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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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diplomatische Immunität berufe. Ich hoffe allerdings, dass unser kleines Himmelfahrtskommando reibungslos über die Bühne geht.« Abrams schaute sich um. »Ich kann Sie nicht sehen, Dwyr, und Ihnen nicht die Hand schütteln, aber ich würde es gerne tun. Und eines Tages mache ich das auch.« Das Boot setzte auf. »Viel Glück.«
    Dwyrs elektronischer Blick folgte der untersetzten Gestalt, die das Boot verließ, die Rampe hinunterging, den schmalen Parkstreifen überquerte und den Garten betrat. Zwei Sippenangehörige salutierten dem Terraner und folgten ihm zum Herrenhaus. Eine Baumreihe verbarg sie bald. Niemand sonst war in Sicht. Um das Boot scharten sich dichte Schatten.
    Fahren wir fort, dachte Dwyr. Seine Entscheidung traf er völlig gelassen. Einst, da hätte er Furcht geschmeckt und gespürt, wie sein Herz pochte, hätte die geliebten Bilder von Frau und Kindern und ihrem Haus auf dem fernen Tanis an sich gedrückt. Das hätte ihm wieder Mut gegeben, das Gefühl des übergeordneten Zwecks, die Freude, seine Männlichkeit zu beweisen, indem er sich zwischen die Hörner des Todes stürzte – erst dann wusste man, dass man wirklich am Leben war! Doch all diese Dinge waren mit seinem Körper verschwunden, und er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie sie sich anfühlten. Das einzige Gefühl, das ihn nie verließ, wie eine Wunde, die nicht heilen wollte, war der Wunsch, wieder alle Gefühle zu kennen.
    Einige Gefühle hatte er noch. Kunstfertigkeit schenkte ihm intellektuelle Befriedigung. Hass und Wut brannten noch immer – aber kalt, sehr kalt. Er fragte sich, ob es sich nicht nur um Gewohnheiten handelte, den Synapsen seines Gehirns aufgeprägt.
    In dem gebärmutterähnlichen Alkoven, in dem er lag, rührte er sich: Schaltkreis für Schaltkreis trennte Dwyr mit dem lebendigen Arm seine maschinellen Komponenten vom Flugboot. Einen Augenblick lang war er von allem abgeschnitten. Wie viele Stunden noch, bis der Reizentzug seinen Geist völlig zerrüttet hätte? Eindrücke von der Welt wurden ihm zugeleitet, und wenn er schlief, träumte er nie. Doch angenommen, er blieb, wo er war, in diesem lichtlosen, geräuschlosen, stromlosen Nichts. Wenn er halluzinierte, würde er dann glauben, er sei wieder auf Tanis? Oder käme Sivilla, seine Frau, zu ihm?
    Unsinn. Sein Ziel war es, zu ihr zurückzukehren, und zwar wiederhergestellt, ganz. Er öffnete eine Klappe und glitt hindurch. Die Systeme, die ihn funktionstüchtig erhielten, waren in einem kleinen Gravoschlitten montiert. Seine erste Aufgabe bestand darin, ihn gegen einen vielseitigeren Körper auszutauschen.
    Nachdem er das Boot verlassen hatte, schwebte er niedrig dahin, suchte den Schatten der Büsche und die Dunkelheit. Sterne waren hier, abseits der Lichter der Stadt und der strahlenden Leuchtfeuer am Fuße dieser Hügel, deutlicher zu erkennen. Dwyr dachte an die Sonne über Tanis, unter der Merseianer sich zwischen Bergen und Wäldern eine Heimat geschaffen hatten, wo Sivilla noch mit ihren Kindern lebte. Sie hielt ihn für tot, doch man hatte ihm berichtet, dass sie nicht wieder geheiratet habe und die Kinder gut heranwuchsen.
    War auch das eine Lüge?
    Das Problem, sich ungesehen einen Weg in die Stadt zu suchen, beanspruchte Dwyrs Aufmerksamkeit nur zu einem Bruchteil. Seine künstlichen Sinne waren auf diese Aufgabe zugeschnitten, und er besaß ein Jahrzehnt Erfahrung in ihrer Anwendung. Hauptsächlich erinnerte er sich nun.
    »Ich bin nur widerwillig gegangen«, hatte er Abrams auf Starkad gestanden. »Denn ich war glücklich. Was bedeutete mir die Eroberung von Janair? Man sprach vom Ruhm der Rasse. Ich sah nichts außer der anderen Spezies, zermalmt, verbrannt und versklavt, wohin wir vorrückten. Um meine Freiheit hätte ich genauso gekämpft wie sie, doch da ich meinen Militärdienst leisten musste, kämpfte ich, um sie um ihr Geburtsrecht zu bringen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin meinem Roidhun und meiner Rasse treu geblieben. Sie waren es, die mich verrieten.«
    »Das haben sie so sicher wie die siebte Hölle«, knurrte Abrams. Die Offenbarung, die Dwyrs Universum zerschlagen hatte, lag zu diesem Zeitpunkt bereits lange zurück. »Was?«, war Abrams aufgefahren. »Sie konnten nicht regeneriert werden? Völlig unmöglich!«
    »Aber die Strahlenschäden in den Zellen …«
    »Mit solch einem Strahlenschaden wären Sie tot gewesen. Das grundlegende Genmuster beherrscht den Organismus das ganze Leben lang. Wenn alles auf einmal

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