Flandry 1: Im Dienst der Erde
erbärmlichen Planeten herunter, reisen in einem Luxusschiff, sehen das exotische Merseia und vielleicht noch ein paar andere Welten, werden wahrscheinlich nach Terra zurückgebracht und vermutlich selbst dann nicht wieder nach Starkad abgestellt, wenn Sie ein Luftkutscher bleiben – und Sie knüpfen ein paar höchst nützliche Kontakte. Wie wär’s also?«
»J-j-jawohl, Sir!«, stammelte Flandry.
Falten erschienen um Abrams Augen. »Überschlagen Sie sich nicht, mein Sohn. Eine Vergnügungsreise wird das nicht. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie jeden Gedanken an Schlaf vergessen, bis zur Abreise von Stimutabs leben und alles lernen, was mein Adjutant wissen muss. Sie werden alles für mich erledigen, angefangen bei Sekretariatsarbeiten bis hin zum Reinigen meiner Uniform. Während der Reise werden Sie elektronisch die Sprache Eriau büffeln und so viel Merseiologie lernen, wie Ihr Hirn verkraftet, ohne dass Ihnen der Schädel platzt. Ich brauche Sie wohl nicht eigens darauf hinweisen, dass wir auf kein Volksfest gehen. Sobald wir angekommen sind, werden Sie sich mit einer langen Liste langweiliger Pflichten abplagen, wenn Sie Glück haben. Wenn Sie Pech haben – wenn sich alles zur Nova entwickelt –, dann sind Sie kein federgeschmückter Ritter der Lüfte mehr, sondern ein gehetztes Tier, und wenn man Sie lebendig erwischt, bleibt von Ihrer Persönlichkeit nach einem Verhör im merseianischen Stil nichts mehr übrig, was sich zu haben lohnt. Überlegen Sie es sich also gut.«
Flandry gehorchte nicht. Er bedauerte nur, dass er Dragoika wahrscheinlich niemals wiedersehen würde, doch dieser Schmerz verging schnell. »Sir«, erklärte er, »Sie haben Ihren Adjutanten.«
IX
Die Dronning Margrete war durch ihre Größe kein Schiff mehr, das sicher auf einem Planeten landen konnte. Ihre Beiboote waren selbst kleine Raumschiffe. Offiziell gehörte sie Ny Kalmar, praktisch war sie die Jacht des gegenwärtigen Viscounts und reiste manchmal im Dienst des Kaisers: was den Komfort anging, bedeutete sie gegenüber einem regulären Schiff der Navy eine gewaltige Verbesserung. Sie verließ ihre Kreisbahn um Starkad und beschleunigte mit dem Gravitationsantrieb systemauswärts. So dauerte es nicht lange und sie war weit genug im offenen Weltall, dass sie auf Hyperantrieb umschalten und dem Licht davonlaufen konnte. Dank ihrer Maschinenkraft und Phasenfrequenz erreichte die Dronning Margrete trotz ihrer Masse eine Pseudohöchstgeschwindigkeit, die der eines Kriegsschiffs der Planet- Klasse gleichkam. Die Sonne, die sie hinter sich ließ, schrumpfte bald schon zu einem Stern unter vielen und dann zu nichts. Hätten die Bildschirme nicht Abweichung und Dopplereffekt weggerechnet, wäre das Universum bis zur Unkenntlichkeit verzerrt erschienen.
Dennoch veränderten sich die Sternbilder nur langsam. Tage und Nächte verstrichen, während die Dronning Margrete durch die Marken eilte. Die Routine wurde nur einmal unterbrochen, als der Alarm schrillte. Sogleich folgte jedoch die Entwarnung. Die Kraftfeldschilde, die dem Schiff Strahlung und interstellare Atome vom Leib hielten, waren eine Mikrosekunde lang an einem größeren Materiestück entlanggestreift, einem kleinen Kiesel von vielleicht fünf Gramm. Obwohl der Kontakt mit dem Rumpf durch die unterschiedlichen kinetischen Geschwindigkeiten Schäden verursacht hätte und solche Meteoriten in der Milchstraße mit einer Stückzahl von insgesamt etwa 1050 vorkommen, war die Wahrscheinlichkeit einer Kollision zu gering, um sich darum Gedanken zu machen. Einmal passierte sogar ein anderes Schiff die Dronning Margrete in weniger als einem Lichtjahr Abstand, sodass seine »Kielwelle« aus Hyperschwingungen geortet wurde. Die Signatur deutete auf ein ymiritisches Schiff hin, bemannt mit Wasserstoffatmern, deren Zivilisation für Mensch oder Merseianer so gut wie irrelevant war. Sie waren in dieser Region recht häufig anzutreffen. Dennoch wurde dieses Lebenszeichen zum Thema angeregter Gespräche. So groß ist der Kosmos.
Endlich kam auch der Zeitpunkt, als sich Abrams und Hauksberg zu einem Gespräch zusammensetzten, das bis tief in die Mittelwache ging. Bislang war ihr Verhältnis von Distanz und Korrektheit geprägt gewesen, doch als das Ende der Reise näher kam, erkannten sie beiderseits das Bedürfnis, einander besser zu verstehen. Der Viscount lud den Commander zum Dinner unter vier Augen in seine Privatsuite. Sein Koch übertraf sich bei dieser Gelegenheit selbst,
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