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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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als Schnee und Hagel. Wir stehen am Ende des Sommers.«
    Flandry rief sich ins Gedächtnis zurück, was er in der Basis gelesen und gehört hatte. Talwin umlief Siekh auf einer exzentrischen Ellipse, wobei die Sonne selbstverständlich in einem der Brennpunkte stand. Den Sommer konnte man willkürlich definieren als: Man ziehe senkrecht zur Hauptachse eine Linie durch diesen Brennpunkt, die an zwei Punkten die Kurve schneidet. Der Sommer war die sechsmonatige Periode, in der sich Talwin von einem dieser Punkte über das Perihel zum anderen Ende des Bogenausschnitts bewegte. Herbst waren die sechs Wochen, die der Planet benötigte, um von letzterem Punkt zur nächsten Kreuzung der Nebenachse mit der Ellipse zu kommen. Winter bestand aus den fünfzehn Monaten, in denen sich Talwin über den Punkt seiner größten Sonnenferne zur gegenüberliegenden Kreuzung von Nebenachse und Ellipse schwang. Darauf folgte der sechswöchige Frühling, bis der Bahnpunkt wieder erreicht war, der den Sommeranfang markierte.
    Praktisch waren die Verhältnisse nicht einmal annähernd so einfach. Es kam eine Achsneigung von drei Grad ins Spiel; es existierten Klimazonen und topografische Varianten; vor allem aber musste die thermische Trägheit von Boden, Fels, Luft und Wasser berücksichtigt werden. Die Jahreszeiten hinkten den Bahnpositionen um einen Betrag hinterher, der von der aktuellen Position und einer Anzahl weiterer Faktoren abhing, die von den Merseianern noch nicht ergründet worden waren.
    Wenn das Wetter erst einmal umzuschlagen begann, fand der Wechsel in erstaunlichem Tempo statt. Cnif hatte in eher praktischen als theoretischen Begriffen gesprochen.
    Im Dunst undeutlich kamen die ehrfurchtgebietenden Spitzen des Höllenkesselgebirges hinter den Vorgebirgen in Sicht. Mehrere Rauchwolken stiegen in den düsteren Himmel auf. Ein isolierter Titan erhob sich näher an ihrer Flugroute und reckte seine zernarbten schwarzen Flanken – Abhänge, Schutthalden und grotesk erstarrte Lavazungen – zu einer Kegelspitze hoch, die im Augenblick ruhig war, aber eben nur jetzt. »Der Berg des Tiefen Grollens.« Der Bus rollte nach links und ging über einem Zufluss des Goldenen Flusses in einen langgezogenen Sinkflug. Dampf wogte weiß über dem Strom. »Der Nimmerfrost. Fast alle Wasserläufe, auch die größten, erstarren im Winter; dieser Fluss hingegen wird aus heißen Quellen gespeist, die ihre Hitze aus den vulkanischen Tiefen erhalten. Darum haben die Ruadrath – Wirrdas, meine ich – sich in dieser Gegend so prächtig entwickelt. Das Wasserleben bleibt aktiv und bildet einen Großteil ihrer Nahrung.«
    Rauchende Stromschnellen stürzten von einem Plateau herunter. Weiter entfernt wich der Wald Schwefelbetten, Geysiren und dampfenden Teichen. Der Bus hielt nahe am Rande des Plateaus. Flandry erspähte eine Lichtung und etwas, das wie ein Dorf aussah, allerdings war es schwierig, zwischen den dichten Bäumen hindurchzublicken. Während der Bus noch schwebte, sprach der Expeditionsleiter über Interkom. »Wir haben Miniaturtransceiver verteilt«, wurde Flandry von Cnif erklärt. »Am es ist besser, um Erlaubnis zu bitten, bevor man landet. Nicht dass wir von ihnen etwas zu fürchten hätten, aber wir möchten sie nicht erschrecken. Wir lehnen uns zurück. Wieso … wissen Sie, vor ein paar Jahren ist ein Neuer in unserer Gruppe in eine Winterschlafhöhle getappt, ehe die Männchen aufgewacht waren. Er dachte, sie wären wach, aber sie waren es nicht; es war ein ungewöhnlich kühler Frühling. Zwei von ihnen sind aus dem Schlaf geschreckt. Sie haben ihn in Stücke gerissen. Und wir haben von einer Strafmaßnahme abgesehen. Sie waren sich nicht bewusst, was sie taten; ihre Instinkte haben sie beherrscht.«
    Cnif – so weit ein Mensch seinen Tonfall deuten konnte – klang nicht unfreundlich, sondern wollte wohl andeuten: Es sind arme Tiere, unfähig, sich besser zu betragen. Ihr Krokoschwänze bezieht eine Menge Dynamismus aus der eurer Meinung nach unvermeidlichen Tatsache, dass ihr die zukünftigen Herrscher der Galaxis seid, dachte Flandry, aber eure Allüren haben auch ihre Nachteile. Nicht dass ihr euch absichtlich fremde Spezies zum Feind macht, vorausgesetzt, sie bereiten euch keinen Ärger, aber ihr nutzt ihre Talente nicht im größtmöglichen Maß. Ydwyr scheint sich dessen bewusst zu sein. Er hat erwähnt, dass ich brauchbar sein könnte, obwohl ich kein Merseianer bin – was darauf hindeutet, dass er gern Angehörige von

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