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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Beziehungen gehabt. Es war töricht, eifersüchtig auf eine Exflamme von ihm zu sein ... auf eine Tote.
    „Auf dem Festival ist es über uns gekommen. Wir verloren die Kontrolle. Die sexuelle Magie zwischen uns war stärker als Treue und Loyalität, Ehegelübde und Freundschaft. Kimora wollte es ebenso sehr wie ich. Niemals hätte ich sie dazu gezwungen.“
    „Was war mit den anzüglichen SMS, die du ihr angeblich geschickt hast?“, bohrte Amy weiter.
    „Am Anfang schrieb sie mir ebenso viele frivole Nachrichten zurück.“ Ein bitterer Zug legte sich um seinen Mund. „Sie war jedoch schlauer als ich und kam schneller zur Besinnung. Nach einer Weile antwortete sie mir nicht mehr, und statt sie in Ruhe zu lassen, erwachte mein Jagdinstinkt. Heute weiß ich, dass es zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr um sie ging, sondern nur darum, zu gewinnen.“ Das sprach nicht gerade für ihn. Es zog Amy an seine Seite, doch sie blieb vor der Bank stehen. „Zeugen sagten aus, du hättest Kimora auf einer Party der Buckleys belästigt.“
    Er schnaubte. „Unfug. Ich war schlecht gelaunt, weil Gavin seinen Reichtum zur Schau stellte wie ein eitler Pfau und seine Ehefrau vorführte, als wäre sie nur ein Accessoire. Ich erkannte ihn nicht wieder. Gavin wirkte auf mich an diesem Abend wie ein Typ, den ich normalerweise nicht einmal mit dem Arsch angucke. Er führte eine Schar Fremder auf seinem neuen prunkvollen Anwesen herum und tat, als wären sie seine besten Freunde. Mich behandelte er dagegen wie einen Bekannten aus der Vergangenheit, den er einladen musste, obwohl er es nicht wollte. Ich war sauer und gekränkt.“ Entschuldigend hob er beide Hände. „Auch neidisch, ich gebe es zu. Weil ich mich nicht so ga lant geben konnte wie er und weil ich beruflich nicht das erreichen konnte, was er erreicht hatte. Deshalb wollte ich mir wenigstens das nehmen, was im Bereich des Möglichen lag.“
    „Kimora.“ Ihren Namen auszusprechen, tat Amy körperlich weh.
    Seine Augen wurden feucht, aber er sah Amy direkt an. „Ich wollte sie für mich gewinnen, um ihm eins auszuwischen und weil ich mich nach einer Frau sehnte, mit der ich eine Zukunft haben könnte. Hätte ich sie getötet, hätte ich sie genau so verloren wie Gavin auch.“
    Das hörte sich logisch an. Amy schwieg. Sie spürte seinen Schmerz und musste mit ihrem eigenen fertig werden, denn sie fürchtete, dass Lorcan noch etwas für diese Frau empfand. Und vielleicht sogar immer empfinden würde.
    „Die Indizien und Zeugenaussagen sprachen gegen mich, aber sie hätten vermutlich nicht ausgereicht, mich hinter Gitter zu bringen, hätten die führenden US-Wirtschaftsmagazine Gavin nicht zum Jungunternehmer des Jahres gewählt. Dadurch stieg er zu einem der wichtigsten Bürger von New Orleans auf“, erzählte er, lehnte sich zurück und legte seine Arme auf der Rückenlehne ab. „Ich kam in den Knast. Die Polizei fand aber keine stichhaltigen Beweise. Nicht einmal Kimoras Leiche. Schließlich mussten sie mich entlassen, dabei hätten sie den Medien doch so gerne schnell einen Schuldigen präsentiert.“ Mit einem Mal sah er müde aus. Er stützte sich mit den Ellbogen auf den Oberschenkeln ab und ließ den Kopf hängen. „Zu diesem Zeitpunkt 
    war mein Leben längst zerstört. Buckley MacConmara bekam keine neuen Aufträge, mein Ruf war dahin, und selbst meine Freunde mieden mich. Manche sagten mir sogar ins Gesicht, ich sollte endlich damit herausrücken, wo ich Kimora verscharrt hätte, damit Gavin sie wenigstens beerdigen könnte.“
    Nun nahm Amy doch neben ihm Platz. Sie verspürte den Wunsch, über seinen Rücken zu streichen, ihn in ihre Arme zu ziehen und zu trösten, doch sie widerstand dem Drang. Konnte sie ihm trauen? Sie wollte ihn nicht vorverurteilen wie sein Bekanntenkreis, dennoch blieb ein Rest Zweifel, egal wie gebrochen er in diesem Moment erschien. Schon einmal hatte er ihr etwas vorgespielt, als er sich von dem Indianer auf dem Parkplatz des Obdachlosenasyls zum Schein hatte zusammenschlagen lassen. Was wollte er von ihr? Nur ein Bett und etwas zu Essen? Sex? Oder war da mehr?
    Kopfschüttelnd richtete er den Oberkörper wieder auf. „Ich stand vor dem Nichts, wegen eines Quickies in einem Hinterhof.“
    „Das tut mir leid.“
    „Ach ja?“ Skeptisch blickte er sie an.
    „Ich weiß, wie du dich fühlst.“ Herrje, sie klang wie ihre Mutter, die ihr damals, als sie mit fünfzehn Jahren die ersten Tränen aus Liebeskummer vergoss, sagte, dass

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