Flandry 1: Im Dienst der Erde
Brauenwülste hinunter. »Sie waren in seinem Allerheiligsten«, wisperte er.
So entsetzlich ist der Zauber hinter diesen Zahlen, dass der Maschine ein zusätzlicher Befehl auferlegt worden ist. Wann immer sie aufgerufen werden, ruft sie um Hilfe.
»Dazu bin ich ermächtigt«, erwiderte Dwyr. »Was denken Sie denn, wie wäre ich sonst hineingekommen?«
Er glaubte freilich nicht, dass sein Einbruch lange ein Geheimnis bleiben würde. Dazu gab es viel zu viele Zeugen. Doch vielleicht gewann er noch einige Stunden. Er bellte: »Niemand hat mit irgendjemandem sonst über diesen Vorfall zu sprechen. Nicht einmal untereinander dürfen Sie sich darüber unterhalten. Die Angelegenheit ist unter einem Code gesperrt, den der Offizier vom Wachdienst kennt. Er kann Ihnen seine Bedeutung erklären. Lassen Sie mich passieren.«
»Nein.« Der Strahler zitterte.
»Wollen Sie wegen Insubordination vor Gericht?«
»Ich … Das Risiko muss ich eingehen, Weitblickender. Das müssen wir alle. Sie sind verhaftet, bis die Hand persönlich Sie entlastet.«
Dwyrs Motoren heulten auf. Er zog die Waffe, während er sich zur Seite warf. Feuer und Donner brachen los. Der Merseianer brach als versengtes Bündel zusammen. Doch er hatte zuerst gefeuert. Dwyr war der lebendige Arm weggerissen worden.
Er fiel nicht in Schock. So sehr lebte er nicht mehr. Schmerz überflutete ihn, und einen Augenblick lang taumelte er blind. Dann reagierten die Homöostaten in seinen Prothesen. Chemische Stimulanzien ergossen sich aus Vorratsbehältern in seine Adern. Elektronische Impulse fädelten sich, von einem Mikrocomputer gesteuert, in die Nervenströme ein, dämpften den Schmerz und zwangen sein Fleisch, mit dem Bluten aufzuhören. Dwyr wirbelte herum und floh.
Die anderen verfolgten ihn. Erneut krachten Waffen. Er torkelte unter ihren Einschlägen. Als er den Kopf senkte, sah er, dass vom Rücken zur Brust ein Loch in ihm klaffte. Der Energiestrahl musste einen Teil der Automatiken vernichtet haben, die sein Gehirn am Leben erhielten. Welchen Teil, konnte er nicht sagen. Nicht den Kreislauf, denn er bewegte sich noch. Das Filtrationssystem, die Blutwäscher, die osmotischen Ausgleichregler? Er würde es früher erfahren, als ihm lieb war. Krach! Sein linkes Bein erstarrte zur Reglosigkeit. Er stürzte. Laut schepperte es durch den Korridor. Warum hatte er nicht an seinen Schweber gedacht? Er befahl dem Negagravfeld, sich einzuschalten. Trotzdem lag er noch immer wie ein Stein am Boden. Laut rufend kamen die Merseianer näher. Er legte den Handschalter um und stieg auf.
Die Tür zur Plattform war verschlossen. Mit voller Geschwindigkeit zerriss er die Füllung. Ein Feuerbolzen eines Postens zerstob regenbogenartig an seinem Panzer. Raus … über den Rand … hinunter in die Schatten!
Und die Schatten schlossen sich enger um ihn. Seine Maschinerie musste tatsächlich an lebenswichtiger Stelle getroffen worden sein. Es wäre schön zu sterben. Nein, noch nicht. Er musste noch ein wenig durchhalten. Durch geheime Wege in die terranische Botschaft gelangen; Abrams war zu weit entfernt und letztendlich auf jeden Fall ein Gefangener. Zur Botschaft gelangen … nicht ohnmächtig werden! … diesen Flandry finden … wie ihm der Schädel dröhnte … das Flugboot rufen … dass seine Identität den Verfolgern unbekannt war, bis sie Brechdan riefen, war sein Vorteil … zu fliehen versuchen … wenn du bewusstlos wirst, dann versteck dich erst, und stirb nicht, stirb bloß nicht … vielleicht kann Flandry dich retten. Aber selbst wenn nicht, hast du dich ein bisschen gerächt, wenn du ihn findest. Dunkelheit und tiefes rauschendes Wasser.
Einsam floh Dwyr der Haken über die nächtliche Stadt.
XIII
Am gleichen Nachmittag hatte Abrams das Büro betreten, in dem Flandry bei der Arbeit war. Er schloss die Tür und sagte: »Also gut, mein Sohn, Sie können Feierabend machen.«
»Gern«, sagte Flandry. Eine Reihe von Interview-Protokollen für den Computer aufzubereiten entsprach nicht gerade seiner Vorstellung von Spaß, besonders, wo die Chance, etwas Brauchbares zu entdecken, unermesslich knapp über der Nullmarke schwebte. Er schob die Papiere über den Tisch, lehnte sich zurück und rieb die verkrampften Muskeln gegeneinander. »Wie kommt’s?«
»Lord Hauksbergs Diener hat soeben den Haushofmeister angerufen. Sie treffen morgen früh hier ein. Sie rechnen damit, etwa zur vierten Periode anzukommen, was vierzehn oder fünfzehn Uhr am
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