Flandry 1: Im Dienst der Erde
Donnerstag, terranischer Hauptmeridian, entspricht.«
Flandry atmete tief durch, wirbelte mit dem Stuhl herum und starrte seinen Vorgesetzten von unten her an. »Heute Abend …?«
Abrams nickte. »Hm. Ich werde aber nicht hier sein. Die Gründe brauchen Sie nicht zu interessieren, außer, dass ich die Aufmerksamkeit auf mich lenken möchte und mir daher die Einladung eines hiesigen Nasenrümpfers organisiere.«
»Und ein Alibi, falls die Sache schief läuft.« Während Flandry redete, war nur die obere Hälfte seines Verstandes beteiligt. Der Rest überschlug sich, um den Puls zu prüfen, Lunge, Hautatmung, Anspannung. Aus dem Moment heraus gegen ein merseianisches Unterseeboot anzugehen, war eine Sache gewesen; etwas ganz anderes war es jedoch, gegen unkalkulierbare Risiken nach Regeln zu spielen, die sich von einer Minute zur anderen änderten, kaltblütig und x Stunden lang.
Er blickte auf sein Chrono. Persis schlief zweifellos. Im Gegensatz zu Flottenangehörigen, die ausgebildet waren, sich an nichtterranische Tagperioden anzupassen, indem sie mit den Wachen jonglierten, teilten die Zivilisten in der Botschaft die Rotation Merseias in zwei kurze, komplette »Tage« auf, und Persis folgte diesem Brauch. »Ich nehme an, ich soll mich in Reserve halten«, sagte Flandry. »Noch ein Grund für unsere Trennung.«
»Kluges Kerlchen«, entgegnete Abrams. »Sie haben sich ein Tätscheln und ’nen Hundekuchen verdient. Ich hoffe, Ihre schöne Dame hat genauso viel für Sie übrig.«
»Ich mag es immer noch nicht … sie so zu benutzen.«
»An Ihrer Stelle würde ich jede Sekunde genießen. Außerdem, vergessen Sie bloß Ihre Freunde auf Starkad nicht. Auf die wird nämlich geschossen.«
»J-jawohl.« Flandry erhob sich. »Worin besteht er denn, Ihr, äh, Notfallplan?«
»Seien Sie erreichbar, entweder in Ihrem Zimmer oder in Persis Kammer. Unser Agent wird sich durch ein Wort, das ich mir noch ausdenke, zu erkennen geben. Er mag komisch aussehen, aber vertrauen Sie ihm. Ich kann Ihnen keine genauen Anweisungen geben. Unter anderem möchte ich hier nicht einmal so viel sagen, wie ich jetzt ausspreche, so unabhörbar die Botschaft angeblich auch sein mag. Tun Sie, was immer Ihnen am besten erscheint, und handeln Sie verdammt noch mal nicht übereilt. Aber selbst wenn alles auffliegt, können Sie den Folgen vielleicht noch davonlaufen. Aber zögern Sie auch nicht zu lange. Wenn Sie sich bewegen müssen, dann gilt: keine Heldentaten, keine Rettungsaktion, keine Rücksicht gegenüber irgendeiner lebenden Seele. Bringen Sie einfach nur die Informationen raus!«
»Aye, aye, Sir.«
»Klingt ja mehr wie ›Eijeijei, Sir!‹«, lachte Abrams. Er wirkte ganz entspannt. »Hoffen wir einfach, die Operation erweist sich als langweilig und gewöhnlich; dann wissen wir nämlich, dass sie gut läuft. Sollen wir noch einige Einzelheiten besprechen?«
Später, als die Dämmerung sich über die Stadt senkte, begab sich Flandry zur großen Gästesuite. Der Korridor war verlassen. Idealerweise sollte Lord Hauksberg vollkommen überraschend über seine Unverschämtheit stolpern. Auf diese Weise müsste der Viscount sich eher zu einem Wutausbruch provozieren lassen. Wie auch immer, wenn es nicht funktionierte – wenn Persis doch erfuhr, dass der Lord erwartet wurde, und Flandry hinauskomplimentierte –, dann müsste der Skandal sich in der gesamten Anlage herumsprechen. Flandry hatte einen Plan, um das in die Wege zu leiten.
Er klingelte an der Tür. Nach einer Weile hörte er ihre schlaftrunkene Stimme. »Wer ist da?« Er winkte dem Abtaster zu. »Oh. Was ist denn, Ensign?«
»Darf ich hereinkommen, Donna?«
Sie blieb stehen, um einen Morgenmantel überzuziehen. Ihr Haar war durcheinander, und sie trug eine charmante Röte. Er trat ein und schloss die Tür. »Wir brauchen nicht so vorsichtig zu sein«, sagte er. »Niemand sieht zu. Mein Chef ist die Nacht und fast den ganzen Tag über fort.« Er legte ihr die Hände auf die Hüfte. »Ich konnte mir die Chance nicht entgehen lassen.«
»Ich auch nicht.« Sie küsste ihn lange.
»Warum verstecken wir uns nicht einfach hier?«
»Würde ich ja liebend gern, aber Lord Oliveira …«
»Ruf den Butler an. Sag ihm, dir sei unwohl, und du möchtest bis morgen ungestört sein. Hm?«
»Das wäre aber nicht sehr höflich. Ach, zum Teufel, ich tu es einfach. Wir haben so wenig Zeit füreinander, Liebling.«
Flandry stand hinter dem Visifon, während sie sprach. Wenn der Butler
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