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Flandry 3: Rebellenwelt

Flandry 3: Rebellenwelt

Titel: Flandry 3: Rebellenwelt
Autoren: Poul Anderson
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Übung, denn der didonische Verstand war wirklich vollkommen fremd.
    Oder doch nicht? Nachdem er die prinzipielle Grammatik und ein Grundvokabular erhalten hatte, ergänzte Flandry Kathryns Lektionen, indem er mit Didoniern sprach, am häufigsten mit Höhlenentdecker. Zu Anfang spielten sich aberwitzige Szenen ab, doch nach einigen Wochen hatte er den Punkt erreicht, an dem er echte Gespräche führen konnte. Der Didonier interessierte sich für ihn und Kathryn genauso sehr wie sie sich für Sieer. Sie begann, an ihren Gesprächen teilzunehmen, was Flandry nicht im Geringsten störte.
    Höhlenentdecker war überdurchschnittlich abenteuerlustig. Sieers Persönlichkeit wirkte klarer umrissen als bei den Übrigen, einschließlich allen anderen in der Gruppe, zu denen Einheiten Höhlenentdeckers gehörten. In der Heimat jagte Sieer, schlug Holz und ging, wenn es nicht viel zu tun gab, auf weite Entdeckungsreisen. Jährlich reiste Sieer an den See, den man den Goldenen nannte, wo weniger fortgeschrittene Kommunen Markt abhielten und Höhlenentdecker metallene Geräte gegen Pelze und Dörrobst tauschte. Sieers Noga hatte die Angewohnheit, sich dort mit einem bestimmten Ruka und einem bestimmten Krippo aus zwei anderen Orten zu vereinigen und die Entität Floßfahrer zu bilden. Am Donnerstein gehörten Höhlenentdeckers Noga und Ruka außer zu Viele-Gedanken auch zu Sangesmeister, Sieers Krippo (ein Weibchen) zu Führer-des-Tanzes, Sieers Ruka zu Braumeister und sie alle zu verschiedenen zeitweiligen Entitäten.
    Außer in der Ausübung ihrer erzieherischen Pflichten verband sich keiner von ihnen wahllos. Warum die Zeit einer Einheit, die Teil einer herausragenden Entität sein konnte, verschwenden, indem sie sich mit weniger begabten Einheiten einließ? Am Donnerstein existierte eine leicht unscharfe, aber dennoch reale Unterscheidung zwischen ›guten Familien‹ und ›Proleten‹. Weder Snobismus noch Neid schienen dorthineinzuspielen; man sah das Ganze eher pragmatisch. Innerhalb der Kommune wurde Uneigennützigkeit als derart selbstverständlich vorausgesetzt, dass solche Konzepte gar nicht existierten.
    Das zumindest war der Eindruck, den Flandry und Kathryn gewannen. Sie gab zu, dass sie sich vielleicht irrten. Wie sollte man auch die Psyche eines Wesens mit drei Gehirnen erforschen, von denen jedes sich an seinen Anteil an anderen Geschöpfen erinnerte und indirekt noch Dinge wusste, die sich Generationen vor seiner Geburt ereignet hatten?
    Einzeln waren die Nogas sanft, obwohl Kathryn sagte, dass sie durchaus sehr zornig werden konnten, wenn man sie provozierte. Die Krippos waren reizbar und musikalisch; sie erzeugten wunderbar klare Laute in komplizierten Mustern. Die Rukas waren ruhelos, neugierig und verspielt. Bei alledem handelte es sich jedoch um Verallgemeinerungen. Die individuelle Varianz war genauso groß wie bei allen Wesen mit höherentwickelten Nervensystemen.
    Höhlenentdecker liebte Sieers Universum. Sieer sehnte den Moment herbei, in dem er Port Frederiksen sah, und fragte sich, ob die Möglichkeit bestand, in einem Raumschiff irgendwo anders hinzugelangen. Nachdem Sieer die Grundlagen der Astronomie, Xenologie und galaktischen Politik einmal begriffen hatte, stellte er zunehmend gezieltere Fragen, bis Flandry sich ernsthaft fragte, ob Didonier womöglich von Natur aus intelligenter seien als Menschen. Konnte ihre technische Rückständigkeit das Resultat nebensächlicher Umstände sein, die nicht mehr zählten, sobald sie einmal die Möglichkeit systematischen Fortschritts entdeckt hatten?
    Die Zukunft könnte ihnen gehören und nicht uns, dachte Flandry. Und Kathryn würde antworten: Warum soll sie nicht allen gehören?
    Unterdessen setzte die Expedition ihren Weg fort – durch Regen, Sturm, fremdartige, wenn auch nicht feindliche Kommunen und schließlich über ein Hochland, dessen Kühle die Menschen genossen. Die Didonier hingegen schauderten und mussten hungern, denn es wuchs dort kaum etwas. Obwohl die Krippos Lufterkundungen durchführten, gerieten sie häufig in unpassierbares Gelände, mussten auf dem gleichen Weg umkehren und eine andere Route versuchen.
    Hier, im Hochmaurusian, überfiel sie die Schlacht.

 
XII
     
     
    Ein Pass war am einfachsten durch eine Schlucht zu erreichen. Im Laufe der Megajahre hatte ein Fluss sie geschnitten, der im Winter vom Regenwasser anschwoll und im Sommer zu einem Rinnsal vertrocknete. Die Wände boten Schutz vor Wind und strahlten ein wenig Wärme
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