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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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einige davon in Sprachen, die sie nicht einmal erkannte. Speichel flog unter der Macht ihrer Schmähungen gegen die Fensterscheibe.
    »Bist du fertig? Oder brauchst du eine zweite Dusche?« Jules' Hand kam mit einer weiteren vollen Flasche zum Vorschein.
    Anya fühlte, wie Mimi sich zurückzog, und sie gewann die Kontrolle über ihre Stimme zurück. »Ich bin okay, Jules.« Mit zitternder Hand schob sie die Flasche weg. Sparky leckte ihr das zischende Wasser aus dem Gesicht und winselte mitfühlend.
    Jules behielt sie argwöhnisch im Auge, während Brian den Wagen wieder startete und einkuppelte. Wie ein großer, grüner Panzer brauste der Dart die Straßen des Industriegebiets südlich der Fort Street hinunter bis zur Einfahrt der Detroit Salt Company. Schienen führten wie Spinnweben von dem überwucherten, mit einem Maschendrahtzaun eingefassten Gelände fort. Hinter dem Zaun ragte ein Förderturm düster vor dem Himmel auf.
    Anya kletterte aus dem Dart und ging zum Zaun. Die Scheinwerfer des Wagens leuchteten sie von hinten an, und ihr Schatten zog sich lang über den verrosteten Maschendraht. Der Zaun war bereits aufgetrennt worden. Mit einem lauten Kratzen schabte er über den Schotter am Boden. Anya betastete die geschmolzenen Ränder des Drahtgeflechts.
    »Drake war hier«, berichtete sie. Das Metall unter ihren Fingern war immer noch lauwarm.
    Prima, gluckste Mimi in ihrem Hinterkopf.
    Sie stieg wieder in den Wagen. Der Dart bahnte sich durch das Unkraut einen Weg zur Einfahrt des größten Gebäudes auf dem Gelände: einem schwarzen Turm, der die Ruinen der übrigen Industriegebäude, in denen die rostigen Überreste der Waggons lagen, überragte. Schösslinge waren durch das Pflaster gebrochen, und ihre Wurzeln und allerlei Unkraut füllten die Abflussrinnen des Förderturms.
    Die Taschenlampen der DAGR wirkten im Inneren der mächtigen Förderanlage wie kümmerliche, stecknadelkopfgroße Lichtpunkte. Das Blech der Wände ließ fast kein Licht von draußen herein. Nur dort, wo der Rost Löcher in die Metallplatten gefressen hatte, öffnete sich das Dach dem nächtlichen Himmel. Das Fördergerüst hing an einer Reihe gewaltiger, rostiger Seilrollen und Drahtseile und Gegengewichte, die sich hoch über ihnen befanden. Das Gerüst hatte eine Weile ungeschützt unter freiem Himmel gestanden, und nun gurrten Tauben in luftiger Höhe in ihren Nestern, aufgeschreckt von den Taschenlampen der Eindringlinge am Boden.
    »Wie lange, habt ihr gesagt, war niemand mehr da unten?«, fragte Max.
    »Mindestens zwanzig Jahre«, versicherte ihm Katie. »Das hier ist der einzige Weg hinein und wieder heraus.«
    »Ich schätze, wir können nicht einfach warten, bis Ferrer von selbst wieder rauskommt?« Max kratzte sich an der Rückseite seiner Kappe.
    »Sollte es hier keinen elektrischen Strom geben, bleibt uns vielleicht gar nichts anderes übrig.« Jules richtete die Taschenlampe auf die Steuertafel des Fördergerüsts. »Hoffen wir, dass wir Saft haben.« Er drückte auf den Kopf, der die Gondel zurückholen sollte.
    Die Antriebsmechanik mit ihren Umlenkrollen polterte und quietschte über ihnen, die Stahlseile spannten sich, und die Gegengewichte sanken hinab in den Schacht. Anya hörte etwas wie ein Scharren und Ticken aus der Tiefe, als die Gondel mühselig den Minenschacht hinaufgezogen wurde.
    »Wie weit geht es da runter?«, fragte Max.
    »Dreihundertfünfzig bis vierhundert Meter«, antwortete Brian.
    »Scheiße.«
    Jules versetzte ihm wieder einmal einen Klaps. »Achte auf deine Sprache, junger Mann.«
    Die Fahrstuhlgondel erreichte schwankend ihren höchsten Punkt, und die Türen öffneten sich knarrend. Die höhlenartige, mit Lochblechen verkleidete Kabine, war groß genug, um einen LKW aufzunehmen. Jules tat einen ersten Schritt hinein und fühlte sich offenbar ausreichend sicher. Der Rest der DAGR schlich hinterher und drehte die Köpfe, während er die schmierigen Tasten im Inneren betätigte. Ein schwaches rotes Warnlicht leuchtete über dem Tastenfeld auf und warf verzerrte Schatten an die Decke der Kabine.
    »Los geht's«, sagte er.
    Die Gondel tat einen Satz und schepperte gewaltig.
    »Oh, Scheiße!«, jammerte Max in schrillem Ton.
    Jules warf dem Jungen einen mörderischen Blick zu, ging aber nicht weiter darauf ein.
    Die Gondel unter ihren Füßen beruhigte sich wieder und glitt allmählich in die Tiefe wie ein Stein an einem Faden. Schneller und schneller stürzte die Kabine hinab, und die Gegengewichte

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