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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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es gewohnt, sich in nomadischen Gruppen zu organisieren. Während sie Allesfresser waren, diente ihnen die Jagd nicht als wesentliche Nahrungsquelle. Ihre nahen Vorfahren hatten sich zweifellos vollständig von dem überreichlichen Pflanzenleben des Sommers ernährt. Entsprechend fehlte ihnen ein ausgeprägter Reviersinn. Die Vorstellung, jemand solle nicht jedes Recht haben zu gehen, wohin er wollte, war ihnen fremd – mit Ausnahme in Bezug auf die Winterunterschlüpfe.
    Der Stamm von den Kochenden Quellen war insofern ungewöhnlich, als dass er jährlich in permanente Behausungen zurückkehrte, anstatt dort zeitweilige Unterkünfte zu errichten, wohin es ihn gerade verschlagen hatte. Dieser Brauch war bei dem Stamm nur deswegen entstanden, weil seine Winterschlafhöhle nicht allzu weit vom Dorf entfernt lag. Niemand machte sie ihm streitig.
    G’ungs Frage bedeutete einfach und durchaus wohlwollend, dass er sich frage, was die Merseianer zu ihnen führe.
    »Wir haben unsere Gründe bei unserem letzten Besuch erklärt … als wir Geschenke gebracht haben«, erinnerte ihn der Expeditionsleiter. Seine Mitarbeiter trugen Handelsgüter, Metallwerkzeuge und dergleichen, über die beim letzten Mal sämtliche Beschenkten entzückt gewesen waren. »Wir möchten mehr über euren Stamm lernen.«
    »Ist verstanden.« Weder G’ung noch seine Begleiter zeigten sich sonderlich begeistert.
    Kein Domrath hatte bislang Furcht vor den Merseianern gezeigt. Da sie ernstzunehmende Gegner waren, hatten sie weder Ängstlichkeit noch unangemessene Aggression entwickelt; in ihrem vorwissenschaftlichen Stadium waren sie von so vielen Wundern und Rätseln umgeben, dass ihnen Raumschiffe, die Exoplanetarier herbeitrugen, nicht Furcht erregend seltsam vorkamen. Ydwyr hatte zudem durchgesetzt, dass sie bei jeder Begegnung minutiös korrekt zu behandeln seien. Warum also zögerten diese Domrath?
    Die Antwort wurde offensichtlich, als G’ung fortfuhr: »Aber zuvor kamt ihr im Hochsommer. Das Fastenbruchfest war vorbei; die Stämme hatten sich getrennt; Essen war reichlich, und der Geist war scharf. Nun plagen wir uns, um die Ernte der Jahreszeit zu unserem Winterschlafplatz zu bringen. Wenn wir dort sind, schmausen wir und paaren uns, bis wir eindämmern. Wir haben keine Zeit und keinen Wunsch, uns mit Fremden zu teilen.«
    »Ist verstanden, G’ung«, antwortete der Merseianer. »Wir wünschen weder zu behindern noch zu stören. Wir wünschen zu beobachten. Andere Stämme haben wir beobachtet, während der Herbst nahe kam, aber nicht euren, und wir wissen, dass eure Wege sich in mehr als einer Hinsicht von denen der Tiefländer unterscheiden. Für dieses Privileg bringen wir Geschenke und, wenn ihr wollt, die Hilfe unseres fliegenden Hauses beim Transport eurer Vorräte.«
    Die Domrath schnaubten untereinander. Sie mussten in Versuchung, aber unsicher sein. Gegen die Hilfe bei der harten Arbeit, ihre Lasten hoch auf den Berg des Tiefen Grollens zu schaffen, mussten sie die Änderung eines seit unvordenklichen Zeiten unveränderten Brauches abwägen, die Gefahr, sich den Zorn der Götter zuzuziehen … doch, es war bekannt, dass die Domrath fromm waren …
    »Eure Worte sollen geteilt und gekaut werden«, entschied G’ung. »Heute Abend versammeln wir uns. Inzwischen ist viel zu tun, solange das Licht bleibt.« Talwins bewölkte Sommer hatten pechschwarze Nächte, und in der Trockenperiode waren Feuer in ihrem Gebrauch beschränkt und Fackeln tabu. G’ung sprach keine Einladung aus, denn das war nicht üblich bei seinem Volk, sondern er ging schlicht zurück. Die Merseianer folgten mit Flandry.
    Die Straßen des Dorfes waren in einem sorgfältigen Spinnwebmuster angelegt – zur Verteidigung? Gebäude variierten in Größe und Funktion, von Hütte zu Lagerschuppen, aber sie bestanden alle aus schön behauenen Trockenmauern mit sehr schmalen Spalten. Steile Grasdächer ruhten auf massigen Holzbalken. Sowohl die Handwerkskunst als auch die Dimensionen – niedrige Decken, schmale Durchgänge und Fensterschlitze mit schweren Läden – bewiesen eindeutig, dass die Domrath diese Bauwerke nur nutzten, aber nicht errichtet hatten.
    Sie wimmelten umher, einhundert jeden Alters etwa; ohne Zweifel befanden sich schon viele auf dem Weg zu den Höhlen. Stimmen und Schritte erfüllten die Luft. Trotz ihrer offensichtlichen Neugier hielt keiner länger als eine Minute mit der Arbeit inne, um die Fremden anzustarren; dafür war der Herbst schon zu

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