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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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Metalltür, die sich knirschend in dem verzogenen Türrahmen bewegte. Der Lichtkegel ihrer Taschenlampe glitt über die Stufen, die alle vom Feuer beschädigt und weitgehend zerstört waren. Auf dem Weg nach oben war nichts mehr, was das Gewicht eines Menschen hätte tragen können. Von der nach unten führenden Treppe war kaum mehr übrig als ein dekoratives, metallenes Geländer.
    Anya schnappte sich eine kurze Leiter, die von einem Feuerwehrwagen stammte, und schleifte sie durch die Trümmer. Sie schob sie durch die Tür, lehnte sie an den Türrahmen und kletterte hinunter in den Keller. Mit dem letzten Schritt landete sie in einer kalten Pfütze, die bis zu ihren Knöcheln reichte.
    So tief im Gebäude war sie von den Straßengeräuschen abgeschirmt. Alles, was sie noch hören konnte, war ihr Atem in der Atemmaske, das tropfende Wasser, das sich in Pfützen sammelte, und das ein oder andere besorgniserregende Knarren aus den Trümmern über ihr.
    Die schwarzen Wände bestätigten ihren Verdacht: Der Keller war der Ausgangspunkt des Feuers gewesen. Nur Gegenstände aus Metall hatten den Brand überstanden und waren nun mit einer dicken Rußschicht bedeckt. Alles andere war von den Flammen zerstört worden. Ihre Taschenlampe beleuchtete eine sonderbare Sammlung mechanischer Einzelteile. Einige sahen aus wie Teile großer Uhren, wie Zahnräder und verdrehte Zeiger in geschmolzenen Gehäusen. Sie erkannte außerdem Bauteile von Staubsaugern, deren Kunststoffschläuche verbrannt waren. Die Griffe und das Metallgehäuse hatten das Feuer überstanden und ähnelten nun dem schwarzen Panzer einer riesigen Kakerlake. Ein großer Boiler stand in der Mitte des Raums und bohrte seine eisernen Tentakel in die Kellerdecke. Anya öffnete die Klappe und lugte in seinen Bauch, stocherte im Inneren herum. Nichts als Kohle - und zwar sehr alte Kohle. Dies war nicht die Zündquelle des Feuers. Der Boiler hatte von außen schlimmere Brandschäden als von innen.
    Die Ermittlungen am Tatort einer Brandstiftung gestalten sich stets problematisch. Denn bei dem Versuch, das Feuer zu löschen, werden oft so viele Beweismittel vernichtet, dass jede noch so kleine Spur Gold wert ist. Wie sich zeigte, bildete auch dieser Fall keine Ausnahme. Anya fragte sich, was das Wasser, das ihr um die Füße schwappte, wohl verbarg.
    Sie runzelte die Stirn. Bei einem so starken Feuer sollte es irgendwelche Hinweise darauf geben, was es entfacht hatte. Doch sie sah keinen offensichtlichen Ausgangspunkt, keine v-förmige Rußspur, die verriet, dass das Feuer hier angefangen und die Wand hinaufgekrochen war. Sämtliche Balken über ihr waren gleichermaßen rußgeschwärzt, die Oberflächen rissig wie die Haut eines Alligators. Sie nahm einen Eispickel aus der Werkzeugtasche und stach ihn aufs Geratewohl in die Balken, um herauszufinden, wie tief sie verkohlt waren. Die verkohlte Schicht musste dort, wo das Feuer angefangen hatte, am dicksten sein - Aber sie war bei den mittleren Balken genauso dick wie bei den äußeren. Es war physikalisch schlicht unmöglich, dass das Feuer überall zugleich entflammt war.
    Anya stocherte in dem Schutt auf dem Boden herum, fand aber keine Überreste von Benzinkanistern und keine Hinweise auf andere Brandbeschleuniger. Für einen Moment zog sie die Atemmaske vom Gesicht, doch sie konnte keinen ungewöhnlichen Geruch von Gas oder Benzin feststellen. Sie nahm einen tragbaren Kohlenwasserstoffdetektor aus ihrer Tasche. Das handtellergroße Gerät war imstande, wirklich jede flüchtige Verbindung in der Luft aufzuspüren, die als Brandbeschleuniger infrage kam. Zweimal ging sie mit dem Gerät am Rand des Kellers entlang, beide Male konnte das Gerät zu ihrer Enttäuschung nichts finden.
    Anya kratzte Proben der Rußschicht von Wänden und Balken und tat sie in kleine Gefäße, um sie zur Analyse zu geben. Vielleicht konnte das Labor irgendwelche Chemikalien entdecken, die ihr helfen würden, die Ursache des Feuers herauszufinden - Doch der vermeintliche Ablauf machte ihr schwer zu schaffen. Es sah so aus, als wären die Flammen gleichmäßig und direkt aus dem Boden hochgeschlagen. Aber der Zeuge hatte keine Explosion beschrieben, und Anya sah keine Anzeichen für den Überdruck, den eine Explosion bewirkt hätte: Die Metallrohre und der Boiler waren noch baulich intakt, die Mauersteine saßen an ihrem angestammten Platz im Mörtel. Das ergab keinen Sinn. Feuer verhielt sich nicht so. Das Verhalten von Feuer war grundsätzlich

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