Flandry 3: Rebellenwelt
Kost.«
»Ich denke, ich weiß, worauf es hinausläuft«, sagte Flandry. »Das Ganze schloss Hormonaustausch ein, war für alle Seiten vorteilhaft und zementierte die Zusammenarbeit. Sie hatten Glück, dass nicht zufällig auch eine Spezies, die nur aus einem Organismus bestand, gleichzeitig Intelligenz entwickelte. Sie hätten kurzen Prozess mit deinen Didoniern gemacht, als sie sich noch im unbehaglichen Frühstadium befanden. Jetzt aber scheint die Symbiose hier das Sagen zu haben. Das ergibt faszinierende Möglichkeiten für die Zivilisation.«
»Wir haben ihnen nicht allzu viel von uns gezeigt«, sagte Kathryn. »Nicht nur, weil wir sie studieren möchten, wie sie sind. Wir wissen nicht, was ihnen gut tut und was katastrophal wäre.«
»Ich fürchte, das lernt man nur durch Versuch und Irrtum«, entgegnete Flandry. »Mich würde wirklich interessieren, was passiert, wenn man einige Entitäten von Geburt an« – auch die Krippos brachten lebende Junge zur Welt – »in einer technisierten Gesellschaft aufzieht.«
»Warum keine Menschen unter Didoniern aufwachsen lassen?«, fuhr sie auf.
»Tut mir leid.« Bei dir ist auch die Indignation etwas Wunderschönes. »Meine Ideen gehen bloß mit mir durch. Ich würde so was niemals wirklich machen, um keinen Preis. Ich habe zu viele erbärmliche Opfer derartiger Experimente gesehen. Ich hatte vergessen, dass sie dir nahestehen.«
Er hatte eine Inspiration! »Ich würde mich gerne selber mit ihnen anfreunden«, sagte Flandry. »Wir haben einen Trip von zwei bis drei Monaten vor uns und kübelweise Freizeit am Lagerplatz. Warum bringst du mir nicht ihre Sprache bei?«
Sie musterte ihn erstaunt. »Ist das dein Ernst, Dominic?«
»Aber ja. Ich will dir aber nicht versprechen, dass ich das Wissen mein ganzes Leben lang behalten werde. Mein Kopf ist sowieso schon zu sehr mit verstaubten Informationen vollgestopft. Aber im Augenblick, ja, da möchte ich mich direkt mit ihnen verständigen können. Das wäre für uns sicherer. Und wer weiß, vielleicht komme ich ja auf eine neue wissenschaftliche Hypothese über die Didonier, die viel zu skurril ist, als dass sie einem Aeneaner eingefallen wäre.«
Kathryn legte ihm die Hand auf die Schulter. So war sie; sie berührte gerne Menschen, die ihr wichtig waren. »Du bist kein Josipist, Dominic«, sagte sie. »Du gehörst zu uns.«
»Wie dem auch sei …«, entgegnete er verwirrt.
»Wieso stehst du zu Josip? Du weißt doch, was er ist. Du hast seine Kumpane gesehen, Kreaturen wie Snelund, die ihn am Ende außer dem Namen nach vielleicht ersetzen. Warum schließt du dich nicht uns an, Menschen wie dir?«
Flandry wusste warum: Es begann damit, dass er nicht an den Erfolg der Revolution glaubte, und ging mit grundsätzlicheren Fragen weiter. Doch das konnte er ihr nicht sagen, nicht an diesem unverhofft magischen Tag. »Vielleicht wirst du mich ja noch bekehren«, sagte er. »Aber wie sieht es nun mit den Sprachlektionen aus?«
»Sicher, natürlich.«
Flandry konnte seinen Männern nicht verbieten, am Unterricht teilzunehmen, und einige von ihnen setzten sich dazu. Indem er alle Register seines beträchtlichen Talents zog, entmutigte er sie bald, und sie gaben auf. Danach gehörte ihm für viele Wochenstunden Kathryns ungeteilte Aufmerksamkeit. Die neidischen Blicke ignorierte er, und er war auch nicht mehr eifersüchtig, wenn Kathryn sich angeregt mit einem der Männer unterhielt oder sich in einen Kreis am Lagerfeuer setzte und mitsang.
Ihn beunruhigte auch nicht, als Chief Petty Officer Robbins von der Suche nach für Menschen essbaren Pflanzen mit ihr zurückkehrte – mit einem blauen Auge sowie einem belämmerten Gesicht. Unerschüttert kam sie später nach und behandelte den CPO, als wäre nichts geschehen. Es musste sich schnell herumgesprochen haben, denn es kam zu keinem zweiten Zwischenfall.
Flandrys rasche Fortschritte bei ihren Lektionen erstaunten sie. Sah man davon ab, dass er die richtigen Anlagen besaß, hatte er die gnadenlos anspruchsvollen Kurse des Nachrichtenkorps zu Linguistik und Metalinguistik, Semantik und Metasemantik sowie jeden bekannten Trick zur Konzentrations- und Gedächtnissteigerung hinter sich gebracht; er hatte zu lernen gelernt. Wenige zivile Wissenschaftler erhielten eine solch gute Ausbildung; sie brauchten sie schlicht nicht so dringend wie ein Feldagent. Binnen einer Woche hatte Flandry die Strukturen der Sprache vom Donnerstein und des Menschenpidgins erfasst – keine leichte
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