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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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vorhersehbar. Ob eine oder mehrere Zündquellen: Es breitete sich ungleichmäßig aus, abhängig von den Umgebungseinflüssen wie Wind oder verfügbarem Sauerstoff. Da gab es eine Logik. Aber dieser Ort war auf unerklärliche Weise so gleichmäßig gebacken worden wie ein Kuchen im Ofen.
    Anya wünschte, sie hätte behaupten können, so etwas noch nie erlebt zu haben, aber das konnte sie nicht. Leider half ihr das kein bisschen, den Tathergang zu verstehen. Sie vermutete, dass dieses Feuer das Werk des Serienbrandstifters war, den sie suchte. Auf die gleiche, ebenmäßige Art waren im vergangenen Monat bereits drei Gebäude verbrannt. Die Feuer hatten immer im Keller begonnen, und es geschah stets in ungenutzten Gebäuden innerhalb der Stadtgrenzen. An allen anderen Tatorten hatte der Brandstifter eine Visitenkarte hinterlassen. Keinen Beweis, nur einen rätselhaften Anhaltspunkt. Sie richtete die Lampe auf das trübe Wasser am Boden, dann ließ sie sich auf Hände und Knie fallen, um sich durch den Schutt zu wühlen. Die Wasseroberfläche reflektierte den Lichtschein und warf schimmernde, unebene Lichtflecken an die Decke. Anya zog ein Trümmerstück vom Bodenabfluss, und das schmutzige Wasser floss langsam ab. Sie hoffte, was sie suchte wäre nicht da - doch sollte es da sein, musste sie es finden.
    Anya schritt die Außenwände ab und versuchte abzuschätzen, wo die Kellermitte lag. Dort hielt sie inne, spähte zu Boden und wischte den Schmutz in dem abfließenden Wasser fort. Dann stockte ihr der Atem. Unter der Asche kam ein in den Betonboden geritztes Symbol zum Vorschein - genau dort, wo sie gehofft hatte, es nicht zu finden, genau in der Mitte des Kellers.
    Eine gekrümmte, schlangenartige Form, ähnlich einer Welle, war dort hineingekratzt worden. Das Ende war gekrönt von einem Paar gebogener Hörner. Anya betastete die Markierung. Die Ränder waren absolut glatt; sie konnte sich nicht vorstellen, welches Werkzeug solche Kerben in ausgehärtetem Beton hinterlassen sollte. Wie ein gewaltiges Markenzeichen breitete sich die schwarze Einkerbung knapp einen Meter auf dem Boden aus.
    Ihr Brandstifter war hier gewesen. Das war sein Werk.
    Anya fühlte die Hitze, die von dem Symbol ausging, durch den Stoff ihrer Handschuhe. Zögernd zog sie sie aus und fuhr mit den Fingern über die gewundene Linie. Ihre Haut kribbelte bei der Berührung - ein ähnliches Gefühl wie vorhin, als sie den Getränkeautomaten mit dem kleinen Mädchen darin berührt hatte.
    Dann spürte sie, wie sich ihr Halsreif erwärmte und Sparky sich im Schlaf regte. Gleich darauf fühlte sie eine tastende Salamanderpfote in der Nähe ihres Schlüsselbeins.
    »Nicht jetzt«, flüsterte sie.
    Sparky zog sich zurück und rollte sich wieder zusammen, aber sie konnte noch ein Knurren, das aus seiner Brust kam, hören.
    »Das macht dann fünfzehn Dollar, Miss.«
    Anya drehte sich in die Richtung, aus der die dünne, schrille Stimme kam und stolperte in der schlammigen Asche. Sie sah die geisterhaften Umrisse eines alten Mannes, der sich über den Metallbehälter eines Staubsaugers beugte. Der Schlauch war geschmolzen und die Form unter all dem Ruß kaum noch zu erkennen. Aber der alte Mann stand mit einem Schraubenzieher in der Hand über dem Ding und sah sie an.
    »Er hat nur einen neuen Filter gebraucht. Der alte wurde durch den Dreck hier unten verklebt.«
    Sparky erschien und legte sich um ihre Schultern. Sie spürte seinen Atem, aber er fühlte sich nicht bedroht genug, um dem Geist entgegenzutreten oder seine volle, bedrohliche Größe anzunehmen.
    Anya näherte sich vorsichtig dem alten Mann. »Haben Sie vielen Dank.«
    Er tippte an seine Hutkrempe. »Gern geschehen, Miss.« Anya erkannte, dass er die typische Arbeitskleidung eines Mechanikers trug. »Hier unten hatte ich bis vor Kurzem nicht viel zu tun.«
    »Das sehe ich.« Anya lächelte ihm zu. »Wie lange sind Sie schon hier?«
    Der Geist sah auf die Uhr und kratzte sich am Bart. »Dreiundzwanzig Jahre. Noch sieben bis zum Ruhestand.«
    »Das ist eine lange Zeit.«
    Der Geist zuckte mit den Schultern. »Ich beschäftige mich und bastele ein bisschen an dem Schrott herum.« Er zeigte auf die kaputten Einzelteile und Zahnräder, die den Boden bedeckten. Dann fing er an zu pfeifen und widmete sich wieder seiner Arbeit. »Die Rasenmähersaison geht bald los. Dann gibt es wieder mehr zu tun.«
    »Hatten Sie ... Kundschaft? Letzte Nacht?«
    Er hörte auf zu pfeifen und legte die Stirn in Falten.

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