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Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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blitzten. Neben ihm ging Aycharaych.
    Flandry hörte, wie Bronson erstickt ächzte und Aline keuchend Luft holte. Wenn dieser Spieler wieder eingewechselt wurde, in diesem kritischen Stadium … Schweigen lastete auf dem Saal, während die Neuankömmlinge dem Gang folgten, um dem Herrscher ihre Ehrerbietung zu erweisen.
    Keine Gedanken, sondern Instinkt und Impuls lenkten Flandry. Er sprang vom Podium. Der höfische Degen glitt zischend aus der Scheide an seiner Hüfte. »Haltet sie auf!«, brüllte er. »Sie wollen einen Anschlag auf den Sartaz verüben!«
    Aycharaych riss die Augen auf. Er öffnete den Mund, um zu verkünden, was er in Flandrys Gedanken las – und sprang gerade noch rechtzeitig zurück, um einem Degenstoß gegen seine Brust zu entkommen.
    Er zog ebenfalls blank. Mit metallischem Rasseln kreuzten die Spione die Klingen.
    Aus schierem Reflex zückte auch Korvash die Waffe. »Schießen Sie ihn nieder, ehe er zuschlägt!«, brüllte Aline. Gardisten stürzten vor.
    Der Botschafter ließ den Degen fallen. »Das ist vollkommen albern …«, begann er. Ein Schockstrahl schnitt ihm das Wort ab. Er brach zusammen.
    »Das war vielleicht unnötig«, sagte der Sartaz hellsichtig. »Übergeben Sie ihn einem Arzt … unter Bewachung.«
    Flandry und Aycharaych bewegten sich durch sein Sichtfeld, verbissen kämpfend. »Trennt sie!«, rief der Offizier der Wache.
    »Nein«, widersprach der Sartaz. »Sollen sie es ausfechten.«
    Aline ballte die Fäuste. Bronson stand wie vom Donner gerührt da. Auf ein Zeichen des Herrschers hin nahmen die Gardisten wieder ihre Posten ein.
    Flandry hatte sich stets für einen Meisterfechter gehalten, doch Aycharaych war ihm ebenbürtig. Obwohl die Schwerkraft den Chereioner behinderte, bewegte er sich mit einer Schnelligkeit und Präzision, der kein Mensch gleichzukommen vermochte. Seine Klinge pfiff hin und her und im Kreise, fintete, stieß, parierte, fügte dem Gegner an Arm und Schulter blutende Schnitte zu; und er lächelte unaufhörlich.
    Seine Telepathie nutzte ihm wenig. Fechten ist mehr eine Frage des erlernten Reflexes als des bewussten Gedankens. Doch vielleicht gewährte ihm sein Talent gerade den kleinen Vorteil, mit dem er das Handicap der Schwerkraft ausglich.
    Der ›Totentanz‹ setzte sich fort. Auch Flandry erzielte Treffer. Rote Tropfen rannen das goldene Gesicht hinunter. Ich werde dich auslaugen, Aycharaych, dachte der Terraner. Du wirst vor mir müde. Er zog sich zurück, und sein Feind hatte keine andere Wahl, als ihm in der Hoffnung auf einen fatalen Fehler zu folgen.
    Fast erhielt er die Gelegenheit zu einem tödlichen Angriff. Flandrys Parade geriet ins Wanken. Aycharaych stieß zu, und seine Degenspitze erreichte den Oberarm des Terraners. Ein Karatetritt riss ihm den Degen aus der Hand, und eine Stahlspitze bedrohte seine Kehle.
    »Töten Sie ihn nicht!«, rief der Sartaz. »Wir werden Sie alle vernehmen. Wache, entwaffnen!«
    »Dominic, Dominic«, jammerte Aline, zwischen Tränen und Lachen hin und her gerissen; dennoch blieb sie auf ihrem Platz auf der Bühne.
    »Euer Majestät«, keuchte Flandry, »ich bitte Sie, lassen Sie mich zu Ihrem eigenen Schutz diesen Gefangenen bewachen, bis wir beenden, was wir begonnen haben. Die Zeit ist furchtbar knapp, und wenn er Gelegenheit erhält, beginnt er die Tatsachen zu verdrehen, bis es zu spät ist. Sie werden sehr bald verstehen, was ich meine.«
    Sein Geist sendete: Aycharaych, wenn du auch nur die Lippen öffnest, durchbohre ich dich, und um die Folgen mache ich mir später Sorgen.
    Der Chereioner zuckte kaum merklich mit den Schultern. Hatte die Gebärde etwas Ironisches an sich? Er musste die Entscheidung des Herrschers vorhergesehen haben:
    »Also gut. Das wäre … passend.«
    Flandry entspannte sich ein wenig. Was er gesagt hatte, war vermutlich noch nicht einmal vollständig gelogen. Ohne Zweifel waren die Merseianer zurückgekehrt, um ihre eigene Überraschung zu präsentieren; sie hatten erfahren – sehr wahrscheinlich von Aycharaych, der den Verstand eines Adjutanten angezapft hatte –, dass auch Bronson und Aline wieder da waren. Ihnen war durchaus klar, dass ein terranischer Plan in Gange war, und sie hatten entschieden, dass es am besten wäre, sofort zu handeln; währenddessen musste eine Warnung an ihre Truppen ergangen sein …
    »Um die Präsentation kümmern besser Sie sich«, rief Flandry Aline und Bronson zu. Er wagte es nicht, seine Aufmerksamkeit auch nur einen Sekundenbruchteil von

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