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Flandry 2: Höllenzirkus

Flandry 2: Höllenzirkus

Titel: Flandry 2: Höllenzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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führte.
    Ydwyr saß geduldig auf einer Koje. Ehe Flandry sich schlafen gelegt hatte, hatte er ein kurzes, leichtes Stück Kabel an das Gerüst und das andere Ende um Ydwyrs Fußknöchel geschweißt, und das Seil losgebunden. Eine grausame Fessel war es nicht, und der Terraner musste den Verstand wach und die Waffe bereit halten, wenn er an dem Merseianer vorbeiging.
    »Haben Sie unser Gespräch gehört?«, fragte er. »Ich hatte den Interkom eingeschaltet gelassen.«
    »Für Ihre Freundlichkeit sei Ihnen gedankt«, entgegnete Ydwyr, »aber ich konnte dem Anglisch nicht folgen.«
    »Oh!« Djana schlug die Hand vor den Mund. »Das hatte ich ja ganz vergessen …«
    »Und ich auch«, gab Flandry zu. »Wir Terraner neigen zu der Annahme, dass jedes gebildete Wesen – per definitionem – unsere offizielle Sprache kennt, aber natürlich ist das nicht der Fall. Nun, ich kann Sie ins Bild setzen.«
    »Ich glaube, darauf bin ich schon selbst gekommen«, sagte Ydwyr. »Sie schwingen sich in einer gefährlichen, aber tarnenden Nähe im freien Fall um den Pulsar. Aus dem relativistischen Bereich werden Sie Ihre Kuriertorpedos im Bündel starten, deren Hyperantriebe Sie auf Simultanbetrieb abgestimmt haben. Dank der verzerrenden Umgebung hoffen Sie, dass meine Artgenossen deren Impulse für die Emission des Bootes halten und sie verfolgen. Wenn Ihr Köder sie auf ein Lichtjahr Entfernung fortlockt, befinden Sie sich außerhalb der Reichweite ihrer Hyperwellenortung und können auf Umwegen die Heimreise antreten. Die Weite des Alls macht es unwahrscheinlich, dass man, wenn man Sie nach Entdeckung der Täuschung zu verfolgen versucht, Ihre Vibrationen noch einmal auffindet.«
    »Richtig«, bestätigte Flandry bewundernd. »Sie sind ein raffinierter Bursche. Ich freue mich schon auf unterhaltsame Gespräche mit Ihnen.«
    »Wenn Ihr Plan gelingt.« Ydwyr vollführte eine Geste des Respekts. »Wenn nicht, und wir werden lebendig aufgebracht, so stehen Sie unter meinem Schutz.«
    In Djana loderte Freude auf. Meine Männer können Freunde sein!
    »Sehr freundlich von Ihnen«, sagte Flandry und verneigte sich. Er wandte sich an das Mädchen. »Wie wär’s, wenn du uns eine Kanne Tee machen würdest?«, fragte er auf Anglisch.
    »Tee?«, fragte sie erstaunt.
    »Er mag Tee. Seien wir gastfreundlich. Stell das Kücheninterkom auf geringe Lautstärke, dann kannst du uns reden hören.«
    Flandry sprach leichthin, doch sie merkte dem letzten Satz eine unterschwellige Bedeutung an, und ihre Freude erstarrte zu Eis. Aber wieso, wieso? »Wünscht … der Datholch … Tee?«, fragte sie auf Eriau.
    »Sei bedankt«, antwortete Ydwyr beiläufig; er interessierte sich weit mehr für den Terraner. Automatenhaft ging Djana nach vorn. Die Stimmen verfolgten sie:
    »Ich bin weniger freundlich, Dominic Flandry, als dass ich mich bemühe, ein dreistes und findiges Wesen vollkommen funktionstüchtig zu erhalten.«
    »Als Diener?«
    »Khraich, nach Hause schicken können wir Sie schließlich nicht, oder? Ich …«
    Djana schloss demonstrativ die Kombüsentür. Sie schnitt die Stimmen ab. Mit zitternden Finger drückte sie den Interkomschalter.
    »… Verzeihung. Nach Ihren Begriffen meinen Sie es wahrscheinlich nur gut, Ydwyr. Ich habe nur leider dieses archaische Vorurteil, dass ich die Freiheit selbst der nettesten Sklaverei vorziehe – Sklaverei der Art etwa, wie Sie sie dem armen Mädchen übergezogen haben.«
    »Das war eine Rekonditionierung. Sie ist dadurch sowohl körperlich als auch geistig verbessert worden.«
    Nein! Er könnte genauso gut von einem Tier sprechen!
    »Sie wirkt – wie soll ich sagen – ausgeglichener. Doch das ist nur ein scheinbarer Zustand, der nur anhält, solange Sie ihr diese Vateridee als Kapuze über den Kopf ziehen.«
    »Hr-r-r, Sie haben also von Aycharaychs Techniken gehört?«
    »Aycharaych? Wer? Nein … Da muss ich Captain Abrams fragen … Verdammt! Ich hätte mitspielen müssen, was? Na gut, den Ball habe ich fallen lassen, nachdem Sie ihn mir direkt in die Hände geworfen haben. Um auf Djana zurückzukommen, die Vaterfixierung ist für jeden aufmerksamen Außenstehenden unübersehbar.«
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Sie fiel uns als unwissentliche Agentin in die Hände, die Wissen erlangt hatte, das nicht nach Terra gelangen durfte. Sie bewies Potenzial. Statt sie unverzüglich zu töten, konnten wir auch versuchen, sie zu entwickeln. Der Tod ist ein Mittel, das stets zur Verfügung steht. Außerdem

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