Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
Vom Netzwerk:
Obwohl es ihm schwergefallen war, hatte er ihr keine SMS und keine E-Mails mehr geschrieben. Nach dem Abnabelungsprozess war seine Leidenschaft verblasst, und es fühlte sich okay an. Kimora gehörte nicht an seine Seite, das akzeptierte er.
    Doch nun, einen Monat später, spürte er, dass sein Interesse an ihr nicht vollkommen verschwunden war.
    Noch hatte sie ihn nicht bemerkt. Sie ging auf eine Gabelung zu, an der sich ihr Weg und seiner kreuzten, und sprach: aufgeregt in ihr Mobiltelefon. „So geht das nicht weiter. Wir kommen aus zwei verschiedenen Welten. Bitte. Wie oft soll ich das wiederholen?“ Eine Pause trat ein, in der sie auf dem Nagel ihres kleinen Fingers herumkaute. Anscheinend sagte ihr Gesprächspartner etwas. „Meine Einstellung wird sich nicht ändern. Akzeptiere das endlich. Lass mich in Frieden. Nein ... nein, hör zu. Ich kann das jetzt wirklich nicht gebrauchen.“
    Nervös schaute sie sich um, als ob sie gejagt würde, aber Lorcan nahm an, dass sie nur prüfen wollte, ob jemand sie hören konnte. Als ihre Blicke sich trafen, weiteten sich ihre Augen. „Ich muss jetzt Schluss machen. Ruf nicht wieder an.“ Rasch schaltete sie das Telefon aus.
    Lorcan kam immer näher. War Gavin am anderen Ende der Leitung gewesen? Vermutlich. Unauffällig musterte er sie von oben bis unten. Sie trug einen safrangelben Strickmantel, in dem Lorcan, der sich selbst als Heißblüter bezeichnete, geschwitzt hätte. Die Wettervorhersage hatte eine Tageshöchsttemperatur von sechzehn Grad angekündigt, und die Sonne meinte es an diesem Mittag gut mit New Orleans. Ein orangeroter Seidenschal hing locker um Kimoras Hals. Darunter trug sie Schwarz, eine Farbe, die ungewöhnlich düster für sie war.
    Ihre weizenblonden Locken wippten, als sie vor ihm stehen blieb. „Schleichst du mir schon die ganze Zeit hinterher?“
    „Ich bin nur spazieren gegangen.“ Lächelnd zuckte er die Achseln.
    „Ausgerechnet im Louis Armstrong Park?“
    „Ich habe mir ein Penthouse in Treme zeigen lassen.“ Ihm fiel auf, dass die Falten in ihrem Gesicht tiefer waren als zuvor. „Noch habe ich meinen Traum, ein zentral gelegenes Apartment mit Blick ins Grüne zu ergattern, nicht aufgegeben.“
    „Eine Wohnungsbesichtigung am Sonntag?“ Sie wickelte ihren Schal enger um ihren Hals, nur um ihn sogleich wieder zu lockern.
    Was war nur los mit ihr? Bisher war sie immer gelassen gewesen, fast ein wenig erhaben, als könnte sie nichts aus der Bahn werfen, als würde sie über den irdischen Dingen stehen. „Bei den Immobilienpreisen in dieser Gegend kann ich das vom Verkäufer verlangen.“
    „Entschuldige.“ Immer wieder strich sie eine Strähne hinters Ohr, die jedoch nicht halten wollte, und gab es schließlich auf. „Ich bin etwas durcheinander.“
    „Dann ist es also wahr? Du und Gavin, ihr habt euch getrennt.“
    „Wie bitte?“ Irritiert folgte sie seinem auf ihr Handy gerichteten Blick. „Ach, das. Über ihn möchte ich nicht reden.“ Sie schüttelte den Kopf und steckte das Telefon in die Jackentasche. „Gavin und ich, wir machen nur eine schwierige Zeit durch, das ist alles.“
    „Das tut mir leid.“ Tat es ihm wirklich. Er wünschte weder seinem Partner noch ihr etwas Schlechtes. Trotzdem war er froh, sie wiederzusehen. Allein. Das brachte ihn in einen Zwiespalt.
    Skeptisch runzelte sie die Stirn.
    „Ehrlich“, fügte er einfühlsam hinzu.
    Sie schnaubte. „Er glaubt, ich würde ständig fremdgehen.“
    „Ich bereue es aufrichtig, wie ich mich auf eurer Einweihungsparty aufgeführt habe.“ Dieses High-Society-Gehabe war eben nicht sein Ding. Er traf sich lieber auf der Bourbon Street mit ein paar Kumpels im Pub und schaute sich die National Football League im Fernsehen an. Wahrscheinlich zog Gavin deshalb die dicken Fische an Land, er wusste besser mit den Reichen umzugehen. Lorcan dagegen galt als Ansprechpartner der sogenannten kleinen Leute. Ihm war das egal. Na ja, fast. Sein Ego reagierte hin und wieder angefressen, aber er arbeitete daran.
    Sie dämpfte ihre Stimme; „Er weiß das von dir und mir.“
    „Du hast es ihm gesagt?“ Ihre Offenheit ihrem Ehemann gegenüber überraschte ihn. Dass Gavin ahnte, dass sie auf Tuchfühlung gegangen waren, hatte sich Lorcan schon gedacht, aber nicht, dass sein Partner es tatsächlich wusste. „Er hat sich nichts anmerken lassen.“
    „Du bist eben sein Freund.“ Kimora zog den Gürtel ihres Mantels enger. „Er möchte nicht, dass sich das ändert.“ Sah das

Weitere Kostenlose Bücher