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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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zugelegt. Wenn er in einem Restaurant essen wollte, fragte er dort vermutlich nach Küchenresten oder im Supermarkt nach abgelaufener Ware, wie die meisten Obdachlosen. Er besaß nicht viel mehr, als er am Leib und in seinem Rucksack trug.
    Was hatte ihn derart verändert?
    Als Geburtsdatum war der 28. Februar vor dreiunddreißig Jahren eingetragen. Folglich war er knappe sechs Jahre älter als Amy. Weit interessanter war jedoch seine Adresse. Er wohnte in New Orleans oder hatte dort gewohnt. Vielleicht konnte sie über diesen Hinweis erfahren, welches Erlebnis derart einschneidend gewesen war, dass er alles verloren hatte.
    Aufgeregt ging sie in die Küche und nahm das tragbare Telefon aus dem Aufladegerät an der Wand. Sie rief die Auskunft an und ließ sich die Nummer zu der Adresse geben, die auf der Plastikkarte stand. Sie vertippte sich beim ersten Mal, als sie die Telefonnummer eingab, da sie sich ausmalte, wie sich eine weibliche Stimme meldete. Seine Freundin oder seine Noch-Ehefrau. Kein Ehering am Finger bedeutete noch lange nicht, dass er nicht liiert war.
    Amy atmete erleichtert auf, als sich ein alter Mann am anderen Ende der Leitung meldete: „Carl Beatty hier." Seine Stimme klang weich. Sie stellte sich einen Greis mit einem warmen Lächeln und einem sanften Händedruck vor. „Hallo, wer ist denn da?“
    Den Blick auf die Haustür geheftet, um schnell aufzulegen, sollte Lorcan frühzeitig zurückkommen, antwortete sie, ohne ihren Namen zu nennen: „Einen wunderschönen guten Morgen. Ist das der Anschluss von Mr MacConmara?“
    „Der wohnt hier nicht mehr“, kam es schon kühler zurück.
    Amy gab sich verwundert, obwohl sie wusste, dass Lorcan obdachlos war. „Oh, tut er nicht?“
    „Mrs Beatty und ich sind die Nachmieter.“
    „Wissen Sie, wo ich ihn erreichen kann?“
    Seine Freundlichkeit verpuffte. „Wir haben nichts mit ihm zu tun.“
    „Bitte“, flehte Amy in der Hoffnung, der alte Herr würde ihr etwas über Lorcan erzählen oder ihr einen neuen Kontakt nennen, durch den sie mehr über ihren mysteriösen Gast erfahren konnte.
    „Sind Sie Reporterin?“ Mr Beatty sprach nun lauter, energischer.
    Umso sanfter verneinte Amy.
    „Einen Monat lang hat uns die Presse nach unserem Einzug belästigt. Dann war Ruhe. Jetzt ist dieser Verbrecher wohl entlassen worden, und das Theater geht von vorne los.“ Er atmete laut und pfeifend, die Aufregung tat ihm nicht gut.
    „Ich bin nicht..." Unsicher stockte Amy. Sie hatte sich keinen Plan zurechtgelegt, und das bereute sie nun. „Ich rufe aus privaten Gründen an.“
    „Mit so einem Abschaum haben wir nichts zu tun. Und Sie sollten sich auch nicht für ihn interessieren.“ Verschwörerisch senkte er seine Stimme: „Solche Typen wie er lächeln einem ins Gesicht, und wenn man sich rumdreht, stechen sie einem ein Messer in den Rücken.“
    Amy schluckte schwer. Konnte sie sich so sehr in Lorcan täuschen? Ihr Glaube an das Gute in ihm geriet immer mehr ins Wanken.
    „Lassen Sie uns in Ruhe, Miss!“, wetterte er in den Hörer. „Rufen sich nicht noch einmal an.“
    „Einen Moment noch“, rief sie, bevor er auflegen konnte.
    „Was wurde Mr MacConmara vorgeworfen? Weshalb hatte man ihn verhaftet?“
    „Mord natürlich. Lesen Sie keine Zeitungen?“ Die Leitung war tot.
    Amys Hals war staubtrocken. Selbstverständlich hatte sie schon daran gedacht, dass Lorcan jemanden getötet haben könnte. Aber genauso gut mochte er wegen Steuerhinterziehung in U-Haft gesessen haben. Nun, da sie die Anklage kannte, verkrampfte sich ihr Brustkorb schmerzhaft.
    Sie stand auf. Ihr wurde schwindelig, und sie musste einen Moment warten, bis die Konturen ihrer Umgebung wieder scharf wurden. Sie ging zum Kühlschrank, öffnete die Tür und neigte sich vor, denn die Kälte tat ihrem Kopf gut. Gierig trank sie Orangensaft direkt aus dem Kanister. Genauso hastig stellte sie ihn zurück, da sie sich daran erinnerte, dass Lorcan ebenfalls davon getrunken hatte, bevor er joggen gegangen war. Sie meinte, seine Lippen auf den ihren zu spüren, fühlte sich ertappt, als stünde er vor ihr und wäre in der Lage, all die Gedanken zu lesen, die sie durcheinanderbrachten.
    Stöhnend hielt Amy den Plastikbehälter an ihre Schläfe und versuchte sich zu konzentrieren. Lorcan war unschuldig, immerhin war er freigelassen und nicht verurteilt worden. Aus Mangel an Beweisen. Das hieß gar nichts. Vielleicht war er nur ein Meister darin, die Tatsachen zu vertuschen. Das Shamrock

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