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Flammenzungen

Flammenzungen

Titel: Flammenzungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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murmelte sie und setzte sich an einen der Computer, die in kleinen Kabinen standen. Diese Achterbahnfahrt der Gefühle zerrte an ihren Nerven. Sie wollte mehr über ihn erfahren, als er gewillt war, von sich preiszugeben, um ihn und seine Verschlossenheit zu verstehen - und um endlich Gewissheit zu haben.
    Aufgewühlt durchforstete sie die Lokalpresse. Sie schätzte, dass Lorcan Ende Juni, Anfang Juli aus der U-Haft entlassen worden war, denn für gewöhnlich wurde den männlichen Insassen der Kopf geschoren, und sein Haar war schon wieder gewachsen. Da er selbst erwähnt hatte, sechs Monate im Gefängnis gesessen zu haben - das Maximum, was vermuten ließ, dass die Vorwürfe gegen ihn stark gewesen waren -, fing Amy mit den Zeitungsausgaben an, die Anfang des Jahres erschienen waren. Als sie die Überschrift in der Times-Picayune vom 11. Januar las, wurde ihr übel vor Aufregung.
    Mutmaßlicher Mörder von Kimora Buckley verhaftet Der Immobilienmakler Lorcan MacConmara steht in dringendem Tatverdacht, die Ehefrau seines Geschäftspartners Gavin Buckley ermordet zu haben. Das NOPD schließt ein Verbrechen aus Leidenschaft nicht aus. Auf dem Handy von Kimora Buckley wur den unzählige Nachrichten von MacConmara mit ein deutigem Inhalt gefunden. Mitarbeiter der Firma be stätigten, dass er Kimora Buckley nachstellte, wenn sie ihren Mann abholte. Gäste, die zur Einweihungs party des Buckley-Anwesens am Lake Pontchartrain geladen waren, berichteten der Times-Picayune, dass MacConmara Mrs Buckley auf der Party bedrängte. Die Belästigungen begannen im Oktober vergange nen Jahres. Zweieinhalb Monate später, drei Tage nach Neujahr, ver...

    Mehr konnte Amy nicht lesen. Denn plötzlich sah sie Lorcans Spiegelbild auf ihrem Bildschirm. Ein Schrei blieb ihr im Halse stecken. Erschrocken sprang sie auf. Sie wirbelte herum und verdeckte den Monitor mit ihrem Körper. Ihr Puls raste. Ihre Wangen brannten.
    „Was machst du denn hier?“ Sie klang schrill. Einige der Bibliotheksbesucher schauten sie rügend an. Mit einem gequälten Lächeln bat sie um Verzeihung für die Störung.
    Seine Miene war wie versteinert. „Hast du geglaubt, ich bleibe den ganzen Tag in deinem Haus, während du unterwegs bist?“
    Ihr Herzschlag setzte einen Takt aus. Darüber hatte sie noch nie nachgedacht. Wo trieb ersieh herum, wenn sie arbeitete? Mit wem verbrachte er seinen Tag? Oder spionierte er ihr etwa hinterher? „Bist du mir gefolgt?“
    „Ich habe dich zufällig in die Bibliothek gehen sehen und bin hinterher, um dir einen Kuss zu geben.“ Er steckte seine Daumen in die Taschen seiner Bluejeans, aber seine Lässigkeit wirkte aufgesetzt. „Es dauerte etwas, bis ich dich in dem großen Gebäude gefunden hatte.“
    Für wie naiv hielt er sie? Die NO Public Library lag zwar zentral, dennoch war New Orleans zu groß, als dass man sich so einfach über den Weg lief. Er machte keine Anstalten, sie zu küssen, was sie noch mehr beunruhigte als die Frage, ob sie sich überhaupt von ihm küssen lassen sollte oder nicht.
    Seine Kiefer mahlten. „Wolltest du nicht zu deinen Eltern?“
    Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Ihre Hand zitterte. „Ich habe sie von unterwegs aus angerufen“, log sie. „Sie lagen noch im Bett. Ich wollte ihnen noch eine halbe Stunde Zeit geben, um sich fertig zu machen.“
    „Was machst du hier?“, fragte er und schaute sich um.
    „Die Zeit vertrödeln.“ Unauffällig rieb sie über ihre Oberarme, da sie mit einem Mal fröstelte. Sie fühlte sich, als stünde sie vor der Inquisition und ihre Antworten würden darüber entscheiden, ob sie unbehelligt gehen gelassen, würde oder im Folterkeller landete.
    Er runzelte seine Stirn. „Du kannst doch zu Harne surfen.“
    Da ihr keine Ausrede einfiel, zuckte sie nur die Achseln.
    Sein Blick wurde so finster, dass sein Gesicht einen brutalen Ausdruck bekam. „Wir sollten reden.“
    „Worüber?“ Sie versuchte, nach hinten auszuweichen, stieß aber gegen den Tisch.
    „Das weißt du genau, Babydoll“, sagte er mit rauer Stimme und deutete mit einem Kopfnicken auf den Bildschirm hinter ihr. „Mir hinterherzuspionieren bringt dich in Gefahr.“

 
18. KAPITEL
    Dezember, ein Jahr zuvor
    New Orleans, Louis Armstrong Park
    Als Lorcan durch den Stadtpark spazierte und Kimora auf einem Parallelweg erspähte, traute er seinen Augen kaum. Zufall? Oder ein Wink des Schicksals?
    Er hatte sie seit der Einweihungsparty im November nicht mehr gesehen und auch nicht gesprochen.

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