein Versteck zu verlassen.
    Dann hörte ich, wie jemand dort unten etwas sagte. Ich konnte nichts verstehen. Aber mir schwante Schlimmes.
    Ich hatte den Eindruck, bereits Stunden hier drin verbracht zu haben, als sich wieder ein Wagen näherte. Diesmal stiegen mehrere Personen aus und unterhielten sich aufgeregt. Emsiges Herumgelaufe war plötzlich dort unten im Gange. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und sah wieder aus dem Fenster - genau in dem Moment, als jemand die Wendeltreppe hochgestürmt kam und mir mit einer Taschenlampe genau ins Gesicht leuchtete.
    Sofort ließ ich mich wieder auf den Boden fallen. Draußen stieß jemand einen Fluch aus und drückte die Türklinke herunter. Der Mann rief etwas - wahrscheinlich warnte er die anderen. Irgendwer stürmte herauf, und dumpfes Poltern zeigte mir an, daß sie gemeinsam versuchten, die Tür aufzubrechen.
    Ich zog meine Neunmillimeter und behielt Fenster und Tür im Auge. Gleichzeitig rückte ich immer weiter in den hinteren Teil des Zimmers zurück und tastete mit zittrigen Händen nach meinem Handy. Als ich es aktivierte, leuchtete das Display grün auf. Ich hackte nervös die Notrufnummer in die Tastatur und bekam in dem Lärm kaum mit, daß sich jemand meldete.
    »Überfall«, keuchte ich heiser in den Hörer.
    »Ihr Standort bitte«, sagte der Mann auf der anderen Seite, und ich wußte nicht, was ich antworten sollte. »Industriegebiet Zinkhütte. Ganz hinten - einsames Grundstück. Nach Lückerath hin …«
    Am Fenster zeigte sich ein Kopf. Ich drängte mich an die Wand, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
    Ein Lichtblitz zuckte. Mit ohrenbetäubendem Knall ging die Tür zu Bruch. Panisch packte ich den Schreibtisch, schmiß ihn um, um mich notfalls dahinter zu verbarrikadieren. Ich kauerte mich auf den Boden. Das Türblatt drehte sich in den Raum hinein; in der Öffnung dahinter erkannte ich schemenhaft schwarze Figuren. Ich zog den Abzug meiner Pistole durch.
    Die Schatten verschwanden. Noch bevor ich richtig darüber nachdenken konnte, ob ich jemanden getroffen hatte, flog mir etwas Leuchtendes entgegen. Es fiel zu Boden, schoß auf mich zu und zog eine Flammenspur hinter sich her.
    Ich rappelte mich auf und kickte die brennende Petroleumlampe zur Seite. Das war ein Fehler. Sie rollte weg und verteilte das Feuer noch weiter im Raum. Sofort leckten die Flammen an dem Kleiderschrank hoch. Plötzlich stieg eine mannshohe Feuerwand auf; der Ausgang war von Flammen bedeckt. Eine mörderische Hitze umgab mich. Ich sah zur Seite und bemerkte, daß der Ärmel meiner Jacke Feuer gefangen hatte.
    In Panik sprang ich nach vorne über den umgestürzten Schreibtisch. Die Tür war wieder zu. Ich riß sie zur Seite.

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