Flandry 3: Rebellenwelt
er sei ein mächtig kluger Kerl. Das gehört zur Manipulation.«
Da erst begriff sie, was sie hörte. »Haben Sie das gerade wirklich gesagt?«
»Wenn Sie mich anzeigen, könnte ich wegen Majestätsbeleidigung achtkantig rausfliegen«, gab Flandry zu. »Aber irgendwie bezweifle ich, dass Sie das tun werden.«
»Natürlich nicht! Denn Sie …« Sie beherrschte sich.
Er dachte: Ich hatte nicht vor, sie in irgendeiner Weise hinters Licht zuführen. Offenbar habe ich das aber trotzdem getan, wenn sie glaubt, ich würde mich vielleicht der armseligen Revolte ihres Mannes anschließen. Nun, wenn sie dadurch kooperativer ist, so dient es dem Endziel, und glücklicher ist sie auch, falls ihr das was nützt. Er sagte:
»Allmählich sehe ich ein bisschen von dem Räderwerk vor mir. Der Kaiser möchte seinen süßen Aaron zurück. Der süße Aaron erklärt ihm, dass er dazu dem Sektor Alpha Crucis große Summen entnehmen muss. Damit kann er bestechen, Wahlen manipulieren, Propaganda betreiben, Ereignisse arrangieren, vielleicht sogar bestimmte Mordanschläge kaufen … bis im Politischen Rat eine Mehrheit auf seiner Seite steht.
Ergo ergeht ein Wort vom Thron an verschiedene mächtige, handverlesene Männer. Die Tatsachen über Snelunds Maßnahmen als Gouverneur haben weitgehend unterdrückt zu werden, ihre Untersuchung ist so lange wie möglich hinauszuzögern und dann, wenn sie anläuft, mit jedem erdenklichen Trick zu behindern. Ja. Das habe ich mir schon fast auf eigene Faust gedacht.«
Er runzelte die Stirn. »Aber ein Skandal dieses Ausmaßes lässt sich unmöglich für immer vertuschen«, fuhr er fort. »Es werden zwar genügend Leute sich damit abfinden, dass Snelund zur Grauen Eminenz wird, um seinen Plan funktionieren zu lassen – aber nur, bis sie erfahren, was er hier draußen verbrochen hat. Dann werden sie wahrscheinlich Gegenmaßnahmen ergreifen, und sei es nur aus Angst vor dem, was er ihnen antun könnte.
Snelund ist leider nicht dumm, da haben wir Pech. Vielleicht kann ihn kein großer, spektakulärer Krieger oder Staatsmann stürzen, aber ein Schwarm mausgrauer kleiner Buchhalter und Wohlfahrtsinspektoren lässt sich gar nicht so einfach in die Schranken weisen. Er muss einen Plan haben, um auch mit ihnen fertigzuwerden. Was kann das sein?«
»Bürgerkrieg«, sagte Lady McCormac.
»Was?« Flandry ließ die Zigarette fallen.
»Die Leute so lange reizen, bis eine Rebellion ausbricht«, erklärte Lady McCormac düster. »Die schlägt er dann in einer Weise nieder, dass kein solider Beweis für nichts übrigbleibt.
Er wird seine Flotte so schnell keinen klaren Sieg erringen lassen. Ein andauernder Feldzug, bei dem Planeten angegriffen werden, dadurch bekommt er das Chaos, das er braucht. Aber selbst angenommen, Ihr Admiral kann Hugh mit einem Gefecht schlagen, was ich bezweifele, werden seine Söldner trotzdem genug ›Befriedungseinsätze‹ durchführen, und sie werden ihre Anweisungen haben, wie sie vorgehen sollen.
Danach wird er die Söldnerverbände auflösen und sein Oberherrenkorps auch. Er hat den Abschaum des ganzen Imperiums angeworben, und sie werden wieder dorthin verschwinden, wo sie hergekommen sind, für niemanden mehr auffindbar. Für die Revolte wird er Subversion verantwortlich machen, und sich erklärt er zum heldenhaften Anführer, der die Grenze gerettet hat.«
Sie seufzte. »Oh ja«, fuhr sie fort, »er weiß, dass danach einiges noch nicht geklärt ist, aber er geht nicht davon aus, dass das wichtig sein wird: vor allem, weil er selbst eine Menge Unklarheiten erst schaffen will.«
»Das ist beträchtliches Risiko«, sann Flandry. »Aber bei Krischna, was für ein Einsatz!«
»Die merseianische Krise ist seine große Chance«, sagte Kathryn McCormac. »Die Aufmerksamkeit richtet sich dorthin, und die hiesige Flotte ist zum Großteil fort. Er wollte Hugh aus dem Weg schaffen, weil Hugh für ihn gefährlich war, aber auch, weil er gehofft hat, auf diese Weise freie Bahn zu haben, um Aeneas so sehr zu quälen, bis Aeneas sich erhebt und den Kernbrand in Gang setzt. Hugh war mehr als nur der kommandierende Admiral dieses Sektors. Er ist Firstman von Eion, wodurch er auf unserer Welt niemandem untersteht als dem Statthalter. Unser Kabinett konnte ihn nach dem Gesetz nur zum ›beratenden Experten‹ ernennen, doch zum Ende hin war er außer dem Namen nach der Vorsitzende und leitete den Widerstand gegen Snelunds Werkzeuge. Und Aeneas hat von je her den Ton für alle menschlichen
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