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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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zeremoniellorientierter als die meisten Menschen, dabei weniger impulsiv, neigten die Meeresbewohner von Starkad, zumal ihnen das Reisen leichter fiel als Landbewohnern, zur Bildung großer Nationen, zwischen denen keine starke Rivalität bestand.
    Die Kultur im Zletowar war hierarchisch organisiert. Die Gouverneure erbten ihre Positionen ebenso wie die Seebewohner in den meisten anderen Lebensstellungen (oder besser: »Schwebungen«?) Auf individueller Ebene gab es eine Art von Leibeigenschaft, die jedoch nicht an das Territorium, sondern an die Person des Herrn gebunden war. Frauen besaßen diesen Status ihren polygamen Männern gegenüber.
    Und doch führten solche Aussagen zu Fehlinterpretationen. Die Entscheidungsträger beherrschten die Übrigen nicht. Zwischen Klassen gab es keine Formalitäten. Verdienst führte zu Beförderung; Allheilerin hatte sich zum Beispiel ihre Unabhängigkeit und eine beträchtliche Autorität errungen. Versagen, insbesondere das Versagen in Pflichten gegenüber Abhängigen, führte zur Degradierung, denn das System bestand im Grunde nur aus einer Zumessung von Rechten und Pflichten.
    Terra hatte theoretisch ähnliche Gebilde gekannt, die sich in der Praxis stets als untauglich erwiesen hatten. Menschen waren zu gierig und zu faul dazu. Beim Volk jedoch schien es wunderbar zu funktionieren. Isinglas behauptete zumindest, dass die Gesellschaftsform seit vielen Generationen stabil sei, und Flandry fielen keinerlei Anzeichen für Unzufriedenheit auf.
    Riffburg war völlig anders als Muschelglanz. Hier bestanden die Häuser aus Stein und Koralloid und waren in den Sockel einer kleinen Insel gebaut. Die Bewohner waren forscher und weniger beschaulich als ihre am Grund lebenden Vettern; Isinglas tat sie als Bande von raffgierigen Krämerseelen ab. »Aber ich muss zugeben, dass sie tapfer ein besonderes Maß an Schwierigkeiten mit den Jägern erduldet haben«, fügte er hinzu, »und bei unserer letzten Offensive gingen sie mit der Vorhut; das erforderte Mut, denn niemand wusste von dem merseianischen Boot.«
    »Niemand?«, fragte Flandry überrascht.
    »Vermutlich hat man die Gouverneure vorher davon unterrichtet. Ansonsten wissen wir nur, dass unsere mit Beinen ausgerüsteten Soldaten an Land gehen sollten, sobald das Signal gegeben wurde, um alles zu vernichten, was sie konnten, während unsere Schwimmer die Schiffe versenkten.«
    »Oh.« Flandry beschrieb nicht, welche Rolle er bei der Abwendung dieses Planes gespielt hatte. Wenn Abrams durch Abendrot von der geplanten Beschießung erfahren hatte, so hätte er geeignete Gegenmaßnahmen anordnen müssen. Doch wenn Abendrot die Informationen gar nicht besessen hatte, hatte Abrams sie ihm auch nicht entlocken können … Flandry war froh, dass er keine Entschuldigungen mehr finden musste für einen Mann, der für ihn rasch zum Idol geworden war.
    Die Gruppe begab sich zwischen die Riffe hinter der Stadt, um die Felsentümpel zu betrachten. Die Brandung brüllte, lange zerknitterte azurn-smaragdgrüne Wogen, die unter einem strahlenden Himmel weiße Fontänen in die Luft schossen. Das Volk tollte ausgelassen herum, sprang aus den Wellen heraus und stürzte sich bedenkenlos in Kanäle, wo die Gegenströmung wütete. Flandry tauschte seinen Panzeranzug voll schaler Luft gegen einen einfachen Druckhelm aus und fühlte sich wieder wirklich lebendig.
    »Als Nächstes bringen wir Euch nach Außenstadt«, sagte Isinglas auf dem Rückweg nach Muschelglanz. »Außenstadt ist einzigartig. Unter seinen Fundamenten öffnet sich der Abgrund in eine Nacht mit leuchtenden Fischen und Wäldern. Der Fels ist von der Zeit zernagt und lebhaft gefärbt. Das Wasser schmeckt nach Vulkan. Aber die Stille … die Stille!«
    »Ich sehe dem mit Vorfreude entgegen«, sagte Flandry.
    »Hmh …? Ach so. Ihr wittert einen zukünftigen Duft.«
    Nachdem er die Luftschleuse passiert und die terranische Glocke betreten hatte, fühlte Flandry sich beinahe abgestoßen. Diese enge, stinkende, freudlose Blase, vollgestopft mit haarigen Leibern, deren jede Bewegung eine gymnastische Übung gegen die Schwere darstellte! Er begann, seine Unterwäsche auszuziehen, und wollte in die Dusche.
    »Wie war der Ausflug?«, erkundigte sich Ridenour.
    »Wunderbar«, strahlte Flandry.
    »Ganz nett, würde ich sagen«, fügte Ensign Quarles hinzu, der Flandry begleitet hatte. »Aber schön, wieder hier zu sein. Wie wär’s, wenn wir uns ’nen Film mit ein paar Puppen ansehen?«
    Ridenour

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