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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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orientierungslos.
    Das einzige, wonach ich mich richten konnte, war das quadratische Viereck des Fensters über mir, das sich ein wenig von der Schwärze abhob.
    Als ich stand, blickte ich hinaus und prüfte, ob die Luft immer noch rein war. Kein Laut drang zu mir, auch der Hund hatte aufgehört zu bellen. Doch dann hörte ich mein eigenes Keuchen und ein Summen in den Ohren, das immer lauter wurde - durchmischt von meinem dumpfen Herzschlag. Ein Gefühl von Klaustrophobie erfaßte mich. Ich mußte mich zwingen, am Fenster einige Male tief durchzuatmen. Dann wandte ich mich dem schwarzen Raum hinter mir zu und schaltete die Lampe an.
    Was ich sah, war enttäuschend. Es war ein kleines Zimmerchen - karg eingerichtet. Neben dem Fenster befand sich der Kleiderschrank, den ich hinter Angelika Diepeschrath gesehen hatte. Daneben, in einer Nische, stand ein kleiner Schreibtisch.
    Das Ganze erinnerte an eine Studentenbude, wie man sie aus alten Filmen kennt. Das einzige, was fehlte, war das Bett. Gegenüber von dem Schrank gab es ein weiteres Fenster.
    Ich dämpfte die Lampe mit der Hand ein wenig ab und stellte mich an dieselbe Stelle, an der Angelika Diepeschrath gestanden hatte. Ich drehte dem Fenster den Rücken zu und sah vor mir die geschlossenen Holztüren. Ich drehte den Schlüssel um und öffnete sie.
    Es gab nichts als Unmengen von Kleidern. Ich griff hinein und schob ein paar der Sachen zur Seite. Es waren, soweit ich sehen konnte, Frauensachen. Unten stand sauber aufgereiht eine Kolonne von Schuhen. Ich suchte noch ein wenig zwischen den Klamotten herum, sah ordentlich aufgehängte Faltenröcke, Kleider aus bunter Seide, Blusen und sogar ein paar Mäntel, dann schloß ich den Schrank wieder und wandte mich dem Schreibtisch zu.
    Die Platte war vollkommen leer. Seitlich gab es ein paar Schubladen. Ich zog sie auf, und eine Menge Papierkram quoll mir entgegen. Mappen, Aktenordner und lose Stapel. Es war so viel, daß ich die Schublade nicht mehr zubekam. Ich holte einige der Ordner hervor und legte sie auf die Tischplatte. Etwas rutschte heraus. Es waren Fotos von Angelika Diepeschrath, auf denen sie allerdings jünger wirkte. Auf einem trug sie ein buntes Seidenkleid, das ich in dem Schrank gesehen hatte. Ich drehte mich zu dem Fenster hin und verglich es mit dem Fotohintergrund. Die Aufnahmen waren alle hier in diesem Zimmer gemacht worden. Angelika Diepeschrath lächelte auf den Bildern. Mir fiel auf, daß sie sehr stark geschminkt war.
    Ich legte die Fotos zur Seite und öffnete einen der Aktenordner. Der Lichtkegel der Taschenlampe fiel auf handgeschriebene Zahlenkolonnen; es waren mehrere Additionen mit Summen am Ende. Hohe Summen:
    zwanzigtausend, dreißigtausend. Ich blätterte weiter und sah computergeschriebene Seiten. Ich versuchte, die Texte zu lesen. Sie waren auf Englisch und von Fachausdrücken durchsetzt. Weiter hinten gab es etwas auf Deutsch, doch bevor ich begriff, um was es ging, hörte ich das Brummen eines Motors. Es kam eindeutig näher. Sofort löschte ich das Licht.
    Ich wandte mich dem Fenster zu und beugte mich hinaus. Scheinwerfer tasteten sich über das Grundstück und erzeugten Schatten, die über die Grasfläche huschten. Ein Wagen näherte sich dem Haus. Die Lichter erloschen. Jemand stieg aus und knallte die Tür zu. Das Auto stand im Dunkeln; die Person, die ausgestiegen war, zeichnete sich als Umriß daneben ab. Es war ein Mann. Er machte keine Anstalten, sich von dem Wagen wegzubewegen. Nach einer Weile zündete er sich eine Zigarette an, und ich erkannte im Schein der Feuerzeugflamme Rudolf Diepeschrath.
    Als er fertiggeraucht hatte, sah er ein paarmal nervös auf die Uhr und lief ein wenig herum. Ich ertappte mich dabei, wie ich nach meiner Pistole tastete.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ein zweiter Wagen kam. Es war ein kleiner Laster, dessen Lichter nun die Szene voll und ganz ausleuchteten. Ich duckte mich, als die Lichtkegel das Haus erreichten. Der Motor wurde abgestellt. Jemand stieg aus. Schritte knirschten. Die beiden wechselten einige Worte. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten.
    Nach einer Weile wagte ich, wieder durch das Fenster zu sehen. Diepeschrath ging gerade einige Meter unter mir auf die Längsseite des Hauses zu. Etwas rumpelte. Anscheinend wurde die Garage geöffnet. Der andere stieg wieder in das Auto und fuhr etwas näher heran. Jetzt befand sich das Geschehen da unten außerhalb meines Blickfelds, doch ich konnte hören, wie jemand auf die

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